Wie kann das Nichtseiende existieren (Platons Sophistes)?
Ich behandle gerade in einem Seminar Platons Sophistes und möchte mich in einem Essay mit der Frage auseinandersetzen, wie das Nichtseiende existieren kann.
ist das eine gute Frage für einen Essay und welche Punkte kann ich in dem Essay beleuchten und hinterfragen?
5 Antworten
Ich habe eine Antwort, was Nichts und Sein angeht:
Sein.
Seyn, reines Seyn,—ohne alle weitere Bestimmung. In seiner unbestimmten Unmittelbarkeit ist es nur sich selbst gleich, und auch nicht ungleich gegen Anderes, hat keine Verschiedenheit innerhalb seiner, noch nach Außen. Durch irgend eine Bestimmung oder Inhalt, der in ihm unterschieden, oder wodurch es als unterschieden von einem Anderen gesetzt würde, würde es nicht in seiner Reinheit festgehalten. Es ist die reine Unbestimmtheit und Leere.—Es ist nichts in ihm anzuschauen, wenn von Anschauen hier gesprochen werden kann; oder es ist nur dieß reine, leere Anschauen selbst. Es ist eben so wenig etwas in ihm zu denken, oder es ist ebenso nur dieß leere Denken. Das Seyn, das unbestimmte Unmittelbare ist in der That Nichts, und nicht mehr noch weniger als Nichts.
Nichts.Nichts, das reine Nichts; es ist einfache Gleichheit mit sich selbst, vollkommene Leerheit, Bestimmungs- und Inhaltslosigkeit; Ununterschiedenheit in ihm selbst.—Insofern Anschauen oder Denken hier erwähnt werden kann, so gilt es als ein Unterschied, ob etwas oder nichts angeschaut oder gedacht wird. Nichts Anschauen oder Denken hat also eine Bedeutung; beide werden unterschieden, so ist (existirt) Nichts in unserem Anschauen oder Denken; oder vielmehr ist es das leere Anschauen und Denken selbst; und dasselbe leere Anschauen oder Denken, als das reine Seyn.—Nichts ist somit dieselbe Bestimmung oder vielmehr Bestimmungslosigkeit, und damit überhaupt dasselbe, was das reine Seyn ist.
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Ich denke das ist das was du meinst, damit ich weitermachen kann muss ich dich noch Fragen: Ist das Nicht-Sein auch als Nichts zu bezeichnen?
Du wirst die Frage verstehen wenn du meinen Kommentar zu rolfmengert liest.
Das Seiende ist beschränkt auf die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist aber nicht viel mehr als ein Schiff auf dem Ozean der Möglichkeiten.
Was wäre das Schiff ohne den Ozean, auf dem es schwimmt?
So braucht das Seiende das (noch) Nichtseiende, um sich bewegen zu können.
Wenn jemand stirbt, geht er sozusagen über Bord. Er gehört dann nicht mehr zu den Seienden, existiert aber weiterhin als Möglichkeit. Das bedeutet zB, dass es möglich ist, dass es jemanden geben wird, der gleich oder ähnlich denkt und fühlt.
Hier denke ich vor allem an alles "Fehlende". So kann fehlende Liebe durchaus "existieren", weil man auf ihre Anwesenheit als Mensch angewiesen ist. Auch eine sog. "fundamentale Ehrlichkeit" im Umgang miteinander kann fehlen, obwohl sie für ein gedeihliches Zusammenleben unerlässlich ist.
Und in dieser Hinsicht ließen sich noch weitere Aspekte nennen: Fehlende Nahrung ist tödlich; fehlende Rationalität, fehlende Erfahrung, fehlende Sensibilität, und viele weitere Größen im Zusammenleben der Menschen können als "Nichtseiendes" betrachtet werden, das doch existieren kann.
Das Fehlende gehört zum Bereich des Möglichen, dort kann auch Nichtseiendes existieren.
Einzige Bedingung des Reichs der Möglichkeiten ist, dass es nicht den Naturgesetzen widerspricht.
Wenn nicht, gehört es ins Reich der Fantasie, in dem nichts unmöglich ist.
Wenn man das Nicht-Seiende im Sinne des Nicht meint dann, nö.
Möglichkeit hat etwas zu seiner Basis, sie basiert auf etwas.
Umgekehrt. Das Seiende hat das Mögliche als Grundlage.
Das Mögliche hat nur die Naturgesetze als Basis. Das Seiende ist für sie belanglos.
Lies meine Antwort, vielleicht verstehst du dann mehr.
Schwachsin, das Sein ist am Sein.
Viele habe ein falsches Verständnis von Wahrscheinlichkeit (ich hoffe von diesem wahr auch die Rede).
Würfel 1/6 Möglichkeiten
Verscheide Welten 1/? Möglichkeiten
Du hast eine sehr beschränkte Auffassung, was alles möglich ist. Es ist auch möglich, dass dein Haus zusammenstürzt, bevor der Würfel ausgerollt ist. Und du den Würfel garnicht mehr findest unter den Trümmern.
Dann hat dies aber nichts mit Wahrscheinlichkeit zu tun.
Wenn du wirklich Möglichkeit im eigentlichen Sinne meinst, dann hat dein Kommentar am Anfanng nichts mehr mit Logischer Philosophie zu tun, den dort arbeitet man mit Not, zu sagen etwas habe eine Wahrscheinlichkeit ohne Basis (also eine Möglichkeit), hat keinen Wert.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Satz_vom_ausgeschlossenen_Dritten
Es geht in dieser Frage auch überhaupt nicht um Wahrscheinlichkeit, sondern um Seiendes und Nichtseiendes. Und ob Nichtseiendes existiert.
Und ja, Nichtseiendes existiert als Möglichkeit. Das Seiende kommt ohne das Nichtsseiende nicht aus. Jegliche Veränderung der Wirklichkeit beruht darauf, dass Nichtseiendes zu Seiendem wird und Seiendes zu Nichtseiendem.
Achsoo so meinst du 🧍♂️
Ja aber das ist nicht wirklich besser denke ich, da das Nicht-seiende das Werden zum Sein ine hat.
Wow... sehr schwieriges Thema.... ähnlich wie
"Wo sind die Grenzen der Unendlichkeit", "gibt es ein Loch ohne Rand", "was war, bevor die Zeit begonnen hat"
Ich liebe es zwar über die Dinge nachzudenken... aber ich hatte noch nie auch nur annähernd Antworten
Das nichts existiert weil es ene andere Form angenommen hat.
Das dann aber ist Negation, also ein Vermitteltes des Seins, das heisst dieses Nichts währe von einem anderen, dann aber ist es nicht Nichts.