Woher stammt das Sprichwort: "Allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann"

4 Antworten

Das Sprichwort stammt aus einer Erzählung von Friedrich Hebbels von dem Vater auf dem Esel, neben dem sein Sohn läuf. Moral: Es allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann

zeolith 
Fragesteller
 30.06.2009, 10:40

Danke für diese präzise Quellangabe.

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caramello  30.06.2009, 11:02
@zeolith

Ist in Frage zu stellen, der Autor war Johann Peter Hebel meines Wissens (s.u.) Mich würde die genaue Quellenangabe aber auch interessieren: Wie heißt diese Anekdote, wenn sie von Christian Friedrich Hebbel sein soll?

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Allen Menschen rechtgetan ist eine Kunst, die keiner kann...sagt ein altes Sprichwort - dennoch versuchen wir, diese Kunst zu erlernen und zu beherrschen: Wir versuchen, nirgends anzuecken, andere nicht zu verletzen - und doch führt falsch verstandene Rücksichtnahme regelmäßig in einen inneren Konflikt, weil Recht und Gerechtigkeit allgemein sehr subjektiv empfunden werden, für jeden etwas anderes bedeuten. Also muß man stets und ständig Kompromisse eingehen, da man es unmöglich allen rechtmachen kann.

http://etymologie.tantalosz.de/index.php

Allen Menschen recht getan.. ist eine zutreffende Weisheit. Heute so wie damals. Wurde vom Volksmund so geprägt, nicht erfunden von einem einzelnen

zeolith 
Fragesteller
 30.06.2009, 10:30

Danke für die Aussage, welche ich wohl so zur Kenntnis nehmen werden, wenn denn da keine konkretere Antwort folgt. P.S. Will damit nicht zum Ausdruck bringen, dass die Aussage nicht stimmen würde!

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Hier die komplette Erzählung, aus der die Moral stammt:

Es war einmal ein Ehepaar, das einen 12jährigen Sohn und einen Esel hatte. Sie beschlossen zu verreisen, zu arbeiten und die Welt kennen zu lernen. Zusammen mit ihrem Esel zogen sie los.

Im ersten Dorf hörten sie, wie die Leute redeten: "Seht Euch den Bengel an, wie schlecht er erzogen ist... er sitzt auf dem Esel und seine armen Eltern müssen laufen." Also sagte die Frau zu ihrem Mann: "Wir werden nicht zulassen, dass die Leute schlecht über unseren Sohn reden." Der Mann holte den Jungen vom Esel und setzte sich selbst darauf.

Im zweiten Dorf hörten sie die Leute folgendes sagen: "Seht Euch diesen unverschämten Mann an? er lässt Frau und Kind laufen, während er sich vom Esel tragen lässt." Also ließen sie die Mutter auf das Lastentier steigen und Vater und Sohn führten den Esel.

Im dritten Dorf hörten sie die Leute sagen: "Armer Mann! Obwohl er den ganzen Tag hart gearbeitet hat, lässt er seine Frau auf dem Esel reiten." Und das arme Kind hat mit so einer Rabenmutter sicher auch nichts zu lachen!? Also setzten sie ihre Reise zu dritt auf dem Lastentier fort.

Im nächsten Dorf hörten sie die Leute sagen: "das sind ja Bestien im Vergleich zu dem Tier, auf dem sie reiten. Sie werden dem armen Esel den Rücken brechen!? Also beschlossen sie, alle drei neben dem Esel herzugehen.

Im nächsten Dorf trauten sie ihren Ohren nicht, als sie die Leute sagen hörten: "Schaut euch die drei Idioten mal an. Sie laufen, obwohl sie einen Esel haben, der sie tragen könnte!?"

Fazit: die anderen werden dich immer kritisieren und über dich lästern und es ist nicht einfach, jemanden zu treffen, der dich so akzeptiert wie du bist.

zeolith 
Fragesteller
 30.06.2009, 10:41

Danke für die Deatilangabe. Die Geschichte habe ich gekannt, war mir aber nicht bewusst, dass in deren Moral, das gesuchte Sprichwort verborgen war/ist. Danke. Vielen Dank.

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caramello  30.06.2009, 10:52
@zeolith

Um etwas Verwirrung zu stiften: Der Autor heißt Johann Peter Hebel und seine Geschichte "Seltsamer Spazierritt". Sie geht auch etwas anders:

Ein Mann reitet auf seinem Esel nach Haus und läßt seinen Buben zu Fuß nebenher laufen. Kommt ein Wanderer und sagt: "Das ist nicht recht, Vater, dass Ihr reitet und lasst Euern Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder." Da stieg der Vater vom Esel herab und ließ den Sohn reiten. Kommt wieder ein Wandersmann und sagt: "Das ist nicht recht, Bursche, dass du reitest und lässest Deinen Vater zu Fuß gehen. Du hast jüngere Beine." Da saßen beide auf und ritten eine Strecke. Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: "Was ist das für ein Unverstand, zwei Kerle auf einem schwachen Tiere? Sollte man nicht einen Stock nehmen und Euch beide hinabjagen?" Da stiegen beide ab und gingen selbdritt zu Fuß, rechts und links der Vater und Sohn und in der Mitte der Esel. Kommt ein vierter Wandersmann und sagt: "Ihr seid drei kuriose Gesellen. Ist's nicht genug, wenn zwei zu Fuß gehen? Geht's nicht leichter, wenn einer von Euch reitet?" Da band der Vater dem Esel die vordern Beine zusammen, und der Sohn band ihm die hintern Beine zusammen, zogen einen starken Baumpfahl durch, der an der Straße stand, und trugen den Esel auf der Achsel heim.

So weit kann's kommen, wenn man es allen Leuten will recht machen.

Von Hebbel ist mir so eine Geschichte nicht bekannt, gibt es da genauere Quellen?

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nschw79  30.06.2009, 11:15
@caramello

Dann meinen wir anscheinend den gleichen. Es gibt mehrere Kurzfassungen, unzählige Interpretationen... schon ein bissl difus.

Das Original heißt also "Seltsamer Spazierritt" von Johann Peter Hebel !!

Friedrich Hebbel - den ich angesprochen habe - hat ähnliche Werke geschrieben u.a. "Maria Magdalena". Darin geht es in etwa um das gleiche Thema Gerede der Menschen, Heuchelei usw.

Sorry dass ich bei den Namen für Verwirrung gesorgt habe :o)

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