Wie lange Meditation praktizieren um „tief“ zu sinken?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und möchte mich mit meiner Meinung einbringen:

Je größer das Ziel ist, umso mehr entfernt man sich davon.

Weshalb? Weil man eine künstliche Distanz schafft zwischen "Ich" und "erwünschter Zustand". Das ist ein Denkmuster, das auf dem Konzept "Selbstoptimierung" beruht

"Ich bin sündig/materialistisch/egoistisch/unausgeglichen/ineffektiv...und mit Hilfe von Buße/Entsagung/Meditation/Psychologie will ich ein besserer Mensch werden"

Aber in Wirklichkeit kann man beispielsweise gar nicht "meditation machen" oder "meditativ werden" - es ist nur möglich, meditativ zu sein.

Eine "Verbesserung" ist nicht möglich.

Sobald man meint, man braucht Methode X um Ziel Y zu erreichen, das ganz anders, ganz speziell und ganz besonders ist, wird man es womöglich verfehlen.

Meditation ist nach meiner Ansicht eine "Selbst-Erfahrung". Man setzt sich hin, atmet durch - und das ist alles.

Die schmerzenden Knie, das Gedankenkarussell im Kopf, die negativen Emotionen, sexuelle Fantasien - all das ist ausdruck unseres Menschseins und natürlich.

Erst wenn wir sagen "das gehört nicht in meine spirituelle Praxis", machen wir diese Dinge unnatürlich - weil wir sie als "nicht vergeistigt genug" ansehen.

Anstatt also etwas besonderes anzustreben einfach sitzen - ohne Zielstreben, Vorsatz oder Wunschvorstellung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren Praxis buddhistischer Meditation
Enzylexikon  20.03.2022, 20:39

Vielen Dank für den Stern. :-)

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