Wie geht es schnell vorbei?
Ich bin w15. Seit ca 4 Jahren beobachte ich schon, wie sehr ich in einer Identitätskrise stecke. Klar, in der Pubertät ist es oft so, dass man erst dabei ist, seine Identität aufzubauen, aber bei mir ist es nicht so einfach. Ich hab 13 Suizidversuche , mein erster war mit 11 Jahren. Mein Leben ist so kaputt. Ich wurde sexuell missbraucht, körperlich misshandelt, psychisch misshandelt, hatte eine schwer kranke Mama (psychisch und körperlich krank) und ich hatte noch etliche andere Probleme in meiner Kindheit/Jugend. Ich konnte mich nicht so wie jedes andere Kind entwickeln, war schon immer anders als alle anderen Kinder vom mentalen Zustand her. Auch jetzt ist es schon so. Ich hab Angst vor Nähe, aber gleichzeitig will ich auch, dass jemand mich liebt, solange die Person mir nicht zu nahe kommt. Ich bin ziemlich impulsiv, kann mich zu nichts aufraffen und selbst die einfachsten Entscheidungen fallen mir unglaublich schwer. Ich weiss nicht, wer ich bin und was ich sein möchte. Alle meine Freunde prahlen zum Beispiel davon, wie schön Sex ist und so. Ich kann das nicht nachvollziehen, ich hasse Sex und alles was mit Liebe zu tun hat (außer jemanden kurz in den Arm halten). Ich habe schon Cannabis und Alkohol missbraucht und habe, um was zu spüren jeden Tag eine halbe Schachtel Zigaretten geraucht. Ich hab Schwierigkeiten lange Bindungen zu halten und wenn jemand zu viel von mir will oder mir zu viel Zuneigung gibt, breche ich den Kontakt ab. Ich neige zu starken Wutausbrüchen und bin oft kurz davor jemandem eine rein zu hauen. Außerdem bin ich angespannt, ängstlich und irgendwie gereizt im Dauerzustand.
Das sind ja Dinge, die ich eigentlich meiner Therapeutin erzählen sollte, aber ich hab erst über nächste Woche wieder Therapie und so lange kann ich nicht warten.
Also, wie kann eine Identitätskrise vergehen?
4 Antworten
Hey,
Du hast eine unglaubliche Vergangenheit hinter Dir und viele Dinge erlebt, die nicht unbedingt gut für Dich waren.
Jetzt bist Du hier und allein schon das ist unglaublich stark.
Wie schnell diese 'Krisen' enden werden, kann Dir leider kein Mensch sagen, zumindest nicht hier auf gf. Wir können Dir zuhören und Dir eventuell einen Ratschlag geben, aber am Ende muss das, was wir sagen, nicht richtig sein.
Ich finde es gut und mutig, dass Du eine Psychotherapie machst, kann auch verstehen, dass das Abwarten nicht leicht ist. Jedoch wird Dir hier aus der Ferne leider niemand helfen können.
Vielleicht könntest Du Dir zusätzlich zur Therapie noch einen anderen Gesprächspartner suchen, wenn Du merkst, dass Du den Bedarf dazu hast.
Es gibt Beratungsstellen, wo häufig auch ausgebildete Psychotherapeuten vor Ort sind, es gibt diese Beratungsstellen auch extra für Kinder und Jugendliche, vielleicht hast Du ja auch eine in Deiner Nähe?
●Auch gibt es die Nummer gegen Kummer, an die Du Dich wenden könntest, dort kannst Du einen Gesprächspartner finden, wenn es Dir nicht gut geht, der Dir zuhört und Dir einen professionellen Rat geben kann.
https://www.nummergegenkummer.de/
●Außerdem gibt es weitere Angebote, wie zum Beispiel den Krisenchat, dort kannst Du rund um die Uhr mit professionellen Leuten chatten und nach einer Lösung für Dein Problem suchen.
●Auch gibt es die Möglichkeit, sich online beraten zu lassen.
Hier bekommst Du nach spätestens 72 Stunden eine Antwort auf Dein Anliegen von einem Berater, der Dir zugeordnet wird.
https://www.diakonie-onlineberatung.de/accounts/login/?next=/
●Hier kannst Du Dich auch anonym von professionellen Leuten beraten lassen.
https://www.der-weg-nach-vorne.de/
Vielleicht hilft Dir das, die Zeit bis zur nächsten Therapiestunde zu 'überbrücken'.
Das ist echt krass, was Du schreibst. meine Prognose: Von selbst geht das nicht.
Da ist eine Menge Aufbauarbeit nötig, ein gesundes Umfeld mit sehr geduldigen Leuten.
Deine Hoffnung solltest Du Etappenweise sehen und immer auf die nächsten Zwischenziele ausrichten. So kannst Du auf eigene Erfolge stolz sein und hast immer eine realisierbare Aufgabe. Zu schauen, was noch alles bei einem klemmt, halte ich bei den meisten Menschen für angebracht, aber Du solltest Dich erst einmal darauf konzentrieren, was alles schon gut läuft und was das Nächste ist, was Du angehst.
Ruf mal bei der 116117 an. Die können dich an einen Facharzt oder ggf auch in die passende Klinik vermitteln.
Alleine kommst du da nicht raus. Mir hat damals der Psychotherapeut und ein einfach Medikament sehr geholfen das zu überwinden. Kann ich also aufrichtig empfehlen.
Alles Gute und beste Grüße
Je weniger du drüber nach denkst je mehr du lebst desto ehr geht es vorbei.