Wie haben die Menschen im Mittelalter gelernt?

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Liebe/r yasin67,

bitte vermeide es künftig, nur Großbuchstaben zu verwenden. Dies wird im Internet als Schreien interpretiert und gilt daher als unhöflich.

Herzliche Grüße

Oliver vom gutefrage.net-Support

11 Antworten

Vielleicht hilft dir das hier:

Die meisten Leute besuchten im Mittelalter nie eine Schule. Viele Menschen haben in ihrem Leben auch nie nur ein einziges Buch gesehen. Der Buchdruck wurde erst 1450 erfunden. Bis dahin waren Bücher sehr kostbar, denn sie wurden mit der Hand geschrieben und gezeichnet. Diese Kunst der Buchmalerei beherrschten vor allem die Mönche und Nonnen, die auch lesen und schreiben lernten und lehrten. Zunächst nur in Latein, das war die Sprache der Gelehrten. Ab 1500 gab es dann auch die ersten Verlage, die Bücher druckten und so wurden die Bücher billiger.

Während die Kinder von Bauern und einfachen Leuten das lernten, was sie für ihr Leben benötigten, also die Feldarbeit, das Versorgen der Tiere und des Haushalts und die Mädchen eben auch spinnen, weben oder kochen, bekamen die adeligen Kinder auch Unterricht in Latein. Manche Eltern schickten ihre Kinder in Klosterschulen. Dort lernten sie von den Mönchen und Gelehrten. Das Wissen lag im christlichen Europa zunächst in den Händen der Kirchenvertreter. Auf dem Lehrplan stand damals Latein und das Wissen und die Künste der alten Griechen und Römer. Bis zum 12. Jahrhundert gab es fast nur Klosterschulen.

Fürsten und reiche Städte wollen bald die Bildung fördern. Je stärker der Handel auch mit anderen Ländern wuchs, desto wichtiger war es, sich verständigen zu können und gebildetete Bürger und Mitarbeiter zu haben. Auch die Stadtverwaltung wollte gut ausgebildete und fähige Beamte in ihren Reihen. Schließlich werden in Italien die ersten Universitäten gegründet. Es folgen weitere Mittelmeerländer, aber auch Schweden und Dänemark und Deutschland. Köln und Heidelberg ziehen bald große Gelehrte an. Hier gibt es nicht nur theologischen Unterricht, hier gibt es auch Jura und Medizin, Mathematik, Logik oder Rheotrik und Musiktheorie. Es werden Ärzte, Ratsherren, Beamte, Richter Advokaten, Musiker und Naturwissenschaftler ausgebildet.

Neben der universitären Ausbildung gilt aber auch das Erlernen eines Handwerkerberufs sehr viel. Egal ob Steinmetz, Fassmacher, Schlosser oder Schreiner - der Sohn lernet von seinem Vater das Handwerk, geht erst in die Lehre, wird dann Geselle und schließlich Meister - und hat damit einen angesehenen Stand erreicht.

Noergelix  02.06.2010, 15:52

Sehr umfangreiche, schöne Antwort. sollte man bald ausdrucken und an der Wand posten können! Aller Achtung! Toll! DHDHDH

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Klar im Westen lernten meist nur die Mönche das Lesen und Schreiben in Latein. Zahlreiche Birkenrindeschriftstücke mit Notizen des einfachen "Volkes" die sich erhalten haben in der Erde der Kiewer Rus bzw. später in der Republik Nowgorod sprechen eine andere Sprache . Das viele Menschen kein Buch hatten ist eine andere Sache - aber Handel , vor allem internationaler (Byzanz,Deutschland,etc.) setzte Kenntnisse in der Schrift vorraus. Nehmen wir z.B. Prinzessin Anna von Kiew 1035- 1075/89. Als älteste Tochter wurde sie mit dem französchischen König Heinrich I verheiratet.Als es zur Unterschrift auf dem Dokument kam unterschrieb sie mit ihrem Namen. Der König hingegen machte einen Kreutzchen. Diese Dokument kann auch heute noch besichtigt werden. Das Zeigt den Unterschied zwischen dem damaligen Westen und den Osten . Hatte nicht auch der Knabe Onfim was anderes zu tun als Kyrillisch zu lernen bei seiner Hausi? http://www.goldschp.net/archive/onfim1.jpg

Artem01  08.06.2010, 11:23

Hier einige Inschriften die Ausgegraben wurden und die zeigen das auch das einfache Volk- zumindest einfache Texte - schreiben und lesen konnte .: 1)Geschäftliches /Nowgorod/ erste Hälfte 12.Jahrhundert. "Von Nosko an Mestjata. Der Bursche von der anderen Seeseite und Chodutinitsch aus Susdal haben letztes Jahr (das Dach) gedeckt. Nimm 2 Griwnen für uns. 2)Verkauf zur unrechten Zeit/Mitte 12.Jahrhundert/ "Gruss von Demjan an D(...)(Lücke!) . Du verkaufst das Pferd , soviel Du dafür bekommen kannst .Aber was du dabei verlieren wirst , dessen sei Dir bewusst.Aber von Kuseko verlange , dass er die Kunen nicht verliert.Er ist böse!" 3) Von Kaufmann zu Kaufmann/zweite Hälfte 12tes. "Von Kusma an Zern. Gib meinem Knecht 17Griwnen. Aber zögere nicht, schick den Betrag hierher.Wenn du aber noch irgenwelche Waren brauchst, dann werde ich sie schicken. " 4) Zwischenbescheid /Wende 12/13 Jahrhundert. "Gruß von Podwoiski an Filipp .Sei nicht ungehalten wegen der Bläulinge. Es gibt noch keine Bläulinge zueinem für dich günstigen Preis.Ich aber grüsse Dich untertänigst" 5) Schulden I , Drohung mit dem Gerichtsvollzieher drittes Viertel 13.Jahrhundert/Nowgorod

