Wie kommt man aus einer dauerhaften Existenzkriese raus?

3 Antworten

Kennst Du den Unterschied zwischen Handlungsorientierung und Lageorientierung? (hier zu Erklärung: https://www.leadership365.de/0013e/). Lageorientierung ist mit niedrigerem subjektiven Wohlbefinden und mehr psychischen Symptomen assoziiert.
Du scheinst extrem lageorientiert zu sein, und dich in Grüblereien zu verlieren. D.h. ein Punkt wäre: Mehr Handlungsorientierung. Das heißt z.B. konkret: Wenn ich nicht weiß, was das Leben für einen Sinn macht (und das ein Problem für mich ist): Was kann ich tun, um dieses Problem zu lösen? ich könnte mir Bücher über den Sinn des Lebens ausleihen, oder Tätigkeiten ausprobieren, die vielleicht sinnvoll sind. Raus aus der Grübelei, hin zu irgendwelchen Schritten. Und wenn es nur ein kleiner Schritt ist, schafft er schon eine andere Ausgangsbasis als zuvor.

Deine Existenzkrise hat vermutlich etwas mit dem Zugang zu Motiven zu tun. Jeder Mensch hat Motive, d.h. jeder Mensch will irgendetwas. Man kann aber zwischen impliziten und expliziten Motiven unterscheiden. Implizite Motive sind nicht wirklich bewusst, sind aber entscheidend für die Lebenszufriedenheit: d.h. man wird zufrieden, wenn implizite Motive befriedigt werden. Explizite Motive sind das, was man meint, was man will, was man bewusst anstrebt. Das, was man bewusst anstrebt, kann sich mit den impliziten Motiven decken (was ideal wäre), oder auch nicht. Wenn das, was sich man bewusst anstrebt sich nicht deckt mit dem, was man unbewusst will, dann entfremdet man sich von sich selbst, man lebt quasi an seinen Motiven vorbei. Das nennt sich "Entfremdung" oder "Alienation" (nach dem Motivationspsychologen Julius Kuhl).

Du scheinst keinen besonders guten Zugang zu deinen impliziten Motiven zu haben. Das würde zumindest erklären, warum du keinen Sinn im Leben siehst oder warum du unmotiviert bist.

Implizite Motiv zeigen sich durch Affekte, d.h. durch ein Bauchgefühl. Für Motivation und um zu wissen, worauf Du Lust hast oder was du machen willst, musst du deine Körpersignale / affektiven Zustände gut wahrnehmen können. D.h. achte darauf, welche Entscheidungen mit einem guten Bauchgefühl (Weite, Entspanntheit usw.) verbunden sind und welche mit einem schlechten (ein "Enge-Gefühl", Magenkrämpfe usw).

Sich alles offen halten wird eh nicht funktionieren. Du musst dich irgendwann entscheiden, wenn du zumindest einen Teil deiner Motive befriedigt haben willst. Wer sich alles offen hält, macht am Ende nichts. Natürlich kann es sein, dass man sich falsch entscheidet. Aber wenn man das macht, 1) weiß man, dass es eine falsche Entscheidung war (hat also gelernt), 2) kann man immer noch überlegen, was der nächste Schritt wäre (sofern man handlungsorientiert ist, also Handlungsorientierung ist wichtig).

Sich nicht zu entscheiden kann halt auch Vermeidung sein. Man vermeidet Angst, denn Entscheidungen machen Angst, weil man falsch liegen kann und weil Entscheidungen Konsequenzen für das eigene Leben haben. D.h. möglicherweise musst du lernen, die Angst, die mit dem Treffen von Entscheidungen verbunden ist, auszuhalten. Es kann tatsächlich sein, dass du mit deinen Grübeleien etwas vermeidest.

Es ist nicht schlecht reflektiert zu sein (das bist du offenbar sehr). Aber Du musst auch handeln können (und ich meine das nicht als autoritäres "muss" sondern für deine Zufriedenheit. Es geht um deine Motive).

Psychonaut124 
Fragesteller
 01.08.2019, 16:33

Vielen Dank, für diese Ausführliche Aufklärung.

Dieser Differenzierungen war ich mir bisher nicht bewusst. Das mit der Entfremdung kann ich nachvollziehen. Wenn man also nur vom denken aus handelt kann man ja im Grunde über das eigene Wohlergehen gehen, im Sinne der Profitorientiertheit zumindest theoretisch. Ich denke ich muss disziplin entwickeln und das durch handeln. Ich bin mir ja bewusst, das diese Untätigkeit zu nichts führt. Vorallem habe ich bemerkt das man durchs nicht tun immer unmotivierter wird. Man scheint isoliert ohne weitere Perspektiven zu sein. Wobei dass ja nicht immer so sein muss.

Ich weiß eben nicht so recht was ich will, weder bewusst noch unbewusst.

Das einzige was ich bewusst will ist Musik produzieren. Aber irgendwie halte ich mich ja sogar davon ab.

