Wurde jemand oder etwas auselektiert?

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Überall dort, wo Milch zu einer wichtigen Nahrungsquelle wurde, war es von Vorteil, wenn man zufällig auch noch im Erwachsenenalter Milch verdauen konnte. Wer das nicht konnte, der geriet natürlich viel schneller in die Gefahr zu verhungern, besonders, wenn es in der Umgebung kaum andere Alternativen gab, die man hätte nutzen können. Überall dort, wo eine ausgeprägte Milchkultur entstand, konnte sich das Gen für Lactasepersistenz (also der Fähigkeit, im Erwachsenenalter noch genügend Lactase zur Verdauung der Lactose zu produzieren) deshalb im Genpool ausbreiten. Die natürliche Selektion bevorzugte in diesen Gesellschaften Individuen, die dieses Gen hatten. Weil sie das Gen besaßen, überlebten sie eher und wer überlebt, pflanzt sich mit größerer Wahrscheinlichkeit fort - wobei er das für ihn vorteilhafte Gen mit großer Wahrscheinlichkeit an seine Nachkommen vererbt.

Überall dort, wo Milch nicht bzw. kaum als Nahrung dient, ist die Fähigkeit der Lactosetoleranz kein Überlebensvorteil. Es macht praktisch keinen Unterschied aus, ob man Lactose verdauen kann oder nicht, wenn Milch sowieso nicht auf dem Speiseplan steht. Deshalb werden Träger dieser Mutation in so einer Umgebung auch nicht selektiert. Natürlich kommt es auch hier hin und wieder zu Mutationen, sodass einige Individuen prinzipiell Lactose verdauen könnten. Da auf ihr Überleben diese Mutation aber keine Auswirkung hat (die Mutation phänotypisch sich somit neutral auswirkt), entscheidet über die Frequenz des mutierten Gens im Gesamtgenpool dann nur der Zufall in Form genetischer Drift.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Deine Frage ist etwas krude formuliert.

Die Mutation, die zur Laktosetoleranz bei Erwachsenen führt ist ein exzellentes Beispiel für das Wirken der Evolution.

Nicht alles was mit Evolution zu tun hat hat mit Selektion von einzelnen oder Gruppen zu tun.

Hier ist es auch bevölkerungsstatistisch schön darzustellen, wie eine Mutation, die eine erweiterte Fähigkeit bringt, sich sehr schnell in erkennbare Vorteile umwandelt. "Sehr schnell" weil es nur einige hundert oder 1-2 tausend Jahre gedauert hat, bis Nordeuropa nach dem Abtauen des Eisschildes der letzten Eiszeit besiedelt wurde.

Skandinavien wurde von den nomadischen Rentierjägern (heute Samen) und von nach Norden drängenden Jägern und Sammlern aus Zentraleuropa als erste besiedelt. Allerding war die Besiedlung sehr spärlich, wegen des langen Kälte und der Dunkelheit im Winter.

Damals entstand gerade der Ackerbau und die Viehzucht in Europa - eingeführt aus Vorderasien. Und wer die Mutation hatte konnte auf ganz andere Nahrungsreserven zurück greifen und auf sichere als die Jagd. So haben sich die Viehzüchter in Skandinavien wesentlich besser halten und fortsetzen können, als die Jäger und Sammler.

Die Konkurrenz beider Gruppen war überall gegeben und beid Seiten hatten Vor- und Nachteile in ihrem Verhalten. Langfristig haben sich aber überall die sesshaften Bauern und Viehzüchter durchgesetzt.

In Skandinavien war das etwas anders: das schlug das Pendel sehr schnell für die Viehzüchter aus, aber andererseits haben sich auch die Rentierzüchter gehalten, obwohl sie Nomaden waren und keinen Ackebau betrieben.

Das zeigt deutlich, dass die Nutzung von Milch und Milcherzeugnissen hier der wesentliche Unterschied war.

Somit verwundert es nicht, dass weit über 90% der Skandinavier laktosetolerant sind. Der Bestandteil der laktosetoleranten Menschen in Gesmateuropa nimmt Süden hin kontinuierlich ab.

Bei Entwicklungen die sich gehalten haben, handelte es sich um Vorteile. Zumindest wenn wir den Fortbestand dieser Entwicklungen nicht durch Medizin und/oder Technologie unterstützt haben.

Sprich Milchzucker im Erwachsenen-Alter verdauen zu können war eine Hilfe, ein Vorteil für die Menschen da diese Mutation ihre verfügbaren Nahrungsquellen erweiterte. Daher ist sie erhalten geblieben. Daher gab es auch diesbezüglich keine Auslese. Es war, je nach Volk und Zeitraum, jedoch so, dass Individuen die diese Mutation nicht hatten und noch intolerant gegenüber Laktose waren, "aussortiert" worden sind.

Die Ernährung mongolischer Nomaden besteht (sogar heute noch) zum Beispiel fast ausschließlich aus Fleisch und Milch, das überlebt man kaum wenn man laktoseintolerant ist.

Ne, da siehst du mal wie falsch diese Theorie einfach ist. Jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand kommt darauf.

bergquelle72  09.04.2022, 17:55

Welche Theorie? Er hat ja von gar keiner Theorie gesprochen.

Er stellst eine Frage (in einer etwas hilflosen Art) um über einen Sachverhalt, der ganz exzellent die Evolution belegt.

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Als man noch nicht im Überfluss lebte, war es hilfreich auf so viele Nahrungsmittel wie möglich zugreifen zu können.