"Gruss von Ljach aus Flar. Wenn du von Russil 10 Griwnen erhalten hast , sende sie mit Mikula hierher. Wenn du sie jedoch nicht erhalten hast , dann suche sie zu bekommen , ich bitte dich , und nimm einen Gerichtvollzieher. 10) Fürsorglichkeit :Anfang 12 Jahrhundert

"(Gruss) von Gjurgjei an Vater und Mutter .Wenn ihr den Hof verkauft habt , kommt hierher , nach Smolensk oder Kiew.(Hier) ist das Brot billig. Wenn ihr aber nicht kommt, so schickt mir ein Brieflein , ob ihr Gesund seid.

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Artem01  08.06.2010, 11:25

Das ist nur ein klitzekleiner Auszug. Tausende Schriften wurden ausgegraben.Es gibt Abrechnungen, Mahnungen, Schuldbriefe, Anweisungen an die Hausfrau oder die Kinder, Liebesbriefe, Todesanzeigen, Scherze, magisch-heidnische Zaubersprüche, Beschwörungen und Verwünschungen, auch religiöse Texte, die besonders deshalb interessant sind, weil die offiziellen religiösen Texte immer in Kirchenslawisch und nicht auf Altrussisch geschrieben sind. Geschrieben hat nicht nur eine schmale Oberschicht, sondern die breite Mittelschicht der Händler, Handwerker und Bauern, samt Frauen und Kindern – es gibt sogar Schülerübungen auf Birkenrinde. Der Alphabethisierungsgrad muss also hoch gewesen sein. In der Regel ist die Sprache altrussisch und die Schrift kyrillisch, vereinzelte Texte sind niederdeutsch, lateinisch und griechisch geschrieben. Die Texte werden sprachlich und inhaltlich detailliert analysiert, ediert und im Internet veröffentlicht – allerdings vorläufig nur auf Russisch.

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 Ist alles aus einem Referat darüber:

Man durfte im Kloster keine Haustiere halten und kein Deutsch sprechen, sonst wurde man mit der Rute geschlagen. Sie sollten sich lateinisch ausdrücken. Wenn man sich nicht an die Anweisungen der Mönche hielt wurde man entweder geschlagen oder man musste auf eine Mahlzeit verzichten. Die aller schlimmste Strafe war der Ausschluss vom Unterricht die bekamen aber nur manche, da sich manche dafür bedanken würden. Im Mittelalter:
1.Klasse:Lesen und Schreiben
 mithilfe von lateinischen Texten
2.Klasse:Lateinische Grammatik und Texte von lateinischen Autoren
3.Klasse:Wie Klasse 2 zusätzlich Übersetzung ins Lateinische
4.Klasse:Wie Klasse 3 zusätzlich lateinische Dichtkunst und griechische Grammatik          5.Klasse:Wie Klasse 4 zusätzlich Argumentationskunst und Redekunst.
Heute:
1.Klasse:Lesen,Schreiben und Rechnen. Das allgemeine Wissen.                2.Klasse:Wie Klasse 1 und Weiterführung. Außerdem Schreibschrift und rechnen mit höheren Zahlen.
Ab 3.Klasse:Rechenformeln wie z.B. Malrechnen, Fremdsprache und Aufsätze.
 

Familien, die sehr gut situiert waren, leisteten sich Lehrer für die Jungs, die Mädchen wurden auch in den besseren Kreisen nicht wirklich für Wissensvermittlung für würdig erachtet. Wissensvermittlung fand auch in den Klöstern aber auch in den Handwerksgilden statt, aber eben nur für ein begrenztes Kontingent an Menschen. Daher muß man heutzutage froh sein, auch wenn das alles lästig erscheint, dass es Schulen ohne Diskriminierung gibt. Und dennoch gibt es Kinder, die das nicht verstehen, und werfen all das von sich weg... Die Privatschulen werden zunehmend in die Rolle der Klosterschulen treten, dei Elite soll dort herangezogen werden. Ob das dann immer so sauber abgeht...

Wie der Support schon schreibt, gelten versal geschriebene Nachrichten als unhöfliche Rumschreierei. Zudem – das sage ich Dir als Werbefachmann – sind versale Texte deutlich schwerer lesbar, weil die gleichgroßen Buchstaben keine Fixpunkte für das lesende Auge bilden. Es gibt nur noch eine Steigerung, nämlich versale Texte auf farbigen oder unruhigen Hintergründen.

Deshalb sind in Anzeigen allenfalls die Headlines versal gesetzt.