Ausbinder, gut oder schlecht?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

unsere Lehrerin hat uns mal erklärt, das Anfänger diese noch benötigen,

Wenn ihr nie richtig reiten lernen sollt,dann benötigt ihr unbedingt welche ;-))

Jeder, der in Physik nicht komplett alles verschlafen hat, sollte sich ein ausgebundenes Pferd mal ansehen und feststellen, wie so ein Ausbinder auf´s Pferd und auf das Pferdemaul wirkt.

Ziel ist es, das Pferd in eine unnatürliche Haltung zu pressen, die vorgeblich der Durchlässigkeit dienen soll. Durchlässigkeit geht aber nicht, wenn man ein Pferd einschränkt. Verglichen mit einem Jugendlichen, der zwar selbstständig sein Leben meistern soll, aber niemals irgendwo hin alleine darf.

Durchlässigkeit und Rittigkeit erreicht man, wenn man ein Pferd quasi von hinten her reitet: Man aktiviert zuerst die Hinterhand, diese soll Last aufnehmen und leicht untertreten. Als nächstes muss der Rücken frei sein, leicht aufgewölbt sein und mitschwingen. Der Hals muss sich als nächstes leicht aufrichten und das Genick muss ebenfalls frei sein, dass man eine vernünftige feine Verbindung zum Pferd herstellen kann. Lenken und Bremsen erfolgt ausschließlich über die Schenkel und über die Gewichtsverteilung, das Gebiss bleibt diesbezüglich unberührt.

Ja und wenn man das alles schafft, ergibt das ein harmonisches Pferd-Reiterbild ;-)

Das dauert Jahre, bis man so reiten kann und noch länger, wenn man keinen findet, der einem erklärt und zeigt, wie das alles geht. Viele können´s oder lernen´s nie, das ist auch kein Wunder wenn man in diversen Reitbetrieben einen Blick riskiert.

Zurück zu deinen Ausbindern: Ich gehe mal davon aus, dass ihr so 8-10 Reitschüler in der Stunde seit? Dann wären mir die Ausbinder durchaus klar, denn kein RL kann mehr als 5 oder maximal 6 Schüler gleichzeitig im Auge behalten und gezielt schulen. Wenn er dem einen was erklärt, zwickts auch schon übelst beim Nächsten und der Übernächste wird gleich übersehen... 

Das ist Massenabfertigung. Und dass man hier nur zu gern zu den Ausbindern greift, ist auch klar: diese Reitschulpferde sind meist abgestumpft und reagieren tatsächlich nur auf Druck im Maul, um nicht loszurennen. Die Schüler bekommen Ausbinder als "Hilfsmittel" verkauft, um auf verrittenen, abgestumpften Pferden das "nicht runterfallen" zu lernen. Vom richtigen Reiten ist man da aber leider meilenweit entfernt, soviel sei dazu gesagt.

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Ich hab übrigens meinen ersten, richtigen Reitunterricht auch auf ausgebundenen Pferden bekommen. Das war vor 30 Jahren und da hab ich mir auch noch keine Gedanken gemacht. Erst, als ich mir Privatunterricht leisten konnte, hab ich mir diesbezüglich (und über vieles mehr) Gedanken gemacht.

Ausbinder sind m.M.n. kein Hilfsmittel, sondern bestenfalls ein Begrenzung für etwas, was nicht sein soll.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dressur bis Klasse S*, über 30 Jahre Erfahrung
HamsterFrida 
Fragesteller
 13.12.2017, 08:46

wir sind 10-15 Personen in der Gruppe :(

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kaltblueterin  13.12.2017, 13:41
@HamsterFrida

Mit einem Reitlehrer, oder? 

Dann denke mal an die letzte Stunde zurück: wie viel Zeit hatte der RL explizit nur für dich und was konntest du konkret aus der Stunde für dich an neu dazu gelernten mitnehmen?

