Wasserhaushalt?

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In meinem medizinischen Pschrembel-Fachlexikon habe ich dazu folgendes gefunden (umfangreich):

Unter dem Wasserhaushalt versteht man die Gesamtheit der Vorgänge und Regulationsmechanismen im menschlichen Körper, die zur Aufnahme und Ausscheidung von Wasser führen. Der menschliche Körper besteht bis zu 60 Prozent aus Wasser, von denen täglich rund 6 Prozent ausgetauscht werden. Ungefähr 2,5 Liter Flüssigkeit gibt der Körper pro Tag über Schweiß, Atemluft, Stuhl und Urin ab. Diese Menge muss sowohl über Getränke als auch über Speisen wieder ausgeglichen werden. Aber auch bei der Aufspaltung und Verbrennung der mit der Nahrung zugeführten Nährstoffe entsteht Wasser, das vom Körper genutzt werden kann. Bei der Verbrennung von 100 Gramm Fett werden 107 Milliliter Oxidationswasser gebildet, aus 100 Gramm Protein entstehen 41 Milliliter und aus 100 Gramm Kohlenhydraten 55 Milliliter Oxidationswasser.

Ausgeglichene Wasserbilanz des Erwachsenen

(Berechnet für den Durchschnitt der Altersgruppe 19 bis unter 51 Jahre)

Wasseraufnahme in ml

  • Getränke:1440
  • Wasser in fester Nahrung: 875
  • Oxidationswasser: 335
  • Gesamtwasseraufnahme: 2650

Wasserabgabe in ml

  • Urin: 1440
  • Stuhl: 160
  • Haut: 550
  • Lunge: 500
  • Gesamtwasserabgabe: 2650 ml

(Quelle: DGE „Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 2001)

Regulation des Wasserhaushalts

Zahlreiche Faktoren, wie beispielsweise Umgebungstemperatur oder sportliche Aktivitäten, bestimmen den Flüssigkeitsbedarf eines Menschen. Die Flüssigkeitsaufnahme wird reguliert durch das Durstgefühl. Dieses setzt bereits ein, wenn der Körper mehr als 0,5 Prozent seines Gewichts an Wasser verloren hat. Durch den Wasserverlust steigt die Konzentration der im Blut gelösten Salze, wodurch das Durstzentrum stimuliert wird. Infolgedessen kommt es durch eine eingeschränkte Speichelproduktion zur Mundtrockenheit. Außerdem wird vermehrt das antiadiuretische Hormon Vasopressin, abgekürzt ADH, freigesetzt und somit die Flüssigkeitsausscheidung über die Niere gehemmt. Grundsätzlich sollte bereits getrunken werden, bevor ein Durstgefühl entsteht. Sehr große Flüssigkeitsverluste, beispielsweise bei Durchfall und Erbrechen, können Schleimhautrötungen im Bereich der Augen, Nase, Mund und Rachen, Durstfieber und eine eingeschränkte oder sogar eingestellte Schweiß- und Harnproduktion zur Folge haben.

Zusammenhang zwischen dem Wasser- und dem Elektrolythaushalt

Der Wasserhaushalt ist eng verbunden mit dem Elektrolythaushalt. Unter dem Elektrolythaushalt versteht man alle Vorgänge, die die Aufnahme, Ausscheidung und Verteilung von Mineralstoffen im Organismus regulieren. Wasser ist notwendig, um zahlreiche Mineralstoffe in eine Lösung zu überführen und sie so an den Ort ihres Bedarfs transportieren zu können. Die Flüssigkeitsmenge in und außerhalb der Zellen wird wesentlich von der Konzentration der Mineralstoffe bestimmt.

Folgen eines Wassermangels

Ein geringes und kurzfristiges Flüssigkeitsdefizit kann zu Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und einer verminderten Leistungsfähigkeit führen. Aufgrund des oftmals gleichzeitig bestehenden Kaliummangels sind zudem häufig Muskelschwäche und Kreislaufversagen zu beobachten. Gehen dem Körper mehr als 5 Prozent seines Körperwassers verloren, treten Herzrhythmusstörungen und Fieber auf. Ein Absinken des Körperwassers um 10 Prozent hat eine geistige Verwirrung und ein Verlust von mehr als 20 Prozent den Tod zur Folge.

Folgen eines Wasserüberschuss

Werden über einen längeren Zeitraum täglich mehr als 10 Liter Flüssigkeit zugeführt, kann es zu Mineralstoffverlusten kommen, da die Niere die überschüssigen Wassermengen mit dem Harn wieder ausscheiden muss. Im Harn sind neben ausscheidungspflichtigen Stoffwechselprodukten jedoch auch Mineralstoffe enthalten. Ist der Körper dagegen nicht mehr in der Lage das überschüssige Wasser über die Niere auszuscheiden, sammelt sich das Wasser im Gewebe und es entstehen Ödeme.

