Wie sind die deutschen Ländergrenzen definiert? Ändern sie sich durch Naturereignisse?
Konkret sind es 2 Fragen
- An Stellen, an denen es natürliche Gegebenheiten sind und nicht nur eine Linie, kommt es ja auf die Länge des Messstabs an. Stichwort Fraktal. Gibt's da irgendeine Vorschrift?
- Wie schaut's bei Flussgrenzen aus? Ändert sich da was während Überschwemmungen oder nach An- und Abschwemmungen?
- Bei Österreich ist die Grenze der Alpenhauptkamm, wenn ich mich nicht täusche. Da ist 1. und 2. anwendbar.
3 Antworten
Zu 3: Bei Österreich ist die Grenze nur zu Italien und Slowenien der Alpen- bzw. Karawankenhauptkamm. Der ist in vergletscherten Regionen schwer zu definieren. Wenn die Gletscher zurückgehen, ändert sich auch der Grenzzverlauf. Das hat dazu geführt, dass etwa der Fundort von Ötzi, dem Mann aus dem Eis, umstritten ist. Ursprünglich war man der Meinung war, dass es sich um einen verunglückten Alpinisten aus unserer Zeit handelt, weshalb von amtlicher italienischer Seite, die keine Unannehmlichkeiten wollte, der Fundort als "österreichisch" erklärt wurde und die Österreicher die mühsame Bergung durchführen mussten. Nachdem klar war, dass es sich um eine archäologische Sensation handelt, hat Italien plötzlich festgestellt, dass der Fundort doch in Italien war, was dann von einer durch extremen diplomatischen Druck Italiens willfährig gemachten Kommission, die sich in der Gletscherregion an nicht vorhandene Fixpunkte gehalten hat, bestätigt wurde. Die meisten anderen Grenzen Österreichs sind durch internationales Diktat festgelegt worden und ändern sich daher auch nicht
Die Grenzen zwischen Staaten werden zwar oft durch natürliche Gegebenheiten (Küsten, Gebirge, Flussläufe) definiert - aber festgelegt werden sie durch völkerrechtlich bindende Verträge zwischen benachbarten Staaten. Ebenso wird auf diese Weise ein eventueller Gebietstausch oder eine freiwillige Grenzänderung (Abtretung, Erweiterung) vollzogen.
Ups, zu lang gebraucht:
....
Norwegen finde ich ein gutes Beispiel:
Misst man die Fjorde mit, sind das einige Kilometer mehr, als wenn man die Einfahrt überspringt und gleich gegenüber weitermacht.
Nicht weltweit ... Ich kann nur als Beispiel etwas zur deutsch-polnischen Grenze bringen. Da braucht es pragmatische Lösungen, keine verkopften Grübeleien ...
Festland ist einfach, da gibt es Grenzzeichen. Bei Küsten und Flüssen wird es schwieriger, da wird es Vereinbarungen gebe wie vllt. "... bei Flusskilometer xxx Flussmitte ..."
Danke
Mit den konkreteren Hinweisen bin ich durch eure Kommentare angeregt worden, selber mal genauer zu suchen.
Da hab ich bei der österreichischen Regierung den Deutsch-Österreichischen Staatsvertrag gefunden:
Roland, wenn du mal was Verkopftes lesen möchtest, nimm Abschnitt 1, Artikel 3, Absatz 1 zur Gewässermitte. Oder vielleicht ist das auch pragmatisch, weil keine Frage offen bleibt ;-)
Für die, die die Frage auch interessiert, meine Interpretation ist (zumindest für Österreich):
- Koordinaten und Karten mit Maßstab sind vorgegeben.
- Natürliche Fluss- und Bachläufe werden mindestens alle 10 Jahre nachvermessen.
- Jurastudium ist von Vorteil.
Die Verträge mit den anderen Nachbarstaaten suche ich jetzt nicht mehr.
Gutes und Gesundes Neues Jahr
Norbert
P.S. auch ein Geodäsiestudium kann von Nutzen sein ... ;)
Ok, aber steht da drin "Flussmitte/-ufer, Ebbe/Flut" evtl "bei Pegel X" oder Koordinate1 bis Koordinate2, Koordinate2 bis Koordinate3 etc.
Ich habe jetzt auch einen Artikel gefunden zu dem, was ich im Hinterkopf hatte.
https://www.spektrum.de/kolumne/kuestenlinien-paradoxon-eine-unbestimmbare-laenge/2002951
Stichwörter auch: Richardson-Effekt, fraktale Dimension, Küstenparadoxon
Norwegen mit seinen Fjorden finde ich ein g