Was ist der „Reiz“ an einer polygamen Beziehung?

6 Antworten

Ich kenne solche die mehr als 2 partner haben und sie sind damit glücklich. Ich habe nicht das recht darüber zu urteilen und mase mir keine meinung an, jeder wie er will.

Hallo, ich glaube, da gibt es gar nicht wirklich einen Reiz und polygame Beziehungen sind auch keine Ausrede zum Fremdgehen. Man ist in keiner Beziehung sicher davor. Wenn man in eine Person verliebt ist, möchte man ja eine Beziehung mit ihr eingehen. Und wenn man sich dann in eine zweite oder dritte Person verliebt, geht man halt mehrere Beziehungen gleichzeitig ein. Polygame Beziehungen sind aber nicht gleich offene Beziehungen, wenn man zum Beispiel zu dritt in einer Beziehung lebt, kann man sagen, dass niemand sonst mit jemandem zusammen kommt.

Hallo eliane861,

in einer polygamen Partnerschaft - und betrachten wir mal eine Partnerschaft zwischen einer Frau und zwei Männern als Beispiel - haben alle Personen ein Vertrauen zueinander oder würden es noch gewinnen, wie in einer Partnerschaft zu zweit auch.

Wir sind gesellschaftlich eher Partnerschaften zu zweit gewohnt, kennen vielleicht eine Polygamie aus Kulturkreisen, wo z.B. ein Mann mehrere Frauen hat. Das mag so den Eindruck erwecken, als würde der Mann diese Situation für sich ausnutzen - und vielleicht auch in dem einen oder anderen Falle so sein.

Wenn wir jetzt ein Fremdgehen betrachten, dürfen wir es darin sehen, dass eine Einheit zwischen Menschen zerbrochen wird. Schauen wir wieder auf unser Beispiel dazu: so könnte die Frau mit einem der Männer einem eigenen Bedürfnis folgen - wobei die beiden den anderen Mann bewusst ausschließen: mit ihm nicht mehr eins sein würden.

So könnte eine solche Partnerschaft zu einem Alibi-Szenario werden, das über die Partnerschaft eine Einheit, die es nicht gibt, suggeriert. Das können wir aber auch bei Partnerschaften zu zweit so sehen - wobei dann das Fremdgehen nicht mehr in der Partnerschaft stattfinden würde (außer z.B. mit Sexualität gegenüber einem selbst unter bewusstem Ausschluss der anderen Person).

Während sich in einer Parternschaft zu zwei sich auch Personen finden, die eine geschlechtliche Neigung zueinander haben, mag dort die Einheit in der möglichen großen Nähe der Partner*innen sehr stabil erscheinen. Das ist in eine Partnerschaft z.B. zu dritt etwas schwieriger, wenn z.B. zwei Personen sich geschlechtlich nicht geneigt wären. Da darf die Nähe zwischen den sich nicht geneigten Personen noch vergrößern, um die Einheit "runder" darzustellen.

Eine Partnerschaft zu meheren Personen ist nicht sicherer gegenüber Fremdgehen als eine Partnerschaft zu zweit. Die Intention zum Fremdgehen kann generell da sein - wie gesagt schon da, wenn jemand einmal aus eigenen Bedürfnissen heraus mal eine dann die andere Person in Anspruch nimmt.

Das Beispiel, das ich im Auge hatte, war vor Kurzem in einem Filmbericht. Es gab zunächst ein Paar: die Frau und einer der Männer. Dann kam ein sehr guter Freund des Paares zu Besuch - und wurde von den beiden in die erweiterte Partnerschaft integriert. Die drei haben auch ein Kind - und das Kind somit eine Mutter und zwei Väter (wobei einer der Väter der biologische ist).

Die drei hatten von einer anfänglichen noch nicht ganz "runden" Einheit gesprochen: so durfte sich der zunächst sehr gute Freund erst an die Partnerschaft gewöhnen. Jetzt ist die Einheit "rund".

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – langjährige Lebenserfahrung und persönliche Anschauung

Vielen Dank für deine lange, detailreiche Antwort. Wie steht man denn zu Bindungsangst in einer solchen Beziehung? Ich weiß das ist böse gesagt, aber ich bin schon überzeugt, dass in manchen Menschen (nicht jedem, schliesslich gibt es auch Menschen, welche einfach mehrere Partner haben wollen) eine Bindungsangst vorliegt.

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@eliane861

Wenn wir mit einer Bindungsangst ein mögliches Leiden assoziieren, das es einer Person schwer machen könnte, eine Parnterschaft einzugehen, kann eine sehr gute Freundschaft z.B. mit einem Paar diese Person aus dieser Angst herausführen, indem das Paar die Person etwas an sich teilhaben oder auch teilnehmen lässt.

Hier erweitert sich die Einheit auf die befreundete Person, ohne dass diese notwendigerweise in die Partnerschaft eintreten muss.

Verbinden wir die Bindungsanst mit dem Moment, eine Person nicht zu verlieren, kann in einer Partnerschaft zu mehreren sich das relativieren. Es mag eine Person geben, mit der das Thema vielleicht kritisch erscheint - aber eine andere Person kann dieser Angst wiederum entgegentreten.

Hier hilft die Einheit in der Partnerschaft, diese eine "unrunde" Stelle zu glätten und auch noch mehr Einheit mit der Person herzustellen.

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Du kannst das "Konzept" nicht verstehen, weil es für dich nicht relevant ist.

Wer nur eine Person liebt, kann und muss das nicht verstehen. Deswegen kann man aber nicht polyamoren Menschen unterstellen, dass ihre Liebe eine Ausrede für irgendwas sei oder auf Bindungsängsten basiert.

Warum kann man das nicht mit einer Bindungsangst vergleichen?

Ich verstehe, dass man mehrere Personen gleichzeitig lieben kann. Aber „sich binden“ bezieht sich ja hauptsächlich auf eine Person, was man in einer polyamoren Beziehung nicht wirklich kann.

Das klingt jetzt doof, aber wieso kann man das nicht mit einer Bindungsangst in Vergleich setzen? Mir ist bewusst, dass man mehrere Personen lieben kann. Dennoch hat man ja Angst, sich auf nur eine Person verlassen zu können, sprich sich zu binden.

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@eliane861

Ich würde sagen, es kommt darauf an, wie sich a) die Bindungsangst äußert und b) wie man polyamore Beziehungen sieht. Wenn man diese ernst nimmt, als etwas, bei der man dann in jede einzelne Beziehung viel (Zeit) investieren muss, kann eine polyamore Beziehung eben gerade nichts für bindungsängstliche Menschen sein, falls sich deren Bindungsangst darin äußert, sich zeitlich immer wieder zurückzuziehen. (z.B. Flucht in zeitintensive Hobbies, Wunsch nach getrennten Wohnungen, Verreisen alleine...). Dann hätte man ja in einer polyamoren Beziehung erst Recht keine Zeit für sich selbst mehr. Falls der zeitliche Faktor aber nicht der Entscheidende ist, sondern z.B. dass man sich keiner Person ganz öffnen will, hast du sicher Recht, dass es bindungsängstliche Menschen geben mag, die in einer polyamoren Beziehung eine Ausflucht suchen. Es kommt aber darauf an. Ich glaube der Mensch ist so unglaublich vielfältig, dass es bestimmt alles gibt! ;-)

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Viele wollen einfach nicht einschränken. Man möchte tun was man möchte.

Entweder man mag es oder nicht. Ich kanns mir auch nicht vorstellen :)