Was bedeutet "nationale Erhebung" im Kontext (Hitler)?

2 Antworten

Adolf Hitler sagte in der Regierungserklärung zum Ermächtigungsgesetz als Begründung die Kernaussage:

„Um die Regierung in die Lage zu versetzen, die Aufgaben zu erfüllen, die

innerhalb dieses allgemein gekennzeichneten Rahmens liegen, hat sie im Reichstag durch die beiden Parteien der Nationalsozialisten und der Deutschnationalen

das Ermächtigungsgesetz einbringen lassen. Ein Teil der beabsichtigten Maßnahmen erfordert die verfassungsändernde Mehrheit. Die Durchführung dieser

Aufgaben bzw. ihre Lösung ist notwendig. Es würde dem Sinn der nationalen

Erhebung widersprechen und dem beabsichtigten Zweck nicht genügen, wollte

die Regierung sich für ihre Maßnahmen von Fall zu Fall die Genehmigung des

Reichstags erhandeln und erbitten.“

Das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ vom 24. März 1933 (»Ermächtigungsgesetz«) enthielt eine unbeschränkte Ermächtigung der Regierung, Gesetze beschließen und Verträge mit dem Ausland schließen zu können, dabei auch von der Verfassung abweichen zu dürfen (bedeutet Beseitigung der Gewaltenteilung, Entmachtung des Reichstags, Durchbrechung der Verfassung, zunächst für vier Jahre gültig, später verlängert).

Die Ermächtigung, die auf eine Abschaffung der parlamentarischen Demokratie hinausläuft, wird mit einem großen nationalen Anliegen zu rechtfertigen versucht. Angeblich ist sie zur Erfüllung der Aufgaben notwendig. Die Autorität des Staates und der Regierung soll völlig unangezweifelt sein. Hitler fordert Gesetzgebungsmacht für die Regierung und Verzicht des Reichstages auf Kontrolle der Regierung. Er will nicht von einer Zustimmung des Reichtags zu Gesetzen einschließlich von Verfassungsänderungen abhängig sein.

In einem Aufruf der Reichsregierung an das deutsche Volk vom 1. Februar 1933 nannte sie sich eine „Regierung der nationalen Erhebung“.

https://ghdi.ghi-dc.org/sub_document.cfm?document_id=3940&language=german

Darin wird propagandistisch und mit ideologischen und verzerrenden bis verfälschenden Darstellungen mit heftigen Angriffen auf politische Gegner erläutert, was als nationale Erhebung angepriesen wird. Was seit November 1918 in Deutschland geschehen ist, wird insgesamt als sehr schlimm dargestellt.

Der Begriff »nationale Erhebung« spricht nationale Gefühle an. Erhebung ist sprachlich assoziativ mit Aufstieg, Aufschwung, Freikommen von Unterdrückung, heraus aus Not, Elend und Verfall, Hinstreben zu Höherem verbunden. Die Nation soll einen einheitlichen Willen haben. Angeknüpft werden konnte mit der Begriffsverwendung an die deutschen Befreiungskriege 1813 – 1815 gegen Napoleon als nationale Erhebung und an eine Begeisterung nicht weniger Deutscher zum Krieg im August 1914. Der Ausdruck »nationale Erhebung« ist im konkreten Inhalt ziemlich unbestimmt, aber geeignet, mit schön und edel klingender Verbrämung ein großes Ausmaß an Zustimmung hervorzurufen. Er erweckt den Anschein, es werde nicht bloß die Sache einer Partei oder Regierung durchgesetzt, sondern es handle sich um eine große, die Nation einende Bewegung.

Tasächlich war man dabei, eine nationalsozialistische Diktatur zu errichten.

So nannten die Nazis die Monate nach dem 30. Januar 1933. In der Zeit fand die eigentliche Machtergreifung und Errichtung der Diktatur statt. Manchmal sagten sie auch "nationale Revolution".