Empfehlungen für die Höhe der Wasserzufuhr

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt für Erwachsene einen Richtwert für die Höhe der täglichen Wasserzufuhr von 2,25 bis 2,7 Litern an. Diese Werte umfassen sowohl die Wassermengen, die über Getränke und Nahrung geliefert werden als auch die Menge, die bei Stoffwechselreaktionen gebildet wird. Ausschließlich über Getränke sollte eine Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,2 bis 1,5 Litern erfolgen.

Flüssigkeitsbedarf bei einer Gewichtsreduktion

Besonders zu Beginn eines Gewichtsreduktionsprogramms, wenn der Organismus die Kohlenhydratspeicher zur Energiegewinnung heranzieht, gehen dem Körper große Mengen an Wasser verloren. Dies erklärt auch die schnellen Gewichtsverluste besonders in der ersten Abnehmwoche. Es ist allerdings sehr wichtig, diese Verluste durch eine gesteigerte Flüssigkeitsaufnahme wieder auszugleichen. Aus diesem Grund sollten übergewichtige Personen während der Gewichtsreduktion täglich 2 bis 3 Liter trinken. Zudem verbessert eine reichliche Flüssigkeitszufuhr den Sättigungseffekt und hilft Stoffwechselendprodukte, die bei einer Gewichtsreduktion anfallen, auszuscheiden.

Getränke

Nicht alle Getränke eignen sich dazu, den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken. Gute Durstlöscher sind Wasser sowie ungezuckerte oder süßstoffgesüßte Kräuter- und Früchtetees. Bei starkem Schwitzen, beispielsweise nach dem Sport, sind Fruchtsaftschorlen, die Mineralwasser und Fruchtsaft im Verhältnis 3 zu 1 oder 5 zu 1 enthalten, gute Flüssigkeits- und Mineralstofflieferanten.

Zuckerhaltige Getränke sollten, besonders wegen ihres hohen Energiegehalts, nicht verwendet oder gegebenenfalls durch süßstoffgesüßte Varianten ersetzt werden. Schwarzer und grüner Tee sowie Kaffee eignen sich ebenfalls nicht zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs, da sie die Wasserausscheidung über die Niere erhöhen und dem Körper somit Wasser entziehen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, zu jeder Tasse Kaffee ein Glas Wasser zu trinken. Auch Milch sollte nicht als Durstlöscher herangezogen werden, da sie sehr energiereich ist und eher ein Nahrungsmittel als ein Getränk darstellt.

Trinkwasser

Trinkwasser ist das am stärksten überwachte Lebensmittel, das sich in seiner Zusammensetzung von Region zu Region unterscheidet. Die Zusammensetzung kann bei den ortsansässigen Stadtwerken erfragt werden. Im öffentlichen Netz ist eine hohe Trinkwasserqualität gewährleistet, die sich jedoch in den privaten Leitungen und Hausanschlüssen verschlechtern kann. So können alte Blei- aber auch neue Kupferrohre die Qualität deutlich negativ beeinflussen.

Mineralwasser

Natürliches Mineralwasser entsteht aus Regenwasser, welches über einen langen Zeitraum durch zahlreiche Risse und Spalten im Erdreich in die Tiefe gesickert ist. Dabei wird es durch Sand, Kies und Gesteinsschichten mechanisch und durch Mikroorganismen im Boden mikrobiologisch gereinigt. Zudem werden beim Durchdringen der verschiedenen Gesteinsschichten zahlreiche Mineralstoffe herausgelöst und mit zur Quelle transportiert. Kohlensäure, die aus dem Erdinneren aufsteigt, reichert sich ebenfalls an. Natürliches Mineralwasser wird direkt am Quellort abgefüllt und unterliegt strengen Kontrollen. Als Mineralwasser darf auch solches Wasser bezeichnet werden, das künstlich mit Mineralstoffen und/oder Kohlensäure angereichert wurde.

Stilles Wasser entsteht, wenn einem Mineralwasser Kohlendioxid entzogen wird. Die zahlreichen Mineralwässer können sich deutlich in ihrem Gehalt an Mineralstoffen sowie in ihrem Geschmack unterscheiden. Zu empfehlen sind solche Sorten, die mehr als 150 Milligramm Kalzium und mehr als 50 Milligramm Magnesium pro Liter enthalten und deren Konzentration an Nitrat unter 25 Milligramm und an Natrium unter 20 Milligramm pro Liter Wasser liegt.

Woher ich das weiß:Recherche