Wie kann aus Sympathie Ablehnung werden?
Gestern sinnierte ich beim Musikhören am Abend ein bisschen mit mir über "die Leute" - genauer gesagt über frühere Bekannte aus meiner alten Heimat.
Mit den Jahren wurden mir Leute, die mir einmal sehr sympathisch waren, einfach nur lästig und unangenehm - und das, obwohl sie mir im Grunde genommen nichts getan hatten. Irgendwie wurden sie mir einfach mit der Zeit unangenehm. Sie waren vielleicht nervig und distanzlos, aber das hatte mir erst dann was ausgemacht, als sie dann teilweise Wohnungen in meiner ehemaligen Nähe bezogen und man sich ständig sah.
Ein Beispiel wäre eine Reinemachefrau auf meiner alten Arbeitsstelle: Solange die drei Ortschaften weiter wohnte und wir uns nur gelegentlich in der Firma sahen, war "die Maria" mir sehr sympathisch und wir haben viel geredet und gelacht - seit sie drei Hochhäuser weiter wohnte, habe ich sie auf einmal als nervig, unangenehm und marktschreierisch wahrgenommen, obwohl sie mir nie was getan hat.
Es gibt noch mehr Beispiele, auch aus der Vereinswelt. Leute, die ich da mal sehr gemocht habe, waren mir auf einmal suspekt bis unangenehm, sodass ich mich zurückzog. Auch hier das gleiche: Sie waren vielleicht distanzlos und penetrant, aber auf keinen Fall "falsch". Wir waren mal befreundet, hatten einen Stammtisch, irgendwann habe ich das nur noch gehasst.
Ich sage mal so: Mit 20-25 fand ich die alle nett und es war okay, aber als ich die 25 hinter mir hatte, wurden sie mir mit jedem Jahr unangenehmer.
Woran liegt so etwas? Entwickelt man sich weiter oder hat das mit anderen Eckpunkten zu tun?
3 Antworten
Ich kann dir sagen wieso mich Leute nach einiger Zeit langsam nerven.
Wenn ich Leute kennenlerne und mich mit denen schnell gut verstehe, dann finde ich sie auch sympathisch. Aber wenn ich diese Leute schon länger kenne, fallen mir Kleinigkeiten auf die mich stören. Dinge auf die du am Anfang nicht so sehr achtest beim Kennenlernen. Mal sind es "Grammatik-Nazis" die dich beim Reden unterbrechen, wenn du etwas grammatikalisch Falsches sagst. Wenn Leute mit dem Fuß, dem Stift, etc., leicht klopfen. Wenn du Uneinigkeiten hast bei manchen Themen. Nur kleine Dinge, die trivial sind, aber aufsummieren, wenn du sie alle zusammenfasst.
Ich habe gelernt diese kleinen Schönheitsfehler zu akzeptieren, wenn das Gesamtpaket nicht schlecht ist.
Vielleicht ist es bei dir auch so, keine Ahnung. Musst du herausfinden, ob das der Grund ist, warum du Leute nach einer Weile unsympathisch findest.
Ich habe vorhin noch mit meiner Partnerin drüber geredet; auch sie meinte, dass das durchaus so sein könnte und vielleicht auch die Folge daran, dass diese Leute ganz einfach total anders sind als ich und ich mit der "Reife" der Jahre gemerkt habe, mit denen im Grunde nichts gemeinsam zu haben.
Man entwickelt sich weiter und manchmal in komplett unterschiedliche Richtungen, dann passt es nicht mehr.
Je öfter man eine Person sieht desto besser lernt man sie kennen, und damit auch die unangenehmen Eigenschaften.
Ab und zu Smalltalk ist etwas anderes als längere, ernstere, intensivere Gespräche.
Manche werden ruhiger und sind schneller genervt, empfindlicher etc je älter sie werden.
Es gibt viele Gründe warum man Personen mit der Zeit oder durch häufigeren Kontakt anders sieht.
Ich bin mit den Jahren noch ruhiger als früher geworden. Wenn ich schon früher nicht gesellig war, lege ich nun nicht einmal mehr Wert darauf, vor Ort integriert zu sein - ich will nur noch arbeiten und leben und außerhalb Familie und Partnerschaft, Freunde und Kollegen keinerlei soziale Kontakte mehr.
Vielleicht liegt das auch daran, dass ich diese ganzen Kontakte einfach nicht mehr will.
Ich persönlich glaube ja, dass wir mit zunehmendem Alter unflexibler werden, über schlechte Angewohnheiten von Leuten hinwegzusehen.
Das ist möglich, aber andererseits haben mir diese Leute nie was Böses getan.
Ich hab mich einmal von einer Freundschaft entfernt, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe, dass sie sich immer als kleines Dummchen positioniert hat. Hat sie mir etwas böses getan? Nein.
Gut, okay, das macht dann auch Sinn und so ähnlich war es hier teilweise.
Manche, die ich früher mochte, führten sich öffentlich so "dümmlich" und frech und sonst was auf, dass es mir peinlich wurde, mit ihnen gesehen zu werden. Die waren zwar zu mir okay, zu anderen aber nicht.
Das kann natürlich auch sein!
Ich habe gestern ein bisschen nachgedacht und gemerkt, dass ich mit den Jahren noch ruhiger als früher wurde und inzwischen kaum mehr Interesse an irgendwelchen sozialen Kontakten außerhalb derer, die es gibt, habe und auch keinerlei Wert mehr darauf lege, in irgendeiner Weise integriert zu sein. Vielleicht liegt's daran.