Die Vorstellung der Wiedergeburt, Seelenwanderung oder Reinkarnation (wörtlich: „Wieder-Verfleischlichung“ oder „Wieder-Verkörperung“) ist in sehr vielen Kulturen weltweit verbreitet, nicht nur bei den indischen Hindus, sondern zum Beispiel auch bei den Drusen im Nahen Osten oder den Native Americans im Pazifischen Nordwesten der USA und vielen anderen Kulturen.
Wobei die Vorstellung davon, „was“ wiederverkörpert wird, in verschiedenen Kulturen jeweils verschieden sein kann: Manchmal ist es so etwas wie eine „Kollektivseele“ der Ahnen, mal nur gewisse „Seelenteile“ usw.
Auch muss man die Vorstellung einer Wiedergeburt von anderen, daran anhängenden religiösen Vorstellungen unterscheiden, wie die vom „Karma“, die zwar in der hinduistischen Theologie vorkommen, aber nicht in anderen Kulturen. Auch die moderne westliche Esoterik hat – teilweise angeregt von Hinduismus und Buddhismus – verschiedene Vorstellung rund um das Thema Man muss das unterscheiden. (Es kann z.b. Reinkarnation geben, ohne dass es auch automatisch ein Karma geben müsste.)
Es gibt aber auf jeden Fall sehr gute empirische Evidenz für „Fälle, die Reinkarnation nahelegen“ („Cases Suggestive of Reincarnation“). Vor allem geht es da um Kinder, die Erinnerungen teilen, Verhaltensweisen oder Persönlichkeitsmerkmale zeigen , die zu einer anderen, verstorbenen Person gehören, die sie (zumindest in ihrer jetzigen „Inkarnation“) nicht gekannt haben können.
Kleine Kinder erzählen ihren Eltern unaufgefordert (spontan) über ihr “früheres Leben”, nicht selten schon ab 1 oder 1 1/2 Jahren, wenn sie zu sprechen anfangen. Wenn die Kinder sich später genauer ausdrücken können, sind ihre Angaben oft so genau, dass Nachprüfungen möglich sind.
Vor allem der Psychiater Ian Stevenson (1918-2007; Professor für Psychiatrie (Carlson-Lehrstuhl) und Vorstand der Division of Personality Studies (DOPS) des Instituts für Psychiatrische Medizin an der University of Vriginia in Charlottesville) hat hier sehr gute Arbeit geleistet und hat in 45 Jahren Forschung Tausende Fälle untersucht. Dabei ist Stevenson der Frage nachgegangen, ob man die Berichte darüber ernst nehmen darf. Ergebnis: In der Regel darf man sie ernst nehmen.
Besonders interessant ist sein großes Hauptwerk „Reincarnation and Biology“ (Praeger Publishers 1997, 2268 Seiten). Darin zeigt er, dass nicht nur Erinnerungen, Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen früherer Personen, sondern sogar körperliche Merkmale übertragen werden. Also Person X erinnert sich, dass er früher als Y in Ort Z gelebt habe und durch einen Schuss in die Brust gestorben sei. Wenn man dann später nachprüft, stellt man fest, dass Person X genau an der Stelle ein Muttermal oder eine andere Hautveränderung hat, an der die frühere Person Y ihre Schusswunde hatte.
In Deutschland hat der Ingenieur Dieter Hassler in seinen Büchern und seiner Webseite reinkarnation.de die Hinweise für eine Wiederverkörperung sehr gut und umfassend zusammengestellt. (Empfehlung!)
Der Philosoph und Theologe Dr. Dr. Heiner Schwenke bezweifelt zwar nicht die Evidenzen, argumentiert in seinem Buch „Das Leben der Anderen“ aber dafür, dass die Vorstellung der Wiedergeburt letztlich auf einer „Fehldeutung von Erfahrungen früherer Leben“ beruht. Also, dass da nicht eine ganze Seele von einem Körper in den anderen „wandert“, sondern dass ein Lebender – auf welche parapsychologische Weise auch immer – lediglich an Erfahrungen teilhat, die einst ein inzwischen Verstorbener hatte; mithin Teile des „Lebens eines Anderen“ miterlebt, aber nicht selbst mit diesem Anderen identisch ist, also nicht wirklich der Andere „ist“ und jetzt nur in einem anderen Körper weiterleben würde.