Was ist der Unterschied zwischen Sütterlinschrift und Kurrentschrift?

2 Antworten

Die Sütterlinschrift ist eine "Kurrentschrift", doch das ist eigentlich nur eine halbe Bezeichnung, denn sie bedeutet "laufende Schrift", also die Schreibschrift im Gegensatz zur Druckschrift.

Für die deutsche Schreibschrift, die man eben als "Kurrentschrift" bezeichnet, ohne zu wissen, dass es ja auch eine lateinische gibt, entwickelte Ludwig Sütterlin eine vereinfachte Ausgangsschrift für die Schüler mit  gleichmäßiger Strichstärke ohne die dicken und dünnen Züge, wie solche in der Kurrentschrift durch das Schreiben mit der Feder entstanden waren.

Seine "Sütterlinschrift" wurde in Deutschland des 20. Jh. dann gesetzlich zur Schulschrift, bis die NAZI die deutsche Schrift 1941 in den Schulen auf Wunsch Hitlers abschafften. Seltsam: Deutsche Schrift mochte er nicht. Er hatte ja auch seinen "Kampf" in Antiqua, der latein. Druckschrift, und nicht in der damals üblichen "Fraktur", der "gebrochenen Schrift", drucken lassen.

Ludwig Sütterlin und das preußische Kultusministerium hatten erkannt, dass die damalige Kurrentschrift mit ihren galanten Schwüngen und der Erzeugung unterschiedlicher Strichstärke mittels unterschiedlichen Druckes bei der Stahlspitzfeder für die kindliche Hand völlig ungeeignet war. Bis dahin galt das pädagogische Prinzip der Endschrift, Zielschrift, Norm(al)schrift, des Duktus, den die Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn vervollkommnet haben sollten. Alle sollten gleichermaßen schön schreiben können. Sütterlin folgte hingegen den Schriftreformern von Larisch und anderen, welche als pädagogischen Ansatz die Anfangsschrift, Ausgangsschrift, Schulausgangsschrift im Auge hatten, und zwar mittels gleichzugfeder, ohne jede Druckveränderung. Die ABC-Schützen sollten zunächst die Schreibweise anhand der einfachen Richtformen erlernen und dann nach und nach auch aus der Steilschrift eine leicht rechtsgeneigte „Verkrhrsschrift“ individuell entwickeln, eine persönliche Handschrift. … 1911 bat das Ministerium den Herrn Sütterlin, in Berlin und Düsseldorf (gehörte zu Preußen) Seminare mit Volksschullehrern abzuhalten, aus denen dann die stark vereinfachten Formen aus der bestehenden Kurrentschrift hervorgingen. Dann dauerte es noch einmal bis 1914, als seine Vorschläge für eine deutsche und eine lateinische Schreibschrift für unterrichtstauglich befunden wurden. Dann begannen erste Tests an Schulen etwa bis Mitte der 20er Jahre. 1924 ging’s langsam los. Nach und nach wurde die alte Kurrentschrift der jeweiligen Provinz oder des jeweiligen Landes (es gab eine Reihe verschiedener Kurrentschrift-Alphabete) durch Sütterlins Schriftformen ersetzt, d.h. bis 1933. Es gab auch Widerstände gegen seine Formen. In Bayern blieb es bis 1933 bei der Testphase, indem gauleiter Schemm statt dessen eine Adaption der Sütterlinschrift formen ließ, welche man unter dem Namen „Volksschrift“ kennt. Auch Hamburg erlaubte sich Sonderwege. 1934 verordnete der Reichsbildungsminister Rust eine einheitliche Schriftform mit dem sehr einfallsreichen Namen „Deutsche Schrift“, welche ebenfalls an Sütterlin anlehnte, aber fast haargenau an Schemms „Volksschrift“ sich orientierte. Damit war Sütterlin praktisch nicht mehr im Lehrplan, sondern die 1934er Schrift, von der es eine steile Form gab (Ausgangsschrift) und eine leicht schräge „Verkehrsschrift“ ab der 5. Klassenstufe gab. Und die 1934er „Deutsche Schrift“ war es dann auch, die dasselbe Ministerium schon im September 1941 wieder aus dem Verkehr zog. Sütterlins Schrift war offiziell ohnehin nicht mehr da. 1941 wurde dann die „Deutsche Normalschrift“ eingeführt, eine lateinische Schreibschrift.