Die Art und Weise meines Denkens schwankt auch immer. Manchmal habe ich wirre Gedanken, manchmal Emotionale. Manchmal kalte, rationale. Manchmal Eben ein bewusstsein über die Absurdität des Daseins. Man könnte die Absurdität wahrscheinlich sogar als Positives betrachten. Wenn man sie ganz akzeptieren würde könnte man bestimmt etwas daraus machen.

Manchmal denke ich in Musik manchmal in Bildern.

Also grundsätzlich sollte ich einen Weg finden damit Umzugehen.

Wegen der Angst im Bezug auf eine Vermeidung. Dies könnte in der Tat sein, da ich teilweise soziale Ängste habe. Die auch immer schwanken. Manchmal bin ich selbstbewusst und kann alles hinnehmen wie es ist und das Beste daraus machen und manchmal zerstört mich die kleinste Sache.

Nun gut ich werde jetzt mal Versuchen Lösungorientiert daran zu gehen. Da werde ich mich durch den reinen Dschungel schlagen müssen. Naja oder einfach mit irgendwas anfangen. Sonst bleib ich im Grunde an der gleichen Stelle und die Veränderung wäre eine weitere Illusion.

Vielen Dank nochmal

MfG

Psychonaut

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YxBlackAngelxY  01.08.2019, 17:00
@Psychonaut124

Mach einfach was dir spaß macht wenn dir Musik machen spaß macht, mach das. Ich kenn das wenn einem sachen die man eig immer gern gemacht hat nicht ansprechen vl sogar angst machen aber das einzige was da wirklich hilft bei mir, ist es einfach wieder mal auszuprobieren und sei es wiederwillig aber so finde ich oft wieder den grund warum es mir so großen Spaß macht☺

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Ich denke dass du ein Problem damit hast deine psychedelischen Erfahrungen zu reflektieren und in deinem Alltag zu integrieren. Diese Eindrücke haben wohl bei dir eher mehr Fragen hinterlassen als welche beantwortet. Vielleicht ist es die mangelnde Reife verbundenen mit deinem relativ jungem Alter, welche Ursache für diese Verwirrung ist. Wahrscheinlich ist sie es und du wirst in wenigen Jahren den Großteil verarbeitet haben.

Psychonaut124 
Fragesteller
 01.08.2019, 15:55

Das wäre eine plausible Erklärung. Nun dann muss ich jetzt wohl einen weg finden die Eindrücke zu verarbeiten. Ich denke stabilisieren wird sich das schon wenn ich einer regelmäßigen körperlichen Aktivität nachgehen würde. Ich fange bald mit einem Teilzeitjob an und denke das mir diese Aktivität beim "fangen" helfen kann bzw. das sich meine Gedanken dadurch stabilisieren werden. Das habe ich schon beim Probearbeiten festgestellt.

Wobei es wiegesagt nicht die Grundursache zu sein scheint. Denn die meisten der Probleme hatte ich schon davor, sie haben sich jedoch abgewandelte. Auf das existentielle kam ich vermutlich in dem Ausmaß erst durch die Erfahrungen.

Meine Unfähigkeit Gedanken zu kontrollieren, hatte ich jedoch schon davor.

Teils, habe ich durch die Erfahrungen sogar gelernt meine Gedanken besser zu kontrollieren und allgemein ruhiger zu sein. Jedoch war dies nicht von Dauer. Vielleicht wird es eine Art Aufwärtsspirale.

Meinst du kreative Auslebung kann auch dabei helfen? Ich möchte ja gerne Musik produzieren, ich mache das jetzt seit 8 Monaten, aber in der letzten Zeit habe ich eben vermehrt Probleme damit es einfach zu tun. Vielleicht könnte das mit de richtigen Angehensweise zugleich eine Verarbeitung der Eindrücke als auch eine Weiterführung dieses Hobbys sein. Vermutlich kann ich Musik weiter machen wenn mein Körper ausgelastet ist. Ich meine vielleicht ist mein Problem auch nicht das ich es nicht für mich verarbeitet habe sondern das ich allgemein nur rumsitze. Das ist natürlich auch kontraproduktiv und steigert vermutlich sich kreisende Gedanken.

Danke aufjedenfall fürs durchlesen und für eine nicht bewertende Antwort.

MfG

Psychonaut

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Zwibannak  01.08.2019, 16:08
@Psychonaut124

Alles was dich geistig weiterbringt ist hilfreich. Musizieren macht kreativ, Sport hält fit und macht teamfähig, ein Teilzeitjob bringt Struktur in den Alltag, man übernimmt Verantwortung und kommt mit Leuten in Kontakt. Das sind auch alles Eindrücke an denen man wächst, welche widerrum das Verarbeiten einfacher machen.

