Wo liegt der Ursprung von Läusen?

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Vorfahren der heutigen Kopfläuse parasitierten bereits unsere hominiden Urahnen. Vor etwa 5,6 Millionen Jahren trennten sich die Vorfahren der Kopflaus/Kleiderlaus in zwei Arten auf, die sich auf Schimpansen und den Menschen spezialisierten. Pediculus schaeffi befällt noch heute Schimpansen und Pediculus humanus den Menschen.

Studien an mitochondrialer DNA (mt DNA) haben gezeigt, dass sich Pediculus humanus vor etwa zwei Millionen Jahren in drei monophyletische Gruppen aufgeteilt hat, von denen jeder eine charakteristische geographische Verteilung hat. Die monophyletische Gruppe A beinhaltet Kopfläuse und Kleiderläuse und ist weltweit verbreitet. Die monophyletische Gruppe B findet sich ausschließlich in Kopflauspopulationen von Europa, Amerika und Australien. Gruppe A und B waren in Nordamerika bereits vor der Entdeckung Amerikas, und wurden mehrfach im Haar von indianischen Mumien entdeckt. Die monophyletische Gruppe C wurde bislang nur in Nepal und in Australien nachgewiesen. Nach einer Theorie haben sich Kleiderläuse und Kopfläuse in zwei Arten aufgetrennt, als unsere Vorfahren ihr dichtes Haarkleid verloren und anfingen sich mit Fellen zu bekleiden.

Eine 2004 publizierte Genanalyse von Kopfläusen, die ein Team um David Reed von der University of Florida vorlegte, wies zwei Abstammungsgruppen nach, deren Entwicklung – geschätzt anhand der molekularen Uhr – seit mehr als 1,1 Millionen Jahre getrennt voneinander verlief. [8] Heute kommt die eine Population auf allen Kontinenten vor, die zweite nur in Amerika. Da die Trennung der beiden Läuse-Populationen annähernd in jene Zeitspanne fällt, in der Homo erectus aus Afrika auswanderte, vermuten die Forscher, dass Homo erectus die Vorfahren der einen Population mitbrachte und dass sie die aus Homo erectus hervorgegangenen Neandertaler ebenfalls besiedelten. Als Jahrzehntausende später der in Afrika aus Homo erectus hervorgegangene Homo sapiens aus Afrika auswanderte, brachte er die zweite Population mit, die sich zwischenzeitlich in Afrika – wie er selbst – genetisch verändert hatte. Während es in Europa offenbar keinen intensiven Kontakt zwischen Neandertaler und Homo sapiens gab, bei denen die ausschließlich auf dem menschlichen Kopf lebenden Läuse übertragen werden konnten, muss es – so die Deutung von David Reed – in Asien zu engeren Kontakten gekommen zu sein: Die später von Asien aus nach Amerika weitergewanderten Gruppen von Homo sapiens scheinen jedenfalls beide Läuse-Populationen mitgeführt zu haben, die eigenen und die mutmaßlich von Homo erectus übernommenen.

Läuse und Lauseier sind in 8.000 bis 10.000 Jahre alten Textilien, Haaren und Kämmen identifiziert worden, die bei archäologischen Ausgrabungen z. B. auf den Aleuten, im Südwesten der USA, in Mexico und Peru entdeckt wurden.

Im 17. und im 18. Jahrhundert war Kopflausbefall in Europa in allen Gesellschaftsschichten verbreitet. Bei Perückenträgern waren Kopfläuse eine regelrechte Plage. Noch im 19. Jahrhundert war Kopflausbefall in den ärmeren Bevölkerungsschichten in den Städten wie auf dem Land extrem häufig. Besonders betroffen waren Familien, in denen man sehr eng zusammen lebte und wo sich mehrere Personen ein Bett teilten. Unter diesen Verhältnissen hatten die meisten Menschen gleichzeitig Kopf- und Kleiderläuse.

http://home.arcor.de/klaus-koniarek/pest/pest-frames.htm