Keines von beiden.
Gitarre kann leichter als reines Begleitinstrument mit ersten Grundakkorden oder Powerchords genommen werden, weil sie einen percussiven Charakter mitbringt.
Sprich, du kannst schnell mal schon schrammeln, was sie leicht anmuten lässt, denn du hast schnell etwas, das für deine Ohren gut klingt.
Bereits jedoch bei Barrés verzweifeln die ersten und später wird sie richtig, richtig knackig und es gibt meiner Meinung nach dann sehr wohl nicht nur Übedisziplin, man merkt auch auf die harte Tour, welche Techniken einem liegen und welche nur rudimentär bleiben, weil einfach mehr nicht rauszuholen ist. So, wie du deine Gitarre formst, formt sie auch dich. Ohne Gnade.
Ich bin zum Beispiel 'ne absolute Katastrophe im Sweeping und Shredding liegt mir auch nicht, vollkommen egal, wie sehr ich das forciere, im besten Fall macht es mir einfach keinen Spaß, weil ich nicht komfortabel werde, dafür komme ich mit Tremolo Picking und mit Pinches recht gut zurecht, kann zu vielen Dark Funeral Songs mitspielen.
Während mir schnelle Soli ordentlich zu schaffen machen, bzw nur extrem instabilen Progress liefern, kann ich auf den Ton genau benden und Vibratos lange durchhalten, ich kann auch gewisse Spitzen in Legato erzeugen, zum Beispiel ist I want it all von Queen recht angenehm für mich spielbar, wenn auch zugegeben noch nicht perfekt. Ich gehöre bei den Soli also zu der "Feeling over Speed" Fraktion, und ja, ich stehe auch offen dazu, dass es nicht nur damit einhergeht, dass ich Feeling für eine genauso anspruchsvolle Herangehensweise halte, sondern eben, weil ich mit schnellen Sachen einfach nicht warm werde.
Das führte mich dazu, im Bereich Metal eher auf Rhythmusgitarre zu setzen bzw wenn Soli, eher melodisch-atmosphärisch in Rock/Dark/Alternative zu gehen, denn warum gegen Wände rennen, wenn man stattdessen die Stärken nutzen kann?
Um mich dahingehend noch mehr zu festigen, werde ich demnächst auch mit Bass anfangen, denn ich brauche mehr Feeling für gewisse Rhythmen und war ohnehin auch auf Bass schon seit längerem neugierig, Win-Win also.
Piano hat den langatmigeren Einstieg, dazu muss man mit beiden Händen Multitasking betreiben und gleichzeitig Noten lesen.
HIER ist aber auch gleichzeitig das, wo es der Gitarre gegenüber einen Vorteil hat, denn kein anderes Instrument kann dir 88 Töne und alles um die Musiktheorie so dermaßen anschaulich machen. Du musst keine Töne erst erschaffen, du hast sie bereits alle und musst sie nur noch verstehen.
Piano ist ein wunderschönes Instrument, das aber unbedingt meiner Meinung nach über persönlichen Unterricht und vollständiger Musiktheorie gelernt werden will. Deswegen habe ich es pausiert, weil ich mit den besaiteten Ladies schon genug ausgelastet bin und ich mir den Unterricht nicht leisten könnte.
Fazit:
Spiele, weil du es spielen willst, nicht, weil es vermeintlich leichter ist.
Wenn dein Herz "Gitarre" sagt, suche dir die, auf die du Bock hast (es gibt massive Unterschiede zwischen E-Gitarre und Akustikgitarren), wenn dein Herz "Klavier" sagt, dann ist das deine Wahl.
Das - und NUR das - ist alles, was für dich zählen sollte.