Wenn du ehrlich bist, nicht viel. Wie auch: mit 10 Schülern hat ein Lehrer pro Schüler 6 Minuten, mit 15 Schülern nur noch 4 Minuten pro Schüler, da sind 15/20€ eigentlich zu viel, wenn man das mal von der Seite sieht, oder?

Dass das auf Kosten des Pferdes gehen muss, ist denke ich selbsterklärend. 

Ich mache garantiert niemandem einen Vorwurf, das sind alles Überlegungen, die man sich selbst erst mit der Zeit erarbeitet. Bei mir hat’s nicht anders angefangen, ich wär auch einfach nur happy, als ich einmal im Monat zum Reiten gehen durfte im Gestüt. 

Heute sehe ich das anders, blicke auch hinter die Kulissen und bin nicht zu ängstlich meine Meinung zu äußern. 

An deiner Stelle würde ich mir einen anderen Stall suchen oder zumindest in einer kleineren Gruppe vernünftig reiten lernen. 

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HamsterFrida 
Fragesteller
 13.12.2017, 17:08

Das Problem ist, das meinen Eltern das auf diesem Hof passt, die Zeiten und der Weg und da sie sich nicht mit Pferden auskennen werde ich mich vor sie Entscheidung stellen müssen, weiter dort reiten oder aufhören

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kaltblueterin  13.12.2017, 17:16
@HamsterFrida

Ja so ist das nun mal im Leben ;-)

Die Entscheidung kann dir keiner abnehmen, das musst du mit deinem Gewissen vereinbaren und natürlich auch, ob das das Geld wert ist, welches deine Eltern da hinein stecken.

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linachen1991  14.12.2017, 21:13

Ich würde an deiner Stelle dort aufhören. Gibt es wirklich keine Möglichkeit irgendwo anders Unterricht zu bekommen? Bei uns in der Gegend gibt es sogar Höfe die totale Anfänger als Rb nehmen. Die erste Zeit natürlich NUR unter Aufsicht und Anleitung. So lernt man aber auch gleich den Umgang drum herum...

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HamsterFrida 
Fragesteller
 21.01.2018, 15:17

Ich habe jetzt einen anderen Hof gefunden, bei dem es Einzelunterricht für 15€ gibt. Bald haben wir dort die erste Reitstunde und schauen mal ob es dort besser geht.

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Es geht auch ohne u. das Argument deiner Lehrerin, dass der Ausbinder quasi gut für's Pferd ist, stimmt nicht! Im Gegenteil - er zwingt das Pferd in eine für es unnatürliche u. sogar schmerzhafte Haltung. Es kann sich nicht lösen u. baut Verspannungen auf. 

Auch die irrsinnige Annahme, es damit dem Reitschüler leichter zu machen, ist Käse. Das Pferd hat ja keinerlei Möglichkeit hat, auf Fehler zu reagieren. Genauso wenig kann es aber auch auf gute Sachen reagieren. Somit kommt der Schüler gar nicht dazu, zu erfahren, zu erspüren, was ist falsch, wie fühlt es sich richtig an...

Klar ist es für den Anfänger leichter, wenn er sich nicht auf soviel gleichzeitig konzentrieren muss u. die meisten Schulpferde trotteln dann ja auch mit dem Kopf auf der Brust ergeben in ihr Schicksal vor sich hin... 

Warum sollte also der RL sich Arbeit machen u. den Schüler erstmal lange genug oder immer wieder an der Longe lassen, ehe dieser einigermaßen vernünftig sitzen kann u. das Pferd tatsächlich reitet, statt nur irgendwie drauf zu bleiben u. halbwegs in die richtige Richtung zu reiten?!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
HamsterFrida 
Fragesteller
 12.12.2017, 20:41

Vielen Dank für deine Antwort, aber gibt es überhaupt nich Reitvereine die ohne Ausbindrr arbeiten ?

