Was hat man sich bei der Namensgebung der Orte Fickmühle, Hodenhagen, Busendorf, Busenhausen, Geilenkirchen usw. eigentlich gedacht?

9 Antworten

Wenn du mal im Internet googelst und z. B. unter dem Eintrag bei Geilenkirchen zur Etymologie des Namens (https://de.wikipedia.org/wiki/Geilenkirchen#Ortsname) nachsiehst, dann wirst du merken, dass die Entstehung des heutigen Namens eine Geschichte hat. Der ursprüngliche Name hat mit der heutigen Bedeutung des Wortes nichts gemein.

Das ist eine Geschichte, die so ähnlich  vielen Namen widerfahren ist. Einige Namen sind auf alte Wörter alter Sprachen zurückzuführen, deren Bedeutung heute kaum jemand kennt. Im Laufe der Zeit verlor sich dann das Wissen um die Bedeutung des Namens und es wurde oft nur noch der Name weitergegeben. Der  kann sich dann in der weiteren Überlieferung auch an ähnlich klingende Wörter der aktuellen Sprache mit völlig anderer Bedeutung angelehnt haben.

Bei solchen Bezeichnungen waren also keine Scherzbolde am Werk. Ich kenne z. B. auch einen kleinen Ort in der Nähe von Köthen in Sachsen-Anhalt, der Pißdorf heißt. Dieser Name entwickelte sich aus Bisdorp, was wahrscheinlich auf das Dorf eines Bischofs schließen lässt.

Prinzip verstanden?

adabei  15.10.2016, 01:13

Bei uns in der Nähe gibt's den kleinen Ort Petting, führt besonders bei Amerikanern immer wieder zu Heiterkeitsausbrüchen.

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PeVau  15.10.2016, 01:15
@adabei

Solange sie bloß lachen müssen ...  ;-))

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Bei 'Kotzen' (zwischen Rathenow und Nauen) klingt deine These von "total besoffen" plausibel. Die Namen, die du genannt hast, sind dagegen doch ganz nett.

Also ich glaube auch nicht das es unbedingt ein Hintergedanken bei der Namensgebung gibt. 

Das Wort geil hatte in früherer Zeit eine andere Bedeutung wie heute.  Das weiß ich  ganz sicher.  Es war damals mehr die Freude, die damit ausgedrückt wurde, ganz ohne sexuelle Motive. 

Um deine Liste zu erweitern. 

Ich kenne 2 kleine Dörfer mit ähnlichen Namen. 1.Busenborn und 2.Geilshausen.

1) Zum einen waren es wohl abgewandelte Eigennamen (hier wurde ja schon geschrieben, dass es sich z.B. um einen "Hodo" handelte, der dann wohl z.B. "Hodohagen" gründete (was dann später zu dem heutigen Namen umgewandelt wurde).

2) Zum anderen hatten viele  Wörter früher auch andere Bedeutungen als heute. Zum Beispiel ist "ficka" im heutigen Schwedisch eine Tasche. Es ist gut möglich, dass es in älterem Deutsch ähnlich war.

In älterem Deutsch war "Busen" einfach die Brust, das Wort wurde auch bei Männern benutzt, erst in neuzeitlichem Deutsch ist es auf Frauen beschränkt worden.

Das Wort "geil" konnte früher auch auf Pflanzen bezogen werden, wenn diese besonders gut/rasch wuchsen.

3) Es gibt auch Fälle, in denen zum Beispiel ursprünglich nicht-deutsche Namen eingedeutscht wurden, so dass zufällig ähnlich klingende deutsche Wörter dabei herauskamen.

"Dormagen" hat nichts mit dem Magen zu tun, der keltische Name war "Durnomagus". "Küssnacht" (Schweiz) hat weder was mit "küssen" zu tun noch mit der "Nacht", es ist eine Eindeutschung des lateinisch-keltischen "Cussiniacum"

Niemand hat sich diese Namen ausgedacht. Sie sind bei der germanischen Landnahme in Mitteleuropa ab dem 4. Jahrhundert entstanden, haben sich dann aber im Lauf von 1500 Jahren stark verändert. Manchmal ist ein Personenname die Grundlage.

Beispiel: Aus "stuotengarten" (Pferdegarten) wurde "Stuttgart", aus "thussaladorp" (Dorf am rauschenden Wasser) wurde "Düsseldorf", aus "beim Vilo" (Vorname) wurde "Villingen".

Hodenhagen kommt von dem Vornamen "Hodo", Geilenkirchen ist nach einem "Gelo" benannt.