AMA: Blickwechsel 26. März 2025
AMA: Deine Fragen an eine Mutter, die ihre Kinder weggegeben hat
Alles zum Blickwechsel

Wieso wolltest du deine Kinder nicht wieder zu dir zurück holen?

1 Antwort

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich wollte vermeiden, daß sie diesem unsäglich quälenden Bezugspersonenkarussell ausgesetzt werden das ich von einigen Kindern aus dem heim, in dem ich selbst ne Weile war, kannte. Immer alle paar Wochen woanders sein zu müssen weil raus aus dem Heim zu Mama, dann wieder zurück ins Heim weil doch nicht funzt, aber dann in ein anderes Heim kommt weil im alten kein Platz mehr frei ist... Das ist doch kein Leben für ein Kind!

Als ich die Kinder weggegeben habe waren wir gerade dank der "freundlichen Unterstützung" ihres Vaters obdachlos geworden (der Kerl hat echt die Miete unterschlagen!) und ich hatte seit einiger Zeit schon Angstzustände, die sich immer mehr zu ner Panikstörung auswuchsen. Ich hatte also gesundheitliche gründe für die Annahme, daß es besser ist, die Kinder nicht mehr zurückzuholen. weil ich nicht abschätzen konnte, wann ich diese Angstzustände in den Griff bekomme und ob das dann auch so bleibt. Und bei Obdachlosigkeit... Es war damals schon nicht so einfach als Alleinerziehende mit 2 Kindern ne Wohnung zu finden wenn man noch eine hat und Teilzeit arbeitet, aber obdachlos und ohne Job mit 2 kleinen Kindern? Vergiss es einfach... 😞

Und bis ich da mal ne Bude gefunden hätte für mich und die beiden Kinder wären die ohnehin schon sehr lange irgendwoanders untergebracht gewesen und ich hätte sie da wieder rausgerissen.

Das muss wirklich nicht sein. Auch die Pflegeeltern sind Menschen und hätten ebenso einen großen Verlust. Es trifft also nicht nur die Kinder hart.

Kontakt gehalten hab ich konsequent jeden Monat. Zumindest bis die beiden Volljährig wurden. mein Sohn will seit dem Tod seines leiblichen Vaters keinerlei Kontakt zu mir und meine Tochter hat nur wenig Zeit da sie voll berufstätig ist und einfach ihr Leben lebt. Sie ist Kinderpflegerin. 😎

Beide Kinder sind erwartungsgemäß in die Pflegefamilie hineingewachsen und dort fest verwurzelt. Für sie ist also die Pflegefamilie Familie. Das ist auch gut so.

warehouse14


biaschue 
Beitragsersteller
 26.03.2025, 21:35

Liebe Warehouse, ich danke dir vielmals für deine offene und ehrliche Antwort 🤗 Oft spielt einem das Leben schon wirklich übel mit und es bleibt einem gar nicht viel mehr übrig, als zu versuchen, dass Beste draus zu machen und letzten Endes zu akzeptieren, dass manches einfach so ist wie es nun mal ist. Ich denke es ist auf jedenfall wichtig, sich mit der Vergangenheit zu versöhnen, wie auch immer diese ausgesehen haben mag, um ein einigermaßen gutes und zufriedenes Leben führen zu können. Keiner der jemals in einer ähnlichen Situation wie du gewesen ist, kann verstehen und nachvollziehen, warum du so gehandelt hast und darf sich das Recht herausnehmen, darüber zu urteilen. Ich denke du bist eine starke und mutige Frau, denn es gehört schon einiges dazu, nicht an so einer Situation zu zerbrechen. Ich bewundere deine Kraft, denn ich könnte mir nicht vorstellen, dass ich das nie so verkraften -und emotional überwinden hätte können.

Alles Liebe & Gute für dich 🩷, Bia

McMay  09.04.2025, 10:34

Hallo Warehouse. Das ist eine wirklich berührende Geschichte und ich bin beeindruckt, wie stark und offen du damit (heute) umgehen kannst. Du hast eine sehr starke Entscheidung getroffen. Das mit deinem Sohn tut mir sehr leid. Das ist wahrscheinlich das Schwerste daran.
Ich bin auch deshalb dankbar für deine Sichtweise, weil ich eine gute Bekannte habe, die so etwas Ähnliches aus Kindersicht erlebt hat. Nun habe ich auch mal eine mütterliche Sichtweise. Danke!