Was meint die Person eigentlich damit (Subtext) / Das Brot von Wolfgang Borchert?

1 Antwort

Der Mann ißt heimlich eine Scheibe Brot.

Nach dem Krieg waren Lebensmittel streng rationiert und nur mit Lebensmittelkarte zu kriegen. Hunger und Frieren waren auch Mittel offizielle Bestrafung/Erziehung durch die Alliierten.

Heimlich ein Brot essen - das war fast wie schwerer Diebstahl und auf jeden Fall ein schwerer Vertrauensbruch. Beide, Mann und Frau wissen darum. Und beide tun, als bemerkten sie es nicht. Die Frau will ihren Mann nicht noch zusätzlich beschämen. Und die Warnung, nicht barfuß zu laufen verweist auf frauliche Fürsorge in einem kalten Winter. Vermutlich der Hungerwinter 1946. Keine Kohle zum Heizen, 1000 bis 800 Kalorien am Tag und weniger, wenn man denn überhaupt etwas bekam. Die Lebensmittelversorgung brach zusammen! Tägliches Hungern war also das "tägliche" Brot. Vor allem aber , wenn man körperlich sich anstrengen mußte.

https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Hungerwinter-194647,hungerwinter166.html

Zitat: In Deutschland kämpfen vor allem die Bewohner der zerbombten Städte mit dem Hunger. Die Anzahl derer, die im Verlauf der Kälteperiode an den Folgen von Frost und Mangel sterben, ist nur annähernd schätzbar. Mehrere Hunderttausend Tote sind es, so die Hochrechnungen von Historikern. .........

https://www.freitag.de/autoren/columbus/wieviel-kalorien-sind-genug-i

Zitat: Die Alliierten hatten entschieden, dass Deutsche bei der Sicherstellung der Lebensmittelversorgung in Nachkriegseuropa hintenan stehen sollten. - General Lucius D. Clay, später der Held der Berliner Luftbrücke, zeigte sich überzeugt, sie könnten nur durch die Erfahrung von Hunger und Kälte begreifen, was die Verursachung und Durchführung eines rücksichtslosen, allumfassenden Angriffs- und Vernichtungskrieges bedeutete. Die Strafe sollte auf dem Fuße folgen, ganz nach dem Prinzip des brutalen „Karthagischen Friedens“(1). - Seine Präsidenten, (Roosevelt und Truman) und die militärischen Befehlshaber sahen das, bis zum offensichtlichen Unglück im Hungerwinter 1946/47, ganz genau so.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hungerwinter_1946/47#Ablauf

Zitat: Die Lebensmittelversorgung brach vielerorts zusammen,[3] vor allem in den städtischen Ballungszentren. Die Lebensmittelkrise hatte schon Anfang 1946 begonnen.[4] In Deutschland starben nach Schätzungen von Historikern mehrere hunderttausend Menschen; etwa gleichzeitig starben in der Sowjetunion während der Jahre von 1946 bis 1948 zwei Millionen Menschen an den Folgen des Hungers und extremer Wetterbedingungen.[5] Durch die Folgen des Krieges und des Mangels der Nachkriegsjahre waren die Menschen geschwächt, unzureichende Wohnräume und Brennstoffmangel durch die noch nicht voll wiederhergestellten Produktions- und Verkehrsmittel kamen hinzu.