Was haltet ihr von Sigmund Freud?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin gar nicht so vertraut mit seinen Meinungen und kann nur sagen, dass er ein Pionier war, dem wir sehr viel zu verdanken haben.

Die Idee, dass es unbewusste Konflikte gibt, scheint aus eigener Erfahrung offensichtlich richtig zu sein. Was mich an seiner Idee vom Es stört, ist, dass jeder Impuls als gleichwertig betrachtet wird (ein Versuch, Triebspannung zu reduzieren). Für mich scheibt es eher so zu sein, dass es ein Selbst gibt, dass Wünsche und Motive usw umfasst, und manche Impulse sind selbstkongruent (passen also zu den Wünschen, Motiven usw), andere nicht. Das kann man Süchten gut sehen. Man kann Süchte als Versuch deuten, Triebspannung zu reduzieren, aber das ist ja ein Verhalten, dass den Betroffenen schadet und diese langfristig sehr unzufrieden macht. Andere Impulse sind hingegen selbstkongruent und haben positive Effekte auf die Lebenszufriedenheit (wenn einen z.B. die Arbeitswut packt, weil einen ein Thema brennend interessiert). Viktor Frankl hat für mich recht, wenn er sagt, dass man der Tiefenpsychologie auch eine Höhenpsychologie gegenüber stellen müsste. Es sind nicht nur dunkle Triebe, die einen bewegen, sondern es gibt auch Werte, Ideale usw, die einen nahezu triebhaft anziehen.

Aber ich weißt nicht, ob ich ihm damit Unrecht tue, denn ich bin tatsächlich mit seinen Schriften nicht so vertraut.

upperestside27 
Fragesteller
 02.04.2020, 10:46

Danke für deine Antwort! Ich finde deine Ansichten sehr interessant und logisch! Vielen Dank.

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wasserelefant  27.11.2023, 12:25

Die Ideal und Werte sind Teil des Über-Ichs. Deine negativen Triebentladunden sind letztlich Triebspannungen, die im Konflikt zum Über-Ich stehen. Du meinst eine Drogensucht ist eine negative Entladung. Jemand der raucht wird das nicht als schädlich betrachten, denn es ist ihm egal. Er hat seine Kippe und ist zufrieden, denn es ist gesellschaftlich akzeptiert. Kokain oder Pepp sind hingegen nicht toleriert, weshalb bei diesem Konsum ein Konflikt bestehen bleibt.

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Da weiß ich nicht viel zu sagen, er war halt ein berühmter Mann, an dem man ab und zu denkt. Er war halt sehr von der Richtigkeit seiner Theorien überzeugt. Papst und Kirche haben ihm nicht viel Gewicht gegeben. Er schwieg nicht über die Krankheiten seiner Patienten, er hat sie analysiert und studiert. Hemmung, Symptom und Angst hieß eines seiner Bücher. Es stimmt, dass unter Medizinern lange über Dinge geschwiegen worden ist, die Sigmund Freud niedergeschrieben hat. Die Existenz einer Seele streitet er aber ab. Er teilt das Bewusstsein in das Es, das Ich und das Über-Ich ein. Narzissmus, Libido und Neurose sind nur einige wenige Begriffe, die er definiert hat. Suggestion, Assoziation und Hypnose waren Instrumente, die er benutzte. Da geht es dann hin und her, Verdrängung und Wiederkehr. Alles kommt von den Trieben, nicht von der Liebe. Kurzum das Lesen seiner Bücher würde ich als eher nicht empfehlenswert einstufen.

Woher ich das weiß:Hobby

Genial, und auch wenn er mal falsch lag war er genial.
Und ich finde ihn auch noch sehr sympathisch.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin seit vielen Jahren glücklich einsam.

Streng genommen war Sigmund Freud kein Psychologe, sondern Mediziner (Neurologe). Freud gilt als Entdecker des Unbewußten, was historisch aber nicht korrekt ist. Nach Freud ist das Unbewußte der Ort, in dem sich die verdrängten Gefühle und unverarbeitete Konflikte ablagern. Seine Psychoanalyse kann durchaus für die Heilung von neurotischen Störungen ("Neurose" ist eigentlich ein veralteter Fachbegriff) hilfreich sein (durch Erinnerung, Wiederholung und Durcharbeitung). Die Seelsorge sollte an den tiefenpsychologischen Erkenntnissen von Freud nicht einfach vorbei gehen.

Als Christ kann ich allerdings Freuds Religionskritik nicht zustimmen (Religion als universelle Zwangsneurose). Allerdings bezieht Freud seine Religionskritik nicht aus der Psychoanalyse. Grundlage seiner Religionskritik sind insbesondere Schopenhauer und Nietzsche. Freud stimmt auch dem Dreistadiengesetz von Comte zu.

du musst es auch im zeitlichen Kontext sehen..... es war revolutionär , was er erforschte, welche Erkenntnisse er gewann....

es war eine Trendwende, darauf basieren heute - noch gültig oder modifiziert - viele psychologischen Lehren/Schulen