Was ist mit diesem Zitat von Robert Lembke gemeint?

7 Antworten

Hallo, da mir dieses Zitat neu ist, ich noch nie etwas von diesem Poeten/Autor gehört habe allerdings viel Poesie und Gedichte lese würde ich auf folgendes schätzen:

Ob es kritisch oder realistisch gemeint ist, lässt sich in diesem Fall nur raten, allerdings schließt es auf soziale Kommunikation zwischen Menschen auf, da man sich oft aus Situationen rausredet, behauptet man wäre zu beschäftigt, allerdings immer die Zeit hat, den anderen zu erzählen wie voll das Leben doch ist und wie schlecht/gut einem etwas an seinem Ablauf gefällt. Es scheint mir der Egoismus in der Kommunikation und Selbstaktion zu sein, der mit diesem Gedicht beschrieben wird

Einfach gesagt - Immer nur über sich reden, nichts für andere tun wollen.

MfG, Problem14

PatrickLassan  24.02.2015, 14:45
ich noch nie etwas von diesem Poeten/Autor gehört habe

Das mag daran liegen, dass er eigentlich weder Poet noch Autor war.

Robert Emil Lembke (* 17. September 1913 in München; † 14. Januar 1989 ebenda) war ein deutscher Journalist und Fernsehmoderator.

http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Lembke

1

Ein Statement von einem Prominenten, Fernsehmoderator, Buchautor, Politiker oder sonst jemandem geht entweder unter oder wird bemerkt und mehr oder weniger lange erinnert. Ein Statement, das ins kollektive Bewußtsein eingeht, hat meistens etwas Entlarvendes und zugleich einen Neuigkeitswert. Das ist ähnlich wie bei einem Witz, einer Karikatur oder einem Motivwagen beim Karneval. Nur komisch reicht nicht -- man muss sich selber bei etwas ertappt fühlen. Das Besondere an dem Zitat von Robert Lemke ist nicht, dass es vielleicht zutrifft, sondern dass es in der Zeit, in der es ausgesprochen wurde, neu und entlarvend war. Zu allen Zeiten waren Menschen tagein, tagaus, jahrein, jahraus mit ihrer Arbeit und der Existenzsicherung beschäftigt. Ein Bauer steht vor Sonnenaufgang auf und legt sich nach Sonnenuntergang schlafen. Ein Fabrikarbeiter im Zeitalter der Industrialisierung hatte einen 12 Stundentag an 6 Tagen in der Woche und unter Umständen einen stundenlangen Weg zur Fabrik. Trotzdem wäre niemand auf die Idee gekommen, zu sagen, man hätte keine Zeit. Es gab noch nicht einmal den Begriff der Zeit im allgemeinen Verständnis, bevor im 19. Jahrhundert nach dem Aufkommen der Eisenbahnen die Zeit ausgehend von England standardisiert wurde, so dass Fahrpläne einen Sinn ergaben. Vorher war in jeder Stadt zu einer anderen Zeit Mittag und das Konzept der Minute hatte für Menschen keine Bedeutung. Erst in dem Moment, wo der 'moderne' (Büro-)Mensch in den Genuss des 8-Stunden-Tages und der 5 Tageswoche kam, als einerseits 'Freizeit' zum ersten Mal verfügbar war, andererseits das Leben durchgetaktet wurde, ist der Begriff 'ich habe keine Zeit' überhaupt erst aufgetaucht.

Niemand wäre früher auf die Idee gekommen, das 'Zeit zu haben oder nicht zu haben' als Begründung für irgendwas anzufügen. Das Thema 'Zeit' wurde auch in dem 1973 erschienenen Kinderbuch Momo von Michael Ende thematisiert:

  • Eine gespenstische Gesellschaft, die sog. "Grauen Herren" veranlassen die Menschen immer mehr Zeit zu sparen. In dem Versprechen, dass sie die so gesparte Zeit eines Tages als eine Art Rente zurück bekommen, werden die Menschen immer hektischer, gefühlskälter und egoistischer. Ihre Tage werden tatsächlich kürzer, da sie ihre Arbeit hastiger machen und sich kaum noch Zeit für ihre Mitmenschen nehmen. Alle Aktivitäten, die nicht dringend für den Lebenserhalt erforderlich sind, werden eingestellt, um so Zeit zu sparen. Die so gesparte Zeit geht jedoch direkt an die "Grauen Herren", die sie brauchen um zu existieren.

Ich weiß nicht, in welchem Jahr Robert Lemke sein Zitat ausgesprochen hat, aber es muss eine Zeit gewesen sein, in der das Thema 'Zeit haben' und 'keine Zeit haben' zum ersten Mal für größere Bevölkerungsschichten relevant war. Für jemanden, der aus einer traditionellen Gesellschaft kommt -- oder für ein Kind -- muss es sich bizarr anhören, dass Menschen, die nur noch 8 Stunden am Tag mit ihrer Arbeit beschäftigt sind, auf einmal sagen, sie haben keine Zeit. Es sind nicht nur die Wichtigtuer, die das ständig vor sich hertragen, um zu demonstrieren, wie wichtig sie sind, sondern es ist ein Symptom der Zeit und der Gesellschaft. Für einen Zivillisationskritiker ist das Konzept vom 'Zeit haben oder nicht haben' ein Ausdruck der Entfremdung der Menschen vom eigentlichen Leben.

Genau so, wie es da steht:

Selbst wenn man etwas zu tun hat, hat man nicht so viel zu tun, das man keine Zeit hat darüber zu reden, was man alles zu tun hat grins.

Gutes Gelingen :-)

wenn du also jemanden triffst, der erzählt dass er total beschäftigt ist, dann ist er das eigentlich nich, den er hat ja die zeit die das zu erzählen

Zielt auf Leute ab die einem jedes mal wenn man sie trifft einem (gefühlt) Stundenlang erzählen wieviel sie doch zutun haben und wie wenig Zeit sie doch haben. Dabei doch offensichtlich genug Zeit haben einen damit die Ohren voll zu reden.

Dieser Widerspruch ist es der hier angeprangert wird.