Weiß jemand eine Antwort auf die Zusatzfrage?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also Vermutung: Ihr habt auch über das Gedicht "Rast! Gast sein einmal..." gesprochen. https://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=13621).

Während sich der Gast bei Rilke entspannt und es sich gut gehen lässt, ist bei Neumann das Ganze aus der Gastgeberperspektive gesehen und negativ: Der Gast ist leider kein sterbender Stern (und geht irgendwann), sondern bleibt da (der letzte Trächtige -- also quasi schwanger mit irgendwas) und textet den Gastgeber zu.

Aber über das Dichten Rilkes im Ganzen? Schwierig...

Typisch für Rilke (wikipedia):
"Mit seinen kunstvoll verschlungenen Reimbändern und seinem fließenden Rhythmus" -- gibts hier, übrigens ist V. 6 nicht gereimt

"intensive Beobachtungen der Natur sowie des menschlichen Verhaltens und Gefühlslebens" -- gibt's hier auch

bezieht "die schmerzvollen und fremden Aspekte des Lebens ein: Hässliches, Krankheit, Trieb und Tod." -- gibt's hier: wie der Gastgeber durch den relaxten Gast genervt ist.

Aber während es bei Rilke um die großen Themen geht, macht Neumann das an diesem kleinen oder lächerlichen Everyday-Ärgernis deutlich.

gutifragerno  06.11.2022, 10:09

„Also Vermutung: Ihr habt auch über das Gedicht "Rast! Gast sein einmal..." gesprochen.“

Danke, damit dürfte die Frage beantwortet sein. Es ist nur schade, dass immer wieder Leute hier Fragen stellen, deren Kontext sie leicht mitliefern könnten. Denn kaum eine Lehrkraft wird so eine Frage stellen, wenn nicht vorher das notwendige Werkzeug bereitgestellt worden ist.

umso schöner, dass die Sache jetzt rund ist :-)

grundsätzlich ist es ja ein sehr guter Ansatz, dass auch große Dichter mal probeweise vom Sockel geholt werden, damit man sie wieder “ begreifen“ kann :-)

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HEsslhoFF21  10.11.2022, 08:54

oh danke fürs Sternchen!

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Meine Vermutung: Neumann macht sich über Rilkes Gedicht "Gast sein ..." lustig, welches, jedenfalls meiner unmaßgeblichen Meinung nach, nun wahrlich nicht in einer Sternstunde des dichterischen Wirkens des Rainer Maria Rilke erschaffen wurde.

Erkennbar ist das unter anderem an den arg hergesuchten Reimen (siehe zum Beispiel in Zeile 1) und den recht exzessiv daherkommenden Enjambements.

Der trächtig hingeneigt ersterbende Stern zum Beispiel dürfte als Satire pur gemeint sein.

Gruß, earnest