Hallo, super, dass sich welche -nicht nur virtuell- gegen das Schulsystem zusammengefunden haben.
Wie ich hier schon mal als Kommentar geschrieben habe: Es passt vorne und hinten nicht. Als Schule noch so ziemlich der einzige Weg war, offiziell richtiges, umfassendes Wissen zu erlangen- also so bis Mitte der 90er, ab wann sich mehr und mehr Leute Internet nach Hause holen konnten- war das Schulsystem prima.
Heute wachsen Kinder und Jugendliche mit Technik auf, die ihnen immer und überall quasi unbegrenztes Wissen zur Verfügung stellt, das meist auch noch einleuchtender niedergeschrieben ist als in den -meistens unzureichenden- Schulbüchern. Das ist nicht vereinbar mit einem System, das immer noch stillsitzen, zuhören und lange Listen lernen verlangt. Da helfen auch irgendwelche superpädagogischen Gruppenarbeiten nichts- wie fast das ganze Schulsystem sind diese nämlich reiner Selbstzweck geworden. Die Schüler sind schlecht? -Macht nix, wir streichen einfach dasunddas aus der nächsten Arbeit, nehmen ein Thema aus dem (starren) Lehrplan, um das andere länger durchnehmen zu können, machen lange Diskussionen mit den Eltern... damit die noch in die 11. kommen und das Abi machen können.
Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich in meiner Schullaufbahn von Lehrern Sätze wie "Da müssen wir jetzt durch", "Ich weiß, dass das schwer ist, aber...", "Das müssen wir jetzt in eure Köpfe reinkriegen", "Ich weiß, dass ihr auch für die anderen Fächer so viel zu tun habt, aber..." gehört habe. Schule ist heute nur noch ein einziger, langer Schlauch. Wer sich bloß über die heutige Jugend beschweren kann, die ja total verwöhnt ist und nur vor dem Smartphone hängt und zu spät ins Bett geht- der sollte mal darüber nachdenken, wie das ist, wenn ein eigentlich aktiver junger Mensch sich zuhause an den Schreibtisch setzen, irgendwelche weltfremden Listen auswendig lernen muss und neben sich ein Gerät liegen hat, das diese ganzen sinnlosen Informationen zum richtigen Zeitpunkt hervorzaubern könnte. (Ja, diese Listen gibt es auch heute noch. In der Mittelstufe musste ich für jede Arbeit Hunderte von denen auswendig lernen und habe dafür gute Noten bekommen, die mir nie etwas bringen werden. Den Inhalt der Listen habe ich außerdem kurz danach vergessen.)
Kann sein, dass die Schüler heute faktisch genausoviel Freizeit haben wie früher- aber das ist kaum mehr "gute" Freizeit, weil im Hinterkopf immer die Existenzangst ist, die durch den Abi-Wahn hervorgerufen wird. Die ist ein ständiger Energiesauger.