Wie funktioniert eigentlich Flaschen Pfand System?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das mit den Preisen bei den Bierdosen konnte ich auch schon feststellen. Eine wirkliche Erklärung dafür habe ich nicht, da Einweg eigentlich deutlich billiger ist als Mehrweg. Mehrweg ist, aufgrund des umständlichen Handlings, einfach ein enormer Kostenfaktor. Ich vermute hier jedoch, dass es daran liegt, dass gerade Bier in Mehrweg deutlich mehr verkauft wird als in Einweg und der höhere Preis einfach im geringeren Absatz begründet ist.

Zu Einweg:

Das Pfand wird hier bereits beim Hersteller erhoben und auf allen Handelsstufen weitergegeben. Das Einweg-Leergut wird bei Rückgabe vom Automaten registriert und die Daten dann an die Deutsche Pfandsystem GmbH übermittelt, die dann den Pfandausgleich unter allen Teilnehmern regelt. Bei Läden ohne Automaten werden die Gebinde gesammelt und in eine Zählzentrum geschickt, welches dann die Daten übermittelt.

Zu Mehrweg:

Auch Mehrweg wird auf allen Handelsstufen weitergegeben. Anders als beim Einweg, wird hier das Pfand jedoch anhand der an die Abfüller zurückgegeben Kästen wieder gutgeschrieben.

In den Läden werden die Flaschen in der Regel nicht sortiert, es sei denn man dort sehr viel Platz und Zeit. Ansonsten übernimmt das das Zentrallager des jeweiligen Händlers oder eine externe Firma.

Sollte dennoch ein paar Irrläufer dabei sein, also Flaschen mit denen der Abfüller nichts anfangen kann, dann werden diese entsorgt. Nur wenige Abfüller beteiligen sich an einem Flaschentausch. Denn auch so ein Tauschsystem ist teuer als eine Neuproduktion.

Soweit erst einmal eine grobe Übersicht zu diesem ziemlich komplexen Thema. Falls du noch ein paar Detailfragen hast, dann stell sie ruhig.

kikilius 
Fragesteller
 05.07.2021, 09:58

"Zu Einweg:

Das Pfand wird hier bereits beim Hersteller erhoben und auf allen Handelsstufen weitergegeben." Ich habe irgendwo gelesen, dass die Hersteller Gewinne machen, wenn man die Flaschen nicht zurückgibt. Wenn der Pfand aber beim Hersteller erhoben wird, bleibt das Geld doch bei DPG oder nicht?

Und bei den Mehrweg Flaschen dachte ich immer, dass die Automaten die Flaschen schon mal aussortieren. Vielleicht bin ich auch zu gutgläubig was Technik im Alltag angeht, weil ich selber in Maschinenbau mich bewege, denke ich mir immer das ist doch so einfach mit Automatisierung zu regeln XD.

Deine Vermutung scheint mir plausible zu sein. Habe das mit den Dosen auch erst rausgefunden, als ich gestern eine Pallete gekauft habe fürs Camping und merkte, dass der Preis fast 50% teuerer als Flaschenbier ist. Habe früher nie daran gedacht, auch weil ich wenig Dosenbier kaufe, dachte immer der höheren Preis kommt von Pfand und nie so wirklich nachgerechnet.

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Cokedose  05.07.2021, 19:47
@kikilius
Wenn der Pfand aber beim Hersteller erhoben wird,

Sorry, hatte mich verschrieben: Das Pfand wird VOM Inverkehrbringer erstmalig erhoben. Also derjenige, der das Getränk in Verkehr bringt (Hersteller, Importeur, bei Eigenmarken auch der Händler) hat als erster Pfand für seine Getränke zu verlangen.

Deshalb macht auch der Inverkehrbringer Gewinn, wenn seine Verpackungen nicht wieder zurückgebracht werden.

Die DPG regelt dann die Pfandrückzahlung und den Ausgleich. Wenn also Händler A von Hersteller X 1 Mio. Flaschen verkauft aber 1,5 Mio. leere Flaschen von Hst. X zurücknimmt, dann bekommt er die Differenz der 0,5 Mio. Flaschen erstattet. Ebenso, wenn Händler A mehr Eigenmarkenflaschen von Händler B zurücknimmt als Händler B von Händler A zurücknimmt. Das ist halt der sog. Pfandausgleich, der die Differenzen unter allen Teilnehmer ausgleicht, damit niemand einen Vor- oder Nachteil beim Verkauf oder der Rücknahme erlangt.

Nein, bei Mehrweg schauen die Automaten lediglich um was für eine Art Flasche (Form, Größe, Farbe, Gewicht) es sich handelt und gleicht sie mit der Datenbank ab ob der Laden diese Flaschen annimmt oder nicht. Hinten landen dann alle zusammen auf einem sog. Sammeltisch mit einem Laufband. Dort müssen sie dann von Hand sortiert werden. Es wird zwar nach Größen und Arten (z. B. Coca-Cola in Coca-Cola-Kästen) sortiert, aber beim Bier in der Regel nicht nach NRW, Longneck, Individualflasche oder Farben. Das kann sich vielleicht ein größerer Supermarkt oder SB-Warenhaus mit entsprechendem Personal und Platz leisten, aber nicht der keine Supermarkt oder Discounter um die Ecke.

Rein technisch wären die Automaten zwar in der Lage auch Mehrweg zu sortieren, nur das will niemand bezahlen. Und wie gesagt, das würde extrem viel Platz im Hintergrund kosten.

Gute Automaten sortieren auch das Einweg. Nach Flaschen aus klarem PET und farbigem PET + Dosen, da klares PET ist ein viel hochwertigerer Rohstoff ist.

Einen 50% höheren Preis kann ich jetzt beim Bier nicht bestätigen, aber zumindest einen gleich hohen oder bis zu 10 Cent je Dose teurer, obwohl Einweg halt eigentlich günstiger ist.

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Die EinwegFlaschen werden gepresst, damit sie wenig platz wegnehmen und dann eingeschmolzen, oder gleich verbrannt. Ich dachte anfangs, sie würden gehäckselt werden, weil das noch Platzsparender wäre, werden sie aber nicht.

Mehrwegflaschen werden sortiert und gehen dann in die jeweiligen Brauereien, wo sie ausgespült und desinfiziert werden. Früher gab es bei Mineralwasser eine StandardFlasche und bei Bier ein paar wenige Varianten. Inzwischen scheint fast jeder seine SpezialFlasche zu haben...Umständlich für die Verkäufer.

Gut ist es aber trotzdem für sie. Bei Plastik ist die RückläuferQuote deutlich kleiner als bei Glas, weshalb sie jedes Jahr durch nicht zurück gezahltes Pfand irre Gewinne machen.