Wie lange dauert es ca. den Liebestraum No. 3 von Liszt auf dem Klavier zu beherrschen?
Also ich spiele jetzt seit 8 Jahren Klavier und habe zu letzt Stücke wie In der Halle des Bergkönigs oder Minutenwalzer von Chopin gespielt. Diese habe ich innerhalb von 4-5 Monaten ohne besonders große Schwierigkeiten beherschen können. Nun möchte ich mich an den Liebestraum herantrauen, doch meine Frage ist wie lange das dauert bis ich mit meinen Erfahrungen das Stück kann oder ob es überhaupt realistisch ist damit anzufangen. Also gibt es vielleicht irgendeinen der aus Erfahrung sprechen kann oder der vielleicht Tipps hat für dieses Stück?
2 Antworten
Ich habe mir das Klavierspielen selbst beigebracht weil ich es so sehr mochte. Ein Profi bin ich allerdings nicht. Meiner Meinung nach kommt es auf verschiedene Faktoren an wie schnell jemand ein Stück lernt. Ob man schneller etwas dazu lernt oder eher langsam lernt, ob es einem Spaß macht, ob man Leidenschaft dabei hat. Also kann man das so genau nicht sagen.
Ich würde davor erst Chopins Etude Op. 25 Nr. 1 spielen und sehen, wie es dir damit so geht. Das hat sehr ähnlichen Charakter und Elemente wie Liszts Liebestraum, ist aber eine Spur zugänglicher. Beide der Stücke haben die Melodie fast nur im rechten kleinen Finger und die restlichen neun begleiten quasi. Schau dir das mal ganz bewusst und gewissenvoll an, als ob du den Liebestraum spielen würdest und wenn du siehst, wie es dir dabei geht hast du eigentlich die Antwort ^^
Toi toi toi
Zu lernen sicher! Die Melodie ist da fast ausnahmslos im kleinen Finger und die Struktur ist im Prinzip immer das gleiche - Akkordzerlegungen und deren Sequenzen. Was erstens einfacher zu lesen ist und dem Gehirn gleichzeitig beibringt, wie man eine Melodie mit der Hand spielt, die gleichzeitig auch noch begleitet.
Bei Liszt schwebt die Melodie dagegen zwischen linker und rechter Hand herum, während man den Rest der Finger als Tonlandschaft verwendet. Also ist das noch eine Stufe höher, wenn man das wirklich gut koordinieren und musikalisch umsetzen will. Die erste Seite des Liebestraums sieht immer täuschend einfach aus, bis man dann zu den komplizierteren Passagen kommt und dann aufgeben will, weil einfach die Hände den ganzen Aufwand nicht gewöhnt sind.
Um ehrlich zu sein würde ich neben der Harfenetüde auch noch die Terzenetüde vorschlagen (Op. 25 Nr. 6), um die Motorik und hoffentlich auch Melodik draufzuhaben, was ja der ursprüngliche Zweck einer Etüde (=eines Übungsstückes) ist. Chopin hat über die Pragmatik von Etüden hinwegkomponiert und sie zu einem eigenen Kunstwerk erschaffen. So lernt man nicht nur Technik, sondern auch Musikalität, die man für Liszt ebenso zwangsläufig einsetzen wird.
Also kurz: Harfenetüde ist nicht einfach, aber sicherlich strukturell eingänglicher als der Liebestraum und demnach eine sehr, sehr gute Vorbereitung. ^^
Die Terzenetüde ist eine der schwersten Stücke überhaupt, wenn nicht das schwerste Klavierstück. Wenn du die spielen kannst, musst du dich wohl nicht mehr mit einem Liebestraum von Liszt aufhalten und spielst lieber gleich die Harmonies du Soir oder Chasse Neige.
Ja, idealerweise sollte man alle Chopin Etüden gelernt haben. Dann braucht man vor nichts mehr Angst zu haben. ;)
Jedenfalls finde ich immer noch, dass es helfen wird die Harfenetüde zuerst zu üben, da sie wirklich einfacher zu spielen ist (da immer ähnliche Muster, was man sehen wird, wenn man einen Blick auf die Noten wirft), bevor man direkt vom Minutenwalzer an den Liebestraum herangeht.
Vollständige Antwort, bevor ich mich hier ausklinke:
Ja, idealerweise sollte man alle Chopin Etüden gelernt haben. Dann hat man vor nichts mehr Angst. ;)
Und theoretisch kann man ja alles gleich spielen, wenn man nur Noten lesen kann und genügend Geduld hat. Doch leidet eben die Musikalität und allgemeine Qualität stark darunter.
Außerdem wurden der Bergkönig und Minutenwalzer erwähnt. Beide sind schon recht anspruchsvoll, doch haben sie gemeinsam, dass die Noten relativ nahe aneinander liegen. So wie schnelle Koloraturen sozusagen. Bei Liszt ist in dem Fall aber weiter ausgeweitete Linienführung gefragt, wozu die Motorik der Hände sich entsprechend erweitern und "ausstretchen" muss.
Deshalb finde ich immer noch, dass es helfen wird die Harfenetüde zuerst zu üben, da sie nicht nur einfacher zu spielen ist (da immer ähnliche Muster, was man sehen wird, wenn man einen Blick auf die Noten wirft), sondern auch die nötigen muskulären Bedingungen fördert, bevor man direkt vom Minutenwalzer an den Liebestraum herangeht.
Du findest die Harvenetüde echt einfacher? Das höre ich auch zum ersten Mal