Brauchen wir mehr Wirtschaft und Steuer Unterricht?

Ja 40%
Nein 40%
Nur wenn er frei von Ideologie ist 20%
Nur wenn er konservativ ist. 0%
Nur wenn er sozialistisch geprägt ist 0%

5 Stimmen

2 Antworten

Nur wenn er frei von Ideologie ist

Schulbildung sollte das Ziel verfolgen, junge Menschen in der Breite möglichst gut auszubilden und gleichzeitig das kritische und methodische Denken zu schulen.

Ich bin kein Gegner des humboldtschen Bildungsideals, aber wir leben heute in einer anderen Welt als 1810. Die Konzeption vieler Pflichtfächer, ihrer Schwerpunkte und deren Anteil am Curriculum, verstehe ich in Teilen nicht mehr. Diese Fächer mögen die Realität und Fächervielfalt der damaligen Zeit gut abgebildet haben, vernachlässigen aber viele Entwicklungen. Insbesondere das heutige Spektrum und die Verteilung der Wissenschaften an Universitäten sind oft völlig anders. Wissenschaften wie Ökonomie, Psychologie oder Informatik existierten zur Zeit des humboldtschen Bildungsideals noch gar nicht in der heutigen Form, werden aber in vielen Lehrplänen immer noch stiefmütterlich behandelt. Dabei sind diese Fächer zweifellos wichtig, um Menschen zur Selbstbildung und Mündigkeit in der modernen Gesellschaft zu führen.

Beispielsweise sind historische Verslehre (Deutsch) oder Redoxreaktionen (Chemie) spannende Themen, aber sind sie heutzutage nicht eher als Spezialwissen einzuordnen? Muss es wirklich Pflichtstoff für alle sein? Ich bin da nicht so sicher... Vielleicht sollte man einmal ein wenig Platz für neue Inhalte schaffen und gewisse Spezialthemen in den Wahlpflichtbereich verlagern.

Wirtschaftsunterricht dürfte jedoch nicht zu einem Crashkurs verkommen, in dem man lediglich lernt, eine Steuererklärung zu machen oder Buchungsvorgänge zu verrechnen. Es sollte vielmehr eine universelle Ausbildung bieten, die ökonomische Grundlagen vermittelt, die übergreifend wichtig sind. In diesem Zusammenhang könnte es sinnvoll sein, Politik und Wirtschaftslehre zusammenzulegen und den Umfang zu erweitern. Sozialwissenschaften und (Sozial-)Psychologie sind ebenso wichtig und haben eine große Schnittstelle zu wirtschaftlichen Prozessen. Auch Mathematik, die oft als Anwendungsfeld für wirtschaftliche Fragestellungen dient, könnte stärker integriert werden. Es sollte auf jeden Fall ideologiefrei und selbstkritisch gelehrt werden. Z.B. sollten die Stärken und Schwächen von Kapitalismus und Sozialismus neutral und transparent gegenübergestellt werden.

Ähnlich könnte man Psychologie, Informatik oder Recht in den Unterricht einbinden. Insgesamt denke ich, dass fächerübergreifende, interdisziplinäre Vernetzung in der Schule viel stärker stattfinden sollte und das gesamte System modernisiert werden muss - jedoch ohne an den Grundprinzipien zu rütteln.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Theoretische und praktische Erfahrungen in diesem Feld.

verreisterNutzer  24.10.2024, 18:12

Ja, dass würde ich so Unterschreiben :).

Die wirtschaftlichen Kenntnisse der meisten Politiker sind erschütternd. Da würde kaum einer eine Zehnte-Klasse-Prüfung bestehen.

Aber indem man das Schul-Niveau anhebt - was grundsätzlich wichtig wäre - werden die Politiker auch nicht gescheiter - sie sind fest an ihre Lobbies gebunden.