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Hjalti  12.12.2017, 20:47
@HamsterFrida

Ja, die gibt es. Und wenn ich lese, dass ihr zu 15. in der Gruppe reitet, dann ist der Lernerfolg sehr fraglich. Evtl. kannst du deine Eltern mit diesem Argument dazu bringen, einen Wechsel wenigstens zu diskutieren? Immerhin kostet das alles ja idR nicht eben wenig Geld...

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sammypoony  17.12.2017, 10:24

JA, bei uns. Wir haben wenn dann nur Dreieckszügel ganz locker verschnallt zum Longieren drin, mehr nicht

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Schlecht.

Ausbinder sind nie sinnvoll.  

Die ziehen mit Gewalt den Kopf des Pferdes runter, das hat auch nichts mit Rücken aufwölben oder dehnen zu tun, Letzteres geht nämlich gar nicht.  

http://www.abload.de/img/ausbinder687h.jpg

Folglich wird ein Pferd sich entweder auf das Gebiss legen oder hinter dem Gebiss verkriechen, denn sonst wird es ständig einen Ruck ins Maul bekommen.  

Versuch mal, den Kopf auf die Brust zu legen und gleichzeitig ein Hohlkreuz zu machen - das geht, tut aber weh. Viele Pferde drücken aber den Rücken mit Ausbindern durch, was zu einer extrem schmerzhaften Übersäuerung der Muskeln und einer Überdehnung der Oberlinie führt.  

Außerdem geben Ausbinder nicht nach, wie es eine gute Reiterhand kann. Das Pferd wird fixiert. Versuch du mal, ohne den Kopf zu bewegen, ein paar Runden zu laufen. 

Hier bei gute Frage wirst du mehrheitlich Leute finden, die jegliche Hilfszügel völlig verteufeln. In vielen anderen Bereichen wirst du Leute finden, die der selben Ansicht sind wie deine Reitlehrerin. 

Und vermutlich wird es gleich Kommentare zu meiner Antwort hageln, dass es sich hier nicht um Ansichten, sondern um Tatsachen handeln würde. Nur, umgekehrt behaupten das die anderen genauso.

Also meine Erfahrung ist die, dass Hilfszügel in vielen Situationen  hilfreich sind. Dass sich viele Reiter/Pferdpaare sich aus unterschiedlichen Gründen besonders zu Beginn wesentlich leichter tun mit Dreieckszügel o.ä.

Wohl habe ich auch schon sowohl Pferde erlebt, die damit nicht zurecht kamen, als auch Reiter, die damit gedankenlos Schaden anrichten.

Aber ich meine, solche Dikussionen führen hier zu weit, und ein Anfänger ist überfordert, wenn er sich über Sinn und Unsinn vieler Dinge alzuviel Gedanken macht. Wenn man einige Jahre Erfahrung hat (perfekt wird man nie), ist man dann eher in der Lage, auch  wirklich etwas zu bewirken. Für den Anfang halte ich es jedoch für sinnvoller,  wenn man  einfach mal dem in der Reitschule bevorzugten Konzept folgt.

pony  12.12.2017, 23:42

in einer gruppe von 10-15 reitern bekommt in 45 minuten jeder 4,5 minuten unterricht. (s. kommi der fragestellerin) - den rest der zeit hat der reitlehrer den reiter jeweils nur periphär im auge. das ist der punkt bei dem das pferd extremen schaden nehmen kann, da der anfänger quasi ohne anleitung reitet.

im einzelunterricht kann in bestimmten situationen ein stosszügel, der so eingestellt ist, dass die pferdenase bis zu 35° vor die senkrechte kann, sinn machen. wobei da der stosszügel im kinnriemen des reithalfters oder besser noch in einen kappzaum eingeschnallt werden sollte.

der ausbinder hindert einen schwachen reiter daran, das pferd in stellung und biegung zu bringen, ohne extrem mit dem zügel einzuwirken.

