Was bedeutet es in Deutschland arm zu sein?

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Es bedeutet von staatlicher Unterstützung zu leben.

Wer wohnungslos ist (