Wie erkennt man im lateinischen welchem Kasus ein Wort angehört oder welcher Deklination ?

3 Antworten

Kein Wort gehört einem Kasus an, weder auf Lateinisch noch auf Deutsch.

Du erkennst im Lateinischen schnell an den charakteristischen Lauten, ob ein Wort zur a-, o-, u-, e- oder zur 3.Deklinationsklasse gehört.

Nehmen wir z.B res. Die Deklination kannst du schnell runterrattern: Im Singular res, rei, rei, rem, re, im Plural res, rerum, rebus, res, rebus. Es handelt sich also um die e-Deklination, in der die meisten Wörter feminin sind. Also ist die Lernform: res, rei (f.)

Schwieriger wird es bei rusticus und casus. Beide haben u. Das kann bedeuten, dass sie zur o- oder zur u-Deklination gehören. Also wieder losrattern: rusticus, rustici, rustico, rusticum, rustico - rustici, rusticorum, rusticis, rusticos, rusticis. Und casus, casus, casui, casus, casu - casus, casuum, casibus, casus, casibus.

Auch wenn beide in der Nominativform ein u haben, zeigt sich schon in der Genitivform und ganz klar in der Dativ- und Ablativform, dass rusticus zur o-Deklination gehört und casus zur u-Deklination. Die Lernformen sind also rusticus, rustici (m.) und casus, casus (m.)

Du siehst. Manche Formen sind mehrfach da, z.B. rustico (Dativ/Ablativ Singular ) und casus (sogar 5fach). Um welche Form es sich handelt, ergibt sich aus dem Kontext.

Schau doch einfach mal bei youtube unter Latein oder, wenn es nur um die Deklinationsklassen und -formen geht, hier: https://www.youtube.com/watch?v=d_kwtTX7YPI

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Was dir in keinem Fall erspart bleibt: Du musst alle Deklinationsformen zumindest an je einem Wortbeispiel auswendig lernen. Wenn du dazu keine Lust hast und es nicht tust, dann machst du dir langfristig das Lateinlernen sehr, sehr schwer - und zwar völlig unnötig schwer.

Beim Vokabellernen lernt man zusätzlich zum Nominativ immer auch den Genitiv (und das Geschlecht) mit; an den Genitivendungen erkennt man, nach welcher Deklination das Wort gebeugt wird. Man lernt also:

puella, puellae, f. - Mädchen -> Substantive dieser Form gehören zur a-Deklination

dominus, domini, m. - Herr -> o-Deklination

templum, templi, ntr. - Tempel -> auch o-Deklination. (Bei Neutra: Nom=Akk (Im Pl. auf -a))

Senator, senatoris, m. -> 3. (hier konsonantische) Deklination

Es gibt noch weitere Deklinationen und weitere Feinheiten und Ausnahmen, aber ohne zusätzliche Verwirrung zu stiften, sollte das als Basis reichen.

Es gibt innerhalb der Deklinationen und auch unter ihnen häufig Gleichheit, was die Endungen angeht:
-a gibts im Nominativ und Ablativ Sg. der a-Dekl. sowie im Nominativ und Akkusativ Pl. bei Wörtern im Neutrum;

-ae im Genitiv und Dativ Sg. und als Nom. Pl. der a-Dekl;

-i als Gen. Sg und Nom. Pl. in der o-Dekl. sowie als Dativ bei Wörtern der 3.Dekl.

und viele weitere Überschneidungen mehr.
Es ist deshalb unbedingt wichtig, zu wissen, zu welcher Deklinationsklasse ein Wort gehört. Nur so kannst du eingrenzen welche Kasus überhaupt in Frage kommen.
Welcher es bei Formgleichheit innerhalb einer Deklination (Wie eben bei puellae) dann letztlich ist, ergibt sich aus dem Kontext:

Marcus puellae florem dat. - „Markus gibt dem Mädchen eine Blume.“

Liber puellae in mensa iacet. - „Das Buch des Mädchens liegt auf dem Tisch.“

Puellae spectaculum videre volunt. - „Die Mädchen wollen das Schauspiel sehen.“

Schönen Gruß

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der lateinischen Philologie

Du musst auf den Zusammenhang im Satz schauen.