Ich bin gleichalt und selbst durch eine fünfjährige Selbstfindungsphase hindurch (bzw. sie wird wohl nie aufhören ;) ).. Folgendes war (und ist) meine Vorgehensweise:
Auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner. Vergleich dich nicht mit anderen Leuten - es gibt immer welche, die etwas besser können als du. Sei dir selbst genüge, dann bist du definitiv glücklicher. Komm erst einmal aus dem Gedankengang heraus, dich selbst über andere zu definieren und dich mit ihnen vergleichen zu müssen.
Dann - akzeptiere deinen momentanen Status und reg' dich nicht drüber auf. Auch das bringt dir mehr.
In einer Selbstfindungsphase ist es wichtig, nicht krampfhaft zu suchen, sondern ein gesundes Interesse an allem zu hegen und sich einfach in das hineingehen zu lassen, was am interessantesten erscheint. Du beschreibst oben kurzum, dass du nichts magst und zu nichts taugst. Das ist Blödsinn. (Wie gesagt, hör auf dich zu vergleichen. Solche Aussagen kann man nämlich nur treffen, wenn man vergleicht.) Vor allem Amateurmusik lebt nicht davon, wie gut man ist, sondern davon, wie viel Spaß es einem macht. Man kann nach einer Woche Gitarre lernen die Augen schließen und wild die einzigsten drei Töne dahinklimpern, die man kann, und völlig dabei zerfließen.
Das Prinzip lässt sich auf alles was du tust anwenden. (Natürlich sollte man nicht faul oder arrogant durch diese Denkweise werden, sondern sich einfach selbst akzeptieren und Spaß haben.)
Aber für alle Hobbies braucht man Geduld und vor allem Selbstdisziplin (sogar für Selbstfindung). Vieles wird zu Beginn und vielleicht sogar über Monate hinweg keinen Spaß machen - der kommt oft mit Zeit und Übung.
Vor allem als Student macht es mir Spaß, auch mal handwerklich etwas zu
machen. Ich habe mir für das nächste Frühjahr z.B. vorgenommen
Paracordpeitschen zu flechten, andere Leute sägen Dekoartikel aus dünnem
Holz mit der Laubsäge, wieder andere Töpfern, etc.pp. Das sind alles
nicht sehr teuere Hobbies.
Ich kenn dich nicht, aber ich denke es kann niemandem schaden, Selbstdisziplin aufzubauen.
Versuche mal folgendes: Stelle deinen Wecker jeden Morgen auf 5 oder 6 Uhr, atme tief durch sobald er klingelt, Strecke deine Arme und spring auf. (Das kann man im Wachzustand üben, damit es morgens automatisiert geht.) Dann setzt du dich direkt an den Schreibtisch und schreibst eine halbe Stunde lang jeden Tag soviele mögliche Lebensziele die zu dir passen auf. Einfach ein Stück Papier nehmen und das was in den Sinn kommt aufschreiben. Solange, bis du auf etwas stößt, dass dich emotional werden lässt - dann bist du auf dem richtigen Pfad. (Es kann viele Hundert Ideen dauern, bis man dahin kommt.)
Auch wenn du es nicht weisst, du hast insgeheim Ziele. Dein sehr ausgeprägtes gesellschaftliches Denken verhindert, dass es zum Vorschein kommt.
Du scheinst dich ja sehr über deine Gesellschaft zu definieren. Du kannst einem Verein beitreten, der sich für irgendetwas gesellschaftliches oder soziales engagiert, o.ä. Das gibt dir ein gutes Gefühl, viele deiner Zeitreserven werden aufgebraucht und du hast was, über das du dich definieren kannst.
Dein Text strahlt Selbstbewusstsein aus. Zwar kein sehr positives Selbstbewusstsein - aber daran lässt sich arbeiten. Les dir mal einige Artikel in diesem Blog durch. Unten links sind sehr viele Kategorien - Steve Pavlina ist ein sehr begnadeter Schreiber und hat viele sehr nützliche Methoden um Selbstbewusstsein und Charakter aufzubauen: http://www.stevepavlina.com/blog/2006/04/how-to-squash-negative-thought-patterns/ (Falls du nicht gut in Englisch sein solltest hast du jetzt einen guten Grund, deine Vokabeln aufzubessern ;) )
Lerne positiv zu denken, die Negativität, die aus jedem deiner Sätze heraustropft, wegzuwischen. Du lebst im hier und jetzt und solltest lernen, dies glücklich zu betrachten. Es wird immer Mängel geben, doch auch ohne diese zu erfüllen kannst du glücklich sein.
Und eins noch: Dein Charakter ist wandelbar. Er wird nie vollends ausgeprägt sein und so ziemlich alles an ihm ist änderbar, manches sehr schwer, manches leicht. Viele Menschen erkennen dies nicht und verrennen sich irgendwann in schlechten Gewohnheiten die ja angeblich "nicht änderbar sind", da die Menschen ja "so sind wie sie sind". Unfug, das ist reine Faulheit.
Und insgeheim haben die meisten Leute genau das gleiche Problem wie du und ich. Sie tun nur so, als seien sie krass sicher im Leben. Nimm es also auch nicht zu ernst ;)
Viel Spaß