Was machen Professoren in Unis eigentlich, wenn sie mal keine Vorlesungen halten?

5 Antworten

Nein, sie forschen.

Du stellst Dir das offenbar so vor, als wäre das eine Art "Lehrerjob".
Die Hauptaufgabe von Professoren ist aber die Forschung (und die Organisation der damit verbundenen Prozesse).

Sie müssen also Studiendesigns entwerfen, Anträge für Fördergelder schreiben, die Studien dann durchführen, daraus einen Artikel schreiben, der dann in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden kann. Darüber hinaus müssen sie Abschlussarbeiten betreuen oder ihre Doktoranden beraten.

Die Tätigkeit als Uni-Professor kann man NICHT mit einem Lehrer-Job vergleichen!

Vorlesungen halten, das ist nur ein kleiner Teilbereich der Aufgaben eines Professors.

Hauptbestandteil der Tätigkeit von Uni-Professoren ist: Forschung

  • Eigenständige wissenschaftliche Forschung: Entwicklung neuer Theorien, Durchführung von Experimenten oder empirischen Studien, Veröffentlichung von Artikeln in Fachzeitschriften.
  • Einwerben von Drittmitteln: Antragstellung bei Förderinstitutionen (z. B. DFG, EU) zur Finanzierung von Forschungsprojekten.
  • Betreuung von Doktorand:innen: Anleitung bei Dissertationen, gemeinsame Publikationen, Forschungskooperationen.
  • Gremienarbeit: Mitgliedschaft in Kommissionen (z. B. Berufungskommissionen, Fakultätsrat).
  • Studiengangsentwicklung: Mitwirkung bei der Konzeption und Akkreditierung neuer Studiengänge.
  • Leitung von Instituten/Fakultäten: Einige Professor:innen übernehmen auch Leitungsfunktionen.
  • Beteiligung an Berufungsverfahren: Auswahl neuer Kolleg:innen.
  • Öffentlichkeitsarbeit / Transfer: Vorträge für die Allgemeinheit, Zusammenarbeit mit Wirtschaft oder Politik.
  • Internationale Kooperationen: Forschungsprojekte oder Lehraufenthalte im Ausland.
  • Mentoring und Netzwerken: Förderung von Nachwuchswissenschaftler:innen, Mitarbeit in Fachgesellschaften.

Zum Beispiel, kommt natürlich auch auf den Fachbereich an und die Person. So manch einer verfolgt nebenher noch seine eigenen wissenschaftlichen Arbeiten, andere bleiben "nur" auf dem laufenden und so manch einer geht auch in die Kneipe neben an und kippt sich ein hinter die Binde.

Ich weiß z.B von einem Philosophieprofessor an der Universität an der ich studiert habe, dass der ganz gerne mal was getrunken oder geraucht hat und der soll wohl auch nicht immer ganz nüchtern in den Vorlesungen gewesen sein.


MyCountry07 
Beitragsersteller
 03.06.2025, 18:16

Okay, interessant.

Professoren haben definitiv kein "Lehrerzimmer" wie in der Schule - das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Die Realität sieht völlig anders aus: Sie sind quasi Manager ihres eigenen Lehrstuhls und haben ein extrem vielfältiges Aufgabenspektrum.

Den größten Teil ihrer Zeit verbringen sie tatsächlich mit Forschung - etwa ein Drittel ihrer Arbeitszeit fließt in eigene Forschungsprojekte, das Schreiben wissenschaftlicher Publikationen und die Teilnahme an Konferenzen. Sie müssen ständig Drittmittel beantragen, um ihre Forschung zu finanzieren, und arbeiten in Forschungsteams oder leiten diese sogar.

Ein weiterer großer Brocken ist die Betreuung von Abschlussarbeiten - ein Professor begleitet typischerweise 9-12 Arbeiten pro Semester mit jeweils 3-6 Betreuungsterminen plus E-Mails, und braucht dann noch 3-5 Stunden zum Lesen und Begutachten jeder Arbeit. Dazu kommen noch Promotionsbetreuungen, die Jahre dauern können.

Die administrative Selbstverwaltung frisst ebenfalls viel Zeit: Gremien wie Fachbereichsrat oder Senat, Prüfungsausschüsse, Studienkommissionen - mindestens 3-5 Stunden pro Woche. Sie haben keine Sekretärinnen wie früher, also erledigen sie Terminabstimmungen und E-Mails selbst.

Stundenpläne erstellen sie übrigens nicht - das macht die Verwaltung. Professoren entwickeln aber eigenständig ihre Vorlesungsinhalte und Seminare, was besonders in den ersten Jahren enorm zeitaufwändig ist. Während der Vorlesungszeit arbeiten sie durchschnittlich 46,7 Stunden pro Woche, in der vorlesungsfreien Zeit 38,2 Stunden - dann ist Forschung der Hauptfokus.

Neben der Unterrichsvorbereitung arbeiten sie vor allem in ihrem Forschungsgebiet wissenschaftlich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Habe mein ganzes Berufsleben in Hochschulen gearbeitet