Wie leitet man das Ionenprodukt her?

Herleitung - (Chemie, chemisch)

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Das kommt aus dem Massenwirkungsgesetz. Jede chemi­sche Reaktion hat eine Gleich­gewichts­konstante, die ist einfach das Produkt (im mathe­mati­schen Sinn) der Produkte (im chemi­schen Sinn) durch das Produkt der Edukte.

A + B ⟶  C + D     K = c(C)·c(D) / (c(A)·c(B))

Dieser Wert K hat für jede Reaktion einen fixen Wert (ab­hän­gig nur von Tem­pera­tur und Druck). Egal wieviel A,B,C,D Du in den Topf wirfst, die Reaktion läuft dann immer genau so weit ab, daß die Konzentrationen im Gleichgewicht den festen Wert von K ergeben.

(Ja, statt der Konzentration c sollte man eigentlich die Aktivität a verwenden, aber das ist in der Praxis kompliziert, und mit Konzentrationen stimmt es immer noch näherungsweise)

Wasser zeigt jetzt die Autoprotolyse

2 H₂O ⟶  H₃O⁺ + OH⁻

und dafür kann ich natürlich auch eine Gleichgewichts­konstante formulieren

K = c(H₃O⁺) · c(OH⁻) / c²(H₂O)

(hier brauchen wir ein Quadrat, weil ja 2 H₂O dasselbe wie H₂O + H₂O ist)

und weil die Konzentration von Wasser in verdünnten Lösun­gen ja immer dieselbe ist (nämlich 55.5 mol/l), kann man sie zur Konstante dazuschreiben

K·c²(H₂O) = Kw = c(H₃O⁺) · c(OH⁻)

und damit haben wir das Resultat: Das Produkt der Kon­zentra­tio­nen von H₃O⁺ und OH⁻ hat einen festen Wert, der unabhängig davon ist, was sonst noch alles in der Suppe herum­schwimmt. Und freund­licher­weise hat dieses Produkt auch noch einen simplen Zahlen­wert Kw=10⁻¹⁴ mol²/l²

Jetzt bleibt noch die Frage, wo eigentlich das Massen­wirkungs­gesetz her­kommt. Das kann man aus der statisti­schen Thermodynamik ableiten, aber vermutlich willst Du nicht wissen, wie das geht. Es braucht ziemlich fort­geschrit­tene Kon­zepte, um diese Ableitung zu verstehen. Besser, Du glaubst es.

Manche Leute werden Dir eine simple Ableitung des Massen­wirkungs­gesetzes über Reaktions­geschwindig­keiten an­bieten. Die ist nicht falsch, läßt aber viele Fragen offen, wenn die Re­ak­tions­mechanis­men kom­plizier­ter werden (ich sehe z.B.nicht, wie man sie für Radikal­ketten­reaktio­nen recht­ferti­gen kann, oder wie man damit erklären kann, daß ein Kata­lysator das Gleich­gewicht nicht ver­schiebt). Ich halte sie nicht für wirklich erhellend, deshalb biete ich sie Dir gar nicht erst an.


Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik

Das Ionenprodukt ist eine spezielle Form des Massenwirkungsgesetzes, bei der die Gleichgewichtskonzentration von Wasser ([H₂O] = 55,55 mol/L) als konstant angenommen und in die Gleichgewichtskonstante K_w mit einbezogen wird. Da nur ein sehr geringer Teil des Wassers protolysiert (bei 22°C nur etwa 0,00000036%), ist das erlaubt. 

=> K_w = K*[55,55]² = [10⁻⁷][10⁻⁷] = 10⁻¹⁴ mol²/L²