Wie funktioniert eine Jacquard Maschine?

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Vor dem Verständnis der Jaquaed-Technik solltest Du zunächst mal schauen, wie sich das Weben von den unterschiedlichen Bindungen entwickelt hat. Die einfachste Bindung ist die Leinwandbindung, bei der immer abwechselnd über und unter den Kettfäden durch gewebt wird. Auf dem Rückweg des Schiffchens (oder Schußfadens) wird getauscht. Das kann man mit Litzen an zwei Schäften bewerkstelligen, die abwechselnd gehoben und gesenkt werden.

Um jetzt kompliziertere Bindungen zu weben braucht man mehr Schäfte, die die Kettfäden bewegen. Für die Köperbindung braucht man bereits mindestens drei Schäfte, um die Kettfäden zu bewegen. Bei der Atlasbindung sind es oft mindestens fünf Schäfter, die gebraucht und in einem bestimmten Muster bedient werden müssen.

Wenn man jetzt mehrere verschiedene Arten der Bindung nacheinander weben will, dann braucht man auch deutlich mehr Schäfte, um die Kettfäden zu steuern. Statt jeden Schaft von Hand heben oder senken zu müssen ist es einfacher und weniger fehleranfällig, diesen Vorgang zu automatisieren. Da kommt die Lochkarte ins Spiel! Man kann mit Hilfe von Lochstreifen (verbundene Karten) Druckluft durchlassen (Loch) oder stoppen (kein Loch). Diese Druckluft kann dann den Schaft anheben oder gesenkt lassen.

Jetzt ist es nur noch ein recht kleiner Schritt dazu, nicht einen ganzen Schaft mit vielen Kettfäden, sondern nur einen Einzelnen Faden anzusteuern. So könnte man Bilderborten am Rand von Webbahnen entstehen lassen, während die Hauptfläche "klassisch" mit Schäften gewebt wird. Man muß nur beachten, daß man weder zu lange Bereiche mit angehobenen Kettfäden noch zu breite Bereiche mit flottierendem Schußfaden lassen darf. "Flottieren" beschreibt den auf einer Seite liegenden Abschnitt eines Kett- oder Schußfadens zwischen zwei Seitenwechseln. Man läßt also, wie bei der Atlasbindung, immer mal einen Faden der anderen Richtung nach oben kommen.

Üblicherweise werden zweifarbige Muster gewebt. Man kann sicher auch verschiedene Kettfäden nebeneinander spannen, um zum Beispiel rote Blüten mit grünen Stielen und Blättern einzuweben.

Der Webstuhl ist eine Art Lochkartenautomat. Jeder Faden hat eine eigene Steuerung, man kann also wirklich jeden einzelnen Faden einzeln hochheben lassen oder nicht, und damit verschiedene Muster weben. Die Lochkarten steuern, welche Fäden hochgehoben werden und welche nicht. Für jeden "Schuss" vom Webeschiff gibt es eine Lochkarte, diese Karten hängen zusammen als ein Band, dass durchläuft.

verreisterNutzer  10.11.2022, 13:52

Erst einmal vielen Dank für die Antwort! Jetzt hätte ich noch eine Frage:

Wie genau führt das dann dazu, dass man jedes beliebige Muster machen kann?

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BalthasarFauge  10.11.2022, 14:12
@verreisterNutzer

Der Grund dafür ist, dass jeder Faden einzeln gesteuert, also hochgehoben oder nicht werden kann. Du kannst dir das vorstellen wie Pixel in einer Reihe, die man alle, Reihe für Reihe, einzeln rot oder blau anmalt (Wenn die Fäden rot sind und der, der durchgeschossen wird blau oder andersrum).

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verreisterNutzer  10.11.2022, 14:17
@BalthasarFauge

Tut mir leid wenn das jetzt eine dumme Frage ist aber heißt das dann, dass man nur zwei Farben darstellen kann? und könntest du die Klammer vielleicht etwas ausführlicher erklären, ich habe sie leider nicht so ganz verstanden

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