Der Ursprung der modernen Vampir-Mythen liegt im heutigen Serbien, genauer gesagt in den Dörfern Kislova und Medveda. Das Gebiet gehörte damals zur habsburgischen âMilitĂ€rgrenzeâ und war erst vor kurzem vom Osmanischen Reich erobert worden. Aus den beiden genannten Dörfern kamen 1725 und 1732 der habsburgischen MilitĂ€rbehörde GerĂŒchte zu Ohren, dass âdie sogenannten Vampirs einige Personen durch Aussaugung des Bluts umgebracht haben sollenâ. Daraufhin wurden habsburgische Beamte bzw. Offiziere in die jeweiligen Dörfer geschickt, um die Sache zu untersuchen.
Die Dorfbewohner erzĂ€hlten von WiedergĂ€ngern (wiederkehrende Tote), die die Einheimischen als âVampyriâ bezeichnen, und die sie nachts plagten, was mehrere Tode zur Folge gehabt habe (von âBlutsaugenâ war in den Berichten der Dorfbewohner selbst zunĂ€chst aber nicht die Rede, sondern von âwĂŒrgenâ).
Die Leichen der beschuldigten âVampyriâ wurden exhumiert und dabei festgestellt, dass sie - im Unterschied zu anderen Leichen auf dem Friedhof - nicht oder kaum verwest waren. Zudem berichtet Kameralrevisor Frombald, der 1725 den Fall in Kislova untersucht hat: âIn seinem [des im Grab liegenden âVampyrâs] Mund hab nicht ohne Erstaunen einiges frisches Blut erblickt, welches, der gemeinen Aussag nach, er von denen, durch ihme umgebrachte, gesogen.â Dadurch kam der Topos des âblutsaugenden Vampirsâ in den europĂ€ischen Diskurs.
Durch die veröffentlichten Berichte von Frombald und FlĂŒckinger (1732, Fall Arnold Paole in Medveda) wurde der Begriff âVampirâ in der europĂ€ischen lesenden Ăffentlichkeit bekannt und löste eine ganze Welle von âgelehrtenâ Schriften rund um das Thema aus wie etwa die âGelehrte Verhandlung der Materi von Erscheinungen der Geister, und denen Vampiren in Ungarn, MĂ€hren etc...â vom französischen Benediktiner-Abt Augustin Calmet.
Von dort wurde der Vampir dann in die Literatur ĂŒbernommen. Die erste groĂe Vampirgeschichte (Ignaz Ferdinand Arnolds Roman âDer Vampirâ aus dem Jahr 1801 ist leider nicht mehr erhalten) ist die 1816 entstandene Kurzgeschichte âDer Vampyrâ (âThe Vampyreâ) von John Polidori (1795-1821), Arzt und Reisebegleiter des Dichters Lord Byron. Es folgten im 19. Jahrhundert die klassischen Vampirromane âCarmillaâ (1872 von Joseph Sheridan leFanu ĂŒber eine lesbische Vampirin) und âDraculaâ (1897 von Bram Stoker) Durch diese und weitere literarische Behandlungen des Themas ist das Bild des klassischen âVampirsâ entstanden, wie wir es heute aus unzĂ€hligen BĂŒchern und Filmen kennen.