Wo ist die Grenze zwischen geklaut und einfach ähnlich?
Gefühlt jede Idee gibt es schon.
Die Frage ein bisschen konkreter:
Es gibt ein Buch von Isabel Abedi (Whisper) in dem es darum geht, dass 2 Jugendliche irgendwie irgendwann in Kontakt mit dem Geist eines Mädchens treten. Das Mädchen wurde ermordet und sie decken ihren Mord auf.
Wenn jemand jetzt vom Prinzip her das gleiche schreibt nur andere Mordgeschichte und andere Personen, ist das dann geklaut?
Noch ein Beispiel:
In einem weiteren Buch von ihr (die längste Nacht) geht es darum, dass ein Mädchen zufällig an einen Ort kommt, an dem sie früher schon mal war und Erinnerungen hochkommen, durch die sie herausfindet, dass ihre Schwester umgebracht wurde. Gleiche Frage: ist das mit anderen Personen und anderer Geschichte, die herausgefunden wird (also eigentlich nur jemand kommt wohin und erinnert sich an seine Vergangenheit) geklaut?
Und noch ein konkretes:
Im Buch Isola (auch von Isabel Abedi) geht es um 12 Jugendliche die im Rahmen eines Filmprojekts auf eine Insel reisen und dort ein "Mörderspiel" spielen müssen. Eigentlich ist das Spiel harmlos (der Mörder fasst seine Opfer am Handgelenk und bringt sie in ein Versteck von wo aus sie nach Hause gebracht werden) aber es artet aus.
Diese Ideen sind ja alle nicht sooo Originell und die Wahrscheinlichkeit daß jemand den gleichen Einfall hat ist relativ hoch. Ich will diese Bücher nicht runtermachen. Ich fand sie sehr gut. Ich würde nur gerne selbst ein Buch schreiben und jede Idee die ich habe gibt es schon irgendwie. Kann ich das ohne Bedenken trotzdem schreiben oder ist es dann geklaut?
3 Antworten
Es ist nicht geklaut. Du musst halt genügend eigene Ideen mit einfließen lassen und die ganze Story abändern.
Ich persönlich finde es aber noch besser, wenn man sich so ca. 99% seiner Story alleine ausdenkt. Das macht viel mehr Spaß und man kann viel stolzer auf sich sein. Aus diesem Grund (nicht nur aus diesem) schreibe ich Fantasy, weil man sich hierbei viel mehr selbst ausdenken kann, das es noch nicht gibt.
Wie du richtig erkannt hat, gab es alles schon in irgendeiner Form. Daher ist es auch noch kein Plagiat, wenn die Idee an sich sehr ähnlich ist. Es gibt auch mehrere Bücher über Jugendliche, die gegeneinander kämpfen müssen, bis nur noch einer übrig ist, um ein anderes Beispiel zu nennen. Es gab deshalb sogar Diskussionen, ob Die Tribute von Panem ein Plagiat von Battle Royale ist, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Tribute_von_Panem#:~:text=Die%20Tribute%20von%20Panem%20wird,kritisiert%2C%20der%20ebenfalls%20verfilmt%20wurde.
Ein Plagiat im rechtlichen Sinne ist es aber nicht, sonst wäre es längst vom Markt. Die Grundidee ist sehr ähnlich, somit gibt es schon klare Gemeinsamkeiten, aber - und das ist der entscheidende Punkt - auch ausreichend Unterschiede, sodass die Panem-Bücher zwar von Battle Royale inspiriert sein mögen, aber trotzdem ein eigenständiges Werk darstellen. Falls es Dich interessiert, hier habe ich dazu auch einen Vergleich zwischen beiden Büchern gefunden: http://trugbilder.blogspot.com/2012/04/die-tribute-von-panem-und-battle-royale.html
ErsterSchnee hat auch das gute Beispiel Liebesroman gebracht, da gibt es im Grunde auch immer wieder dieselben Grundmuster: Verbotene Liebe (Romeo und Julia z.B., es gibt viele Geschichten mit ähnlichem Grundmuster, verfeindete Clans, Familien, Gangs, usw., deren Sprösslinge sich verlieben), Cinderella (muss ja nicht der Prinz sein, Sekretärin und Chef usw. ist alles dasselbe Grundmodell, Mädchen / Frau von "niedrigem" Stand verliebt sich in mächtigen Mann), gutes Mädchen trifft Badboy (sehr selten anders rum, Klischee halt ;-) )
Ein Plagiat wäre es dann, wenn man wirklich abkupfert und nur die Namen und ein paar kleine Details ändert. Beispiel Harry Potter: Du kannst ohne Probleme eine Geschichte über einen jungen Zauberer schreiben, der auf ein Zauberinternat kommt, und er darf auch vorher keine Ahnung gehabt haben und gegen einen mächtigen Zauberer kämpfen. Wenn der aber Barry Flotter heißt und da einen besten Freund namens Don hat und einen fiesen Lehrer namens Snake wird es schon schwieriger ;) Selbiges gilt auch, wenn der Handlungsverlauf dann auch fast komplett dem des Originals entspricht und nur ein paar Namen und Orte ausgetauscht und Formulierungen verändert werden. Hat man hingegen zwar einen Jungzauberer auf einem Zauberinternat, der sich einem mächtigen Zauberer stellt, ansonsten ist die Handlung aber völlig anders als bei Harry Potter, ist das kein Problem, es ist jetzt nicht so, dass niemals wieder jemand eine Geschichte mit dieser Grundidee schreiben dürfte.
Hier übrigens ein interessanter Artikel dazu: https://ilovewriting.ullstein.de/plagiat-oder-inspiration/
In dem Artikel wird übrigens ein anderer bekannter und in dem Kontext auch interessanter Fall erwähnt, nämlich Shades of Grey. Das begann als Fanfiction zu Twilight. In den Büchern ist der Unterschied zur Vorlage aber so groß, dass es als eigenständiges Werk durchgeht und somit veröffentlicht werden konnte.
Sind nicht alle Liebesromane so aufgebaut? Mann liebt Frau, die ihn nicht will. Sie nimmt einen anderen Mann, der ist ein Arsch, sie landet beim ersten Kerl. Alternativ liebt die Frau den Mann, der sie nicht will.
Dann wären ja alle Romane geklaut...
Klar. Die Wahrscheinlichkeit, dass es veröffentlicht wird, ist eh gering.
Sehr gutes Beispiel, gerade bei Liebesromanen gibt es im Grunde eine Hand von Grundschemata, die sich immer wieder wiederholen, Cinderella, Romeo und Julia, Badboy-Storys ... Da ist letztendlich vieles austauschbar, ohne dass es deshalb Plagiate sind.
Danke. Heißt das ich kann es ohne Bedenken schreiben? 😅👀