DAS Getrenntsein von der Welt war ein charakteristisches Kennzeichen der ersten Christen. Christus sagte mit Bezug auf seine Jünger im Gebet zu seinem himmlischen Vater, Jehova: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben, doch die Welt hat sie gehaßt, weil sie kein Teil der Welt sind, so wie ich kein Teil der Welt bin“ (Johannes 17:14).
Dass sich das Urchristentum von der Welt getrennt hielt, wird sowohl in den Christlichen Griechischen Schriften als auch von Geschichtswissenschaftlern bestätigt.
Offenbarte Jesus in späterer Zeit, daß es eine Änderung in dem Verhältnis seiner Nachfolger zur Welt geben sollte und daß sein Königreich durch die Bekehrung der Welt zum Christentum kommen würde? Keineswegs. Nichts, was Jesu Nachfolger nach seinem Tod unter Inspiration aufzeichneten, liefert auch nur den geringsten Hinweis darauf (Jakobus 4:4 1. Johannes 2:15-17; 5:19).
Richtig ist dagegen, daß die Bibel Jesu „Gegenwart“ und das darauf folgende „Kommen“ in Königreichsmacht mit dem „Abschluss des Systems der Dinge“ verbindet — mit dem „Ende“ oder der Vernichtung des gegenwärtigen Systems als Höhepunkt (Matthäus 24:3, 14, 29, 30; Daniel 2:44; 7:13, 14).
In Verbindung mit dem Zeichen, das Jesus für seine parousía oder Gegenwart gab, sagte er seine Nachfolger betreffend: „Dann wird man euch der Drangsal überliefern und wird euch töten, und ihr werdet um meines Namens willen Gegenstand des Hasses aller Nationen sein“ (Matthäus 24:9).
Wo regiert der auferstandene Jesus? In Jerusalem? Nein. Der Prophet Daniel sah in einer Vision, wie Jesus das Königreich empfängt, und in dieser Vision erscheint Jesus im Himmel (Daniel 7:13, 14). Das entspricht dem, was Jesus über das Königreich sagte. Er nannte es oft „das Königreich der Himmel“ (Matthäus 10:7; 11:11, 12).
Es entspricht auch dem, was er während seines Verhörs zu Pilatus sagte: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. Wäre mein Königreich ein Teil dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königreich nicht von daher“ (Johannes 18:36).
Welche Beziehung besteht zwischen der Königreichsregierung und den verschiedenen Formen menschlicher Regierungen?
Der Reformator Martin Luther sagte über Gottes Reich oder Königreich: „Eben wie das weltlich Regiment auch Gottes reych genennet mag werden“ (D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, 52. Band, Weimar 1915, Seite 26).
Einige sind der Meinung, die Menschen könnten durch eigene Anstrengungen die irdischen Regierungen dem Reich Gottes näher bringen. Im Jahr 1983 erklärte der Weltkirchenrat: „Wenn wir unseren echten Wunsch nach Frieden durch entsprechende Taten beweisen, kann der Geist Gottes unsere schwachen Bemühungen dazu benutzen, die Reiche dieser Welt dem Reich Gottes näher zu bringen.“
Man beachte jedoch, daß Jesus seine Jünger im „Vaterunser“ zunächst um das Kommen des Reiches oder Königreiches Gottes beten lehrte und erst dann sagte, sie sollten beten: „Dein [Gottes] Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde“ (Matthäus 6:10). Anders ausgedrückt: Das Kommen des Königreiches wird nicht dadurch bewirkt, daß die Menschen Gottes Willen tun, sondern das Kommen des Königreiches wird bewirken, daß der Wille Gottes auf der Erde geschieht.
Interessant ist, was in der Prophezeiung Daniels, Kapitel 2, Vers 44 gesagt wird: „In den Tagen dieser Könige [der irdischen Herrscher in der Zeit des Endes] wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. . . . Es wird alle diese Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten.“
Kein Wunder, daß Jesus sagte, sein Königreich sei kein Teil dieser Welt! Das Königreich wird vielmehr die Königreiche (d. h. die Regierungen) der Erde vernichten und dann an ihrer Stelle über die Menschheit regieren. Als die von Gott eingesetzte Regierung für die Menschheit wird das Königreich dafür sorgen, daß Gottes Wille auf der Erde geschieht.
Wir müssen uns nur entscheiden: Wollen wir ein Bürger des Königreichs Gottes oder ein Bürger der Welt sein? An unserer Einstellung zur Welt wird man dies erkennen.
(Matthäus 6:24) Niemand kann ein Sklave zweier Herren sein; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird sich zu dem einen halten und den anderen verachten. . . .