Nach der Entlassung Bismarcks verstärkten der 1891 gegründete Alldeutsche Verband und der 1898 gegründete Deutsche Flottenverein die imperialistische Publizistik mit ihrer Forderung nach einer expansiveren Kolonialpolitik. Ökonomische Aspekte waren für die deutsche Kolonialpolitik von weit geringerer Bedeutung als die politischen Ziele. Die deutschen Unternehmen hatten viel engere Handelsbeziehungen zu den englischen Kolonien als zu den deutschen. Auch der Versuch, mittlere und untere Einkommensschichten zu einem finanziellen Engagement in den deutschen Kolonien zu bewegen, scheiterte. Die deutschen Kolonien waren als "Siedlungsgebiet" unbedeutend und blieben im eigentlichen Sinne des Wortes immer "Kronkolonien". So wanderte zwischen 1887 und 1906 eine Millionen Deutsche in die Vereinigten Staaten aus, in den deutschen Kolonien hingegen ließen sich bis zum Ersten Weltkrieg nur 23.000 Auswanderer nieder.
Der ökonomische Nutzen der deutschen Kolonien war eher gering, so waren die Folgen der deutschen Beteiligung am imperialistischen Wettrennen nach Kolonialbesitz von erheblicher Relevanz. Wie Preußen im Krieg gegen Österreich zur deutschen Großmacht und Deutschland im Krieg gegen Frankreich zur europäischen Großmacht geworden waren, sollte nun das Kaiserreich in der kolonialpolitischen Auseinandersetzung mit England "Weltgeltung" erreichen. Unter Wilhelm II. wurden die Kolonien auch als militärische Stützpunkte betrachtet, zu deren Verteidigung eine massive Aufrüstung der deutschen Flotte erforderlich war. Beim "Streben nach Weltgeltung" brachte Wilhelm II. mit seiner Flottenpolitik Deutschland in einen prinzipiellen Interessengegensatz zu Großbritannien und förderte so den Abschluss der "Entente cordiale" von 1904 zwischen Großbritannien und Frankreich. Das Spiel mit dem Feuer erreichte einen Höhepunkt, als die unüberlegte, mit Theaterdonner inszenierte "Kanonenboot-Politik" Wilhelms II. das Deutsche Reich während der Marokko Krise 1911 an den Rande eines Krieges gegen Frankreich brachte.
Nachzulesen bei Burkhard Asmuss, aus dessen Werk ich ebenfalls Zitiert habe.