Wie lief in Deutschland das private Telefonieren im Zweiten Weltkrieg?
Hallo zusammen,
Ich habe eine Frage an die Telefonexperten hier:
Wie lief in Deutschland das private Telefonieren im Zweiten Weltkrieg?
Hintergrund ist die Recherche für ein Buch, in dem zwei Privatleute innerhalb einer Stadt miteinander kommunizieren müssen. Ich muss herausfinden, ob das telefonisch überhaupt möglich war.
Ich weiß, dass es damals schon Selbstwählapparate gab, aber waren die auch in Privathaushalten verbreitet? Oder ging jedes Gespräch über das Amt?
Ich vermute, dass die Telefonleitungen im Laufe des Kriegs zerstört wurden, aber hat hier jemand nähere Informationen dazu oder weiß, wo ich sie finden kann? Oder waren vielleicht doch nur einige Teile betroffen?
Danke für jede Hilfe!
1 Antwort
Selbstwahl gab es nicht in allen Städten. Die letzte Ortsvermittlungsstelle ("Dame vom Amt" stöpselt um) in Westdeutschland wurde 1966 automatisiert (Uetze, Niedersachsen). Im Fernnetz gab es mancherorts noch keine Selbstwahl bis 1972.
Die aller meisten Privathaushalte hatten im Krieg keinen Anschluss.
1939 gab es in Deutschland (inkl. Pommern und Ostpreußen) nicht mal 3 Millionen Anschlüsse.
Beschädigungen am Netz wurden während des Kriegs fortlaufend repariert und wo noch möglich, wurden die Netze selbst in den letzten Kriegstagen noch verwendet. Teils militärisch, um feindliche Truppenbewegungen durch das Ortsnetz durchzugeben, teils privat von Soldaten, um eine Nachricht über ihren Verbleib so nah wie möglich an ihre Familien zu bringen. Oft gegen Gebühr aus einem Kaufmannsladen, an einen Kaufmannsladen, Hotel, Arzt, Fuhrunternehmer oder Pastor in der heimischen Nachbarschaft, der die Nachricht dann weiter gab.