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Psychonaut124 
Fragesteller
 01.08.2019, 19:58
@Zwibannak

Hey, eine Frage noch. Du scheinst dich ja mit dem Thema auszukennen; weißt du etwas über HPPD? Ich scheine eine zu haben, es stört mich nicht wirklich. Aber sowohl Blau als auch weiß erzeugen bei mir ein gewisses Bildrauschen. Gerade eben habe ich mich etwas darauf konzentriert und bemerkt das wenn ich die Farben betrachte und mich unmitellbar auf das Rauschen konzentriere sich aus dem Rauschen weiße Punkte entwickeln. Die Punkte wirken Hell, leuchtend und klar und bewegen sich schnell.

Wiegesagt stört es mich nicht wirklich ich mache mir normalerweise zumindest darüber keine Gedanken. Aber vielleicht weißt du ja etwas darüber. Ich habe die schon längere Zeit. Durch Koffein, Nikotin und Cannabis wird das ganze verstärkt. Ich habe auch weiter Psychedelika genommen. Die weiteren Male haben es weder verschlimmert noch verbessert.

Ich habe allerdings die Theorie das die Substanzen das ganze unter richtigen Bedingungen sogar wieder normalisieren könnten. Zumindest verschlimmert wurde es durch die weitere Einnahmen nicht, aber es wurde auch nicht besser.

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Zwibannak  01.08.2019, 20:08
@Psychonaut124

Nach einem Trip schwingt dass Bewusstsein danach auf einer höheren Frequenz. Viele müssen sich erstmal tagelang auf ihrem neuem Bewusstseinszustand zurechtfinden und einige missinterpretieren das resultierende Gefühl als "hängen bleiben" oder HPPD-Erkrankung. Inwiefern dass auf dich zutrifft, solltest du allersdings viel besser beurteilen können als ich.

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sry die seite wollte meinen text nicht annehmen also auf die selbe art wie duXD

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Ich hoffe ich konnte etw helfen:)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Psychologie, Cannabis, LSD)  - (Psychologie, Cannabis, LSD)
Psychonaut124 
Fragesteller
 01.08.2019, 16:52

Vielen Dank, auch dir. Mir ist immer wieder nicht bewusst genug, das ich nicht der einzige Mensch im Universum bin (ich weiß das es komisch klingt, ich meine damit nur das wenn ich mich vergleiche mir der Vergleich immer zur Falle wird, weil ich mit unrealistischen Vergleichen arbeite). Dein Beitrag hat mir durch die Menschlichkeit gezeigt, das ich auch nur ein Mensch bin. Ernsthaft manchmal verliere ich den kompletten Bezug zur Menschlichkeit. Das ist zwar nicht nur schlecht aber auf dauer überfordere zumindest ich mich damit selbst, weil ich alle Gefühle ignoriere. Oder es in Übertreibungen endet. Als würde sich hinter einer Mauer etwas aufstauen. Irgendwann kann sie es nicht mehr halten bricht zusammen und alle Emotionen überhäufen mich aufeinmal. Ich denke das sollte eher ein gleichmäßiger Fluß sein. Das einzige was ich mittlerweile festgestellt habe ist, das extreme meistens auch genauso extrem wieder zusammenbrechen.

Die Einstellung die du hast finde ich ziemlich gut, so lässt du dich nicht von anderen Einschränkungen. Teilweise habe ich es auch geschafft zu denken das es mir doch egal sei. Aber irgendwie war es meinerseits mehr ignoranz als eine wirklich gezielte Einstellung weshalb mich alles im Nachhinein traf.

Rechtschreibfehler sind mir egal, für mich zählt die Aussage. Ein Punkt in dem ich nicht Perfektionistisch bin. Yey :D

Nagut generellt bin ich mir gegenüber ein schlechter zeitgenosse. Ich komme manchmal nicht aufmich selbst klar aber egal.

Ok ich werde das jetzt in ganz viele Dinger unterteilen müssen, falls mir noch was einfallen sollte. Zufaul zum Screenshoten xD

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Psychonaut124 
Fragesteller
 01.08.2019, 17:02

Krass, ich kann irgendwie keinerlei Rückschlüße auf dein Alter ziehen xD

Ich meine es wäre jetzt irgendwie komisch mit einer viel jüngeren oder viel älteren Person in der Art zu schreiben. Ich weiß nicht, du scheinst offen zu sein, was nicht häufig ist. Also wenns dich nicht stört könnten wir ja privat schreiben. Und wenn dich meine Probleme zu sehr belasten musst du ja nicht antworten oder darauf eingehen. Und andersherum, obwohl ich selber viele Probleme hatte war ich anderen oft eine hilfreiche seelische Stütze. Ok ich weiß gerade nicht was ich hier schreibe, ich habe aber schon zweimal Leute über gutefrage kennengelernt. Mit einem bin ich heute noch gut befreundet. Lustigerweise schreiben wir über ganz ähnliche Themen.

Muss ja nicht über whatsapp sein, ich kann den Wunsch verstehen, die Handynummer nicht irgendeinem durchgeknalltem Typen im Internet geben zu wollen. Ich glaube man kann auch über gutefrage privat schreiben. Ansonsten gibts ja noch email und so.

Ok also nur wenn du willst, wenn nicht ist das ok, kann ich verstehen

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