Habe beide Berichte gesehen und beide nur zum Teil, da mir soetwas meist sehr auf die Nerven geht. Fakt ist:
In einigen Gegenden wird notfallmedizinisch (von rettungsdienstlicher Seite) auf hohem Niveau gearbeitet, in anderen Gegenden leider nicht. Schuld hierbei ist, dass es nach wie vor entscheidend ist, wie sich der Rettungsdienst über die letzten 20 Jahre entwickelt hat.
Vor allem im städtischen Bereich, wo kurze Anfahrtswege in Fachkrankenhäuser und eine sehr schnelle Notarztversorgung gewährleistet ist/war, blieb der Rettungsassistent leider der Transportsanitäter. Ist aber auch klar, wenn er selten bis nie die Möglichkeit erhält, seine "Notkompetenzen" in Anspruch zu nehmen. In ländlichen Regionen, in welchen der Notarzt schon immer etwas weitere Anfahrten zu leisten hatte und eine adäquate Versorgung notwendig war, hat sich auch das Rettungsdienstpersonal dementsprechend entwickelt. Es sei denn, man ist in Regionen tätig, in welchen das "Standesdenken" eines leitenden Notarztes schon das Legen eines i.v. Zugangs verbietet. Kurzum, leider keine bundesweit einheitliche Regelung. Und auch beim Notfallsanitäter wird das so bleiben.
Weiter kommt hinzu, dass sich bei aktueller Regelung so mancher, sehr qualifizierter Retter irgendwann die Frage stellt, wieso er auf eigenes Risiko täglich mehrmals in seine sogenannte "Notkompetenz" treten soll für ein Gehalt von rund 2300 brutto + lächerlicher Zulagen.
Unqualifizierte Notärzte für die Notfallrettung? Leider ein tägliches Bild... Wenigstens gibt es unter den "schlechten" Notärzten noch welche, die sich vom Rettungsdienstfachpersonal "leiten" lassen. Manche sind sehr engagiert und bilden sich in ihrer privaten Zeit für die präklinische Notfallmedizin adäquat weiter, aber leider nur der absolut geringste Teil der "Not"ärzteschaft. Etwa 70 Prozent der mir bekannten "Notärzte" würde ich nicht an mir oder meiner Familie Hand anlegen lassen...
Was die Krankenhäuser angeht? Wie sagte es Wallraff so schön, wir brauchen wieder Krankenhäuser in denen der Patient im Vordergrund steht und nicht der Gewinn...
Ein schöner Satz der aber leider von einer Reporterschaft stammt, die vor 15 Jahren noch laut geschriehen hat, dass ALLES aber auch ALLES unbedingt privatisiert gehört...
Und bitte was? eine Krankenhaus AG die Gewinn erwirtschaften will? Das ist ja unglaublich... Mehr Bandscheiben OP´s als überhaupt notwendig? Klar doch, bringt ja auch Geld. Weniger Pflege zu schlechteren Gehältern? Klar, da spart man eben am meisten. Eben wie in der Industrie.
Was aber auch die Kosten in die Höhe treibt:
Notfalleinsätze für den Rettungsdienst mit welchen ich mich privat nicht mal zum Hausarzt trauen würde (Schmerzen in der Hüfte - seit 2 Wochen, grippaler Infekt, Oma läuft schlecht - eigentlich schon seit Jahren aber heute halt ganz besonders, oder auch gerne "ich habe mal bei google geschaut und das könnte vieleicht auch ein Schlaganfall sein"...).
Das gleiche Problem hat natürlich auch jede Notaufnahe, welche am Wochenende Patienten vollgestopft ist, die nicht auf Montag warten wollen um zum allgemeinmediziner zu gehen.
Man merkt also, das Problem kommt nicht unbedingt nur von staatlicher Seite, sondern ist auch von der Bevölkerung hausgemacht. Niemand kann und/oder will mehr Verantwortung übernehmen. Jeder "Pups" muss sofort und jetzt abgeklärt werden. Und wenn die Oma aufgrund des Alters etwas mehr pflegerische Zuwendung benötigt, dann ab in die Klinik oder ins Pflegeheim. Und sterben? Naja, wenn überhaupt dann mit 95 aber auch nur, wenn ein Arzt im Krankenhaus nen Fehler macht. Aber keinesfalls zuhause. Leider tickt die Bevölkerung aktuell genau sooooo... Und das geht natürlich alles zu Lasten der sozialen Dienste.
Bestes Beispiel. in den letzten 15 Jahren haben sich im Rettungsdienst die Transport um fast 150 Prozent erhöht... also fast verdreifacht. Aber es sind nicht mehr Notfälle!!! Über die Hälfte der Einsätze sind einfach nur "Blödsinn".