Ich kenne noch ein Gedicht, dass ich mit neun Jahren lernen musste. Wohnte damals vier Jahre bei einer Lehrerin, da ich keine Eltern mehr habe. Es ist ein ernstes Gedicht und eigentlich auch nicht für Kinder, denn ich habe es damals nicht verstanden. Aber ich habe es bis heute nicht vergessen.
Am dunklen Fenster stand ich lang, und schaute auf die weiße Stadt, ich horchte auf den Glockenklang, bis nun auch er verklungen hat. Nun blickt die stille reine Nacht, traumhaft im weißen Winterkleid vom bleichen Silbermond bewacht, in meine Einsamkeit herein.
Weihnacht ! Ein tiefes Heimweh steigt aus meiner Brust und denkt mit Gram an jene, ferne, stille Zeit, als auch für mich die Weihnacht kam. Seither voll dunkler Leidenschaft, lief ich auf Erden kreuz und quer, in ruheloser Wanderschaft nach Weisheit, Gold und Glück um her.
Nun rast` ich, müde und besiegt an meines letzten Lebenssaum und in der weiten Ferne liegt, Heimat und Jugend wie ein Traum.