Was erwartet mich als Wirtschaftsingenieur?
Ich finde die Idee hinter dem Beruf sehr interessant "Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Ingenieurswesen, man hat von beidem Ahnung und ist sehr flexible". Allerdings hat mein Vater grundsätzlich etwas dagegen, dass ich (w19) das studiere. Er sagt, es gäbe wenig Geld für viele Arbeitsstunden, Freizeit steht nicht mehr auf dem Plan, ich werde nur am Fließband stehen und von meinen Chefs angegraben.
Also das ist nicht das, was ich mir darunter vorgestellt hab?! Ich möchte Projekte haben und Autos herstellen, vielleicht sogar Flugzeuge, Abläufe planen und irgendwann vor dem Ergebnis stehen und sagen "ja Leute das war gute Arbeit". Wisst ihr was ich meine? Ich möchte eine wichtiger Teil eines großen Projektes sein, klingt sehr arrogant haha aber so etwas interessiert mich und macht mir Spaß. Die Beschreibung des Berufs von meinem Vater verunsichert mich jedoch immens.
Hoffe ihr könnt mir helfen!
Vielen Dank!
3 Antworten
Vor allem erwarten dich kritische Ingenieure und BWLer, die sagen, dass man von beidem zwar ein bisschen Ahnung hat aber von nichts so richtig. Gewissermaßen stimmt das auch, die Frage ist nur, ob man mit der Kombination von beidem nicht etwas mehr anfangen kann als "Fachidiot" zu sein. Ich würde auch immer wieder Wirt.-Ing. studieren statt eines der anderen Fächer.
Ich weiß nicht was dein Vater unter wenig Geld versteht aber der spätere Verdienst bei Wirtschaftsingenieuren sehr variabel. Durchschnittlich kann man von 45-50k Einstiegsgehalt reden. Nach oben sind die Grenzen natürlich offen. Es gibt auch schlecht bezahlte Wirt.-Ing.s. Das sind dann aber entweder FH-ler oder Leute die sich vom Unternehmen über den Tischen haben ziehen lassen.
Insbesondere in der Automobilbranche, die du ja zuvor bereits mal angesprochen hattest (warst doch du?), sind die Verdienstmöglichkeiten sehr gut. In Unternehmensberatungen verdient man sogar noch mehr, muss dafür aber wirklich etwas Freizeit aufgeben.
Am Fließband steht schonmal kein Wirtschaftsingenieur. Dein Vater scheint also nicht wirklich zu wissen wovon er redet, ohne ihm zu nahe treten zu wollen. Typische Jobs sind aus meiner Sicher eher Projektmanagement, Strategie und Prozessmanagement, usw.
Wenn du an eine gute Uni gehst, dich dort anstrengst und ggf. sogar Promovierst ist mit einem Wirt.-Ing. sehr vieles möglich. Da dein Schnitt ja sogar für Medizin reicht (alter Post von dir) sollte es auch kein Problem für dich sein einen Platz an einer der besten Unis Deutschlands zu kriegen.
Mir fallen da für Wirtschaftsingenieurwesen spontan die folgenden ein:
RWTH Aachen (eher technischer Fokus)
KIT Karlsruhe (eher wirtschaftlicher Fokus)
TU München (da kenne ich den Fokus leider nicht)
TU Berlin und TU Darmstadt gehören sicher auch zu den besten.
Aus meiner Sicht, ja. Insbesondere wenn es um Karriere- und Aufstiegschancen geht.
Am Fließband wirst du mit einem Hochschulabschluss eher nicht stehen... Als Wirtschaftsingenieurin bist du viel mehr für die Planung und Überprüfungen von solchen Prozessen zuständig.
Da ich aber weder den Inhalt des Studiums noch genaue Berufsaussichten aus dem Stand ausbreiten kann, verweise ich dich am besten mal auf diese Seiten der Arbeitsagentur für Arbeit.
Etwas weiter unten auf der Seite findest du sowohl die Links für das Studienfach als auch für den Beruf. Wenn du auf eine dieser Seiten gehst, dann findest du oben auf den weiterführenden Seiten immer einen Button "Perspektiven". Dort werden dir ziemlich ausführlich mögliche Einsatzbereiche aufgezeigt.
Ganz grundsätzlich aber noch dies: Wenn dein Vater oder deine Familie gegen ein Studium ist, ist das natürlich schade. Lasse dich dadurch aber nicht davon abbringen. Du hast dir da einen soliden Studiengang mit guten Berufsaussichten ausgesucht. Ich fürchte, dein Vater hat Vorurteile sowohl gegen das Studium als auch Absolventen bzw. Akademiker. Das wirst du nicht auf die Schnelle ändern können, aber du solltest dich davon möglichst nicht beeinflussen lassen. Über deine (berufliche) Zukunft kannst und solltest du selbst entscheiden...
Viel Erfolg und alles Gute!
Vielen dank :) auch für die netten Worte, das weiß ich zu schätzen :)
Sicherlich gibt es seitens der Maschinenbauer (bin selbst einer) und der BWLer immer Vorurteile gegen WIs, aber ich (und sicherlich auch Anderen) denken, dass ein Mensch aufgrund seiner Taten beurteilt werden sollte und nicht pauschal wegen seinem Abschluss. Das Vorweg. Zwar mögen WIs und reine Ings auf dem Papier unterschiedliche "Fähigkeiten" haben, aber in der Industrie wird des Öfteren auch eine Stelle mit dem Gegenstück besetzt. Ich würde also sagen, der Übergang ist eher fließend.
Die Firma, die einen WI ans Fließband stellt, ist entweder Bosch oder demnächst pleite. WIs und Ingenieure verdienen schon recht gut (42k Einstieg über Sklaventreiber (Dienstleister) bis zu 60k Einstieg bei einem großen und bekannten Automobilzulieferer), von daher hat dein Vater leider einfach nur Unrecht. Mich erinnert das stark an "Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht", ohne deinen Vater als Bauer titulieren zu wollen.
Der WI soll die klaffende Lücke zwischen den Ings und den BWLern schließen, indem er von beiden Seiten die "Sprachen" berherrscht und von beiden Seiten Methoden und Denkweisen kennt. Wann immer ein Ingenieur gebraucht wird, der neben dem Technischen auch ein wenig von Wirtschaft versteht (und das passiert sicherlich ab und zu - man bedenken einen Konstrukteur, der auch kostenorientiert konstruieren soll oder einen Einwicklungsingenieur, der einen Produktentwicklungs oder -entstehungsprozess optimieren soll), wird ein WI benötigt. Du kannst abstrakte Sachen machen wie irgendwelchen Quellcode schreiben über CAD Konstrukte bis hin zur Entwicklung von Schiffen, Flugzeugen, Panzern, Space Shuttles oder Kugelschreibern.
Der (Wirtschafts) Ingenieur kann eigentlich alles machen, was er will, sofern es dort eine freie Stelle gibt. Lass dich nicht entmutigen. Geh deinen Weg und dir wird hoffentlich immer wieder auffallen, wie genial der Beruf als (Wirtschafts) Ingenieur ist. Mich begeistert es immer wieder!
Vielen dank für tolle Antwort! Also würdest du sagen, dass sich die Berufschancen doch unterscheiden, ob man jetzt auf einer Hochschule oder "nur" Fachhochschule war?