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Cori1005  13.12.2017, 09:23

Ich sehe das ähnlich.

Ausbinder mach ich auch nicht wirklich... lang eingestellte Dreiecker, die den Weg nach unten zeigen und den Pferden eine Begrenzung nach oben geben, dass sie nicht mit hoch gerissenen Kopf und weg gestreckten Rücken durch die Gegend rennen, machen da mehr Sinn. Ich gehe von unseren Schulis aus. Viele Reitvereine haben nicht mehr das Geld sich gut ausgebildete Pferde zu leisten, die bis L alles drauf haben und es den Schülern richtig beibringen, am besten noch durchlässig ohne Ende sind und von Alleine durch Genick laufen. So ist das heute fast NIRGENDS mehr. Unsere Schulis laufen mit den absoluten Anfängern auch ausgebunden... bei den Fortgeschrittenen ohne.

Die Diskussionen ob Ausbinder oder nicht gehen hier ins unermessliche... Ich halte es wie gesagt jedoch für Sinnvoll, gerade für absolute Anfänger, in Situationen wie Gruppenstunden etc.

Was jeder mit seinem eigenen Pferd macht oder nicht ist ja jedem das Seine...

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LyciaKarma  13.12.2017, 11:15
@Cori1005
Viele Reitvereine haben nicht mehr das Geld sich gut ausgebildete Pferde zu leisten, die bis L alles drauf haben

Das braucht man auch gar nicht. 

Man braucht nur ein Pferd, das ordentlich und korrekt an der Longe laufen kann und zwar (nur) am Kappzaum. Dann kann der Reitschüler auch erfühlen, wie es sich anfühlen muss. 

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spikecoco  13.12.2017, 19:27
@LyciaKarma

es ist schade , das dies wieder einmal Zulasten der Tiere geht. Kann ich nicht verstehen.

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Ausbinder müssen nicht sein, WENN die Pferde gut ausgebildet sind, die reiranfänger richtig angeleitet werden und z.b. (anfangs ) gebißlos reiten.

Natürlich ist das für reitlehrer und pferdetrainer mit etwas mehr Aufwand und Arbeit verbunden,
Und die Gruppen sollten eher kleiner sein( 4~5 gute Pferde).

Aber das schmälert natürlich die Einnahmen der reitschule .....

Aber es gibt genug gute gegenbeispiele, die ohne ausbinder auskommen!

Kostet vielleicht ETWAS mehr, macht aber Sinn!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reiten-Haltung-Zucht-Ausbildung n.LTJ u.ä.
HamsterFrida 
Fragesteller
 12.12.2017, 18:57

Ok vielen Dank, nur ich weiß nicht ob ich von diesem Hof weg gehen möchte, ich liebe das Pferd welches ich reite und die Zeit passt auch für meine Eltern. Meine Eltern kennen sich mit Pferden leider nicht aus und würden mich somit niemals wechseln lassen, das Problem ist, wir sind 10-15 Personen in der Gruppe und hatten noch nie Einzelunterricht. wir reiten im Sommer nur draußen, wo wir nicht mal erklärt bekommen, was zum Beispiel der leichte Sitz ist. Es gibt auch ein paar Mädchen dort die mich tierisch aufregen (ich weiß die gibt es auf jedem Hof). Meine Eltern werden mir sagen, das ich entweder dort weiter reiten oder aufhören soll. Aber vielen Dank

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Urlewas  13.12.2017, 07:09
@HamsterFrida

Eine unüberschaubare große Gruppe und kaum Erklärungen sind dem lernen hinderlich. Bei diesen Verhältnissen  man leider davon ausgehen, dass die Hilfszügel nicht nur  eine Hilfe für den Anfang, sondern Dauerzustand sind. Wo die Pferde nur hintereinander her trotten wie Kirmesponys, lernt man nach einem Jahr kaum mehr was, und die Pferde werden ziemlich abgestumpft.

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