Was ist der unterschied zwischen Rutherford Atommodell und Bohr?

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Moin,

Rutherford (und seine Mitarbeiter Marsden und Geiger) konnten in ihrem berühmten Streuversuchen zeigen, dass Atome offenbar keine massiven Teilchen sind.
Rutherford entwickelte aus den Beobachtungen im Streuversuch dann ein völlig neues Atommodell.

Rutherfords Kern-Hülle-Modell
Nach Rutherford besteht ein Atom aus einem winzig kleinen Kern und einer im Vergleich dazu riesigen Hülle.
Im Kern konzentrieren sich die Masse und die positive Ladung eines Atoms. Die Hülle besteht dagegen aus leerem Raum. In der Hülle befinden sich außerdem die negativ geladenen Elektronen.
Über einen Feinbau der Hülle oder die Elektronen in der Hülle macht Rutherford in seinem Modell keine weiteren Aussagen.

Bohrs Kreisbahnenmodell
Bohr erweiterte Rutherfords Kern-Hülle-Modell insofern, als nach ihm die Elektronen sich nicht irgendwo in der Hülle befinden, sondern auf festgelegten Bahnen um den Atomkern kreisen. Dabei wird die Anziehungskraft, die der positiv geladene Kern auf die negativ geladenen Elektronen ausübt, durch die Zentrifugalkraft (Fliehkraft) der sich auf Kreisbahnen bewegenden Elektronen gerade ausgeglichen.
Das den Physikern damals durchaus bekannte Problem, dass bewegte Ladungsträger stets Energie verlieren (wodurch die Elektronen eigentlich langsamer werden müssten, so dass sie am Ende auf einer Spiralbahn eben doch in den Atomkern stürzen müssten), löste Bohr dadurch, dass er einfach postulierte, dass sich Elektronen auf den „erlaubten” Kreisbahnen strahlungsfrei bewegen können.
Für dieses Postulat hätte man Bohr sicherlich einfach ausgelacht, hätte er nicht mit dieser Modellvorstellung das Wasserstoffspektrum ziemlich genau berechnen und sogar Spektrallinien vorhersagen können, die erst durch diese Berechnungen gefunden wurden.
Wenn Elektronen Energie zugeführt wird, „springen” sie auf weiter außen liegende erlaubte Kreisbahnen. Wenn sie dann wieder auf ihr altes Energieniveau zurück fallen, geben sie die zuvor aufgenommene Energie in Form von Licht wieder ab. So entstehen die Spektrallinien.
Es muss allerdings auch gesagt werden, dass Bohrs Atommodell bei Mehrelektronensystemen nicht mehr befriedigende Ergebnisse hervorbringt. Schon die Spektrallinien des nächsten Elements (Helium) im Periodensystem der Elemente konnte Bohr nicht mehr genau berechnen. Darum erweiterte Sommerfeld das Bohrsche Atommodell um Ellipsenbahnen, die zusätzlich zu Bohrs Kreisbahnen zu den erlaubten Bahnen gehörten. Aber auch das brachte nur näherungsweise bessere Resultate...

Der Unterschied zwischen Rutherfords und Bohrs Atommodellen besteht also darin, dass Rutherford die Hülle nicht weiter beschreibt und auch nichts über den Aufenthaltsort oder eine Bewegung von Elektronen in der Hülle aussagt.
Bohr hingegen unterteilt die Hülle in Kreisbahnen mit verschiedenen Abständen zum Atomkern. Auf diesen Kreisbahnen bewegen sich die Elektronen um den Atomkern. Das tun sie dort strahlungsfrei. Die Elektronen können sich nur auf den erlaubten Bahnen aufhalten. Sie können bei Energiezufuhr auf weiter außen liegende Bahnen springen und bei Abgaben von Energie in Form von Licht wieder auf Kreisbahnen zurück springen, die näher am Kern liegen (Quantensprünge).

LG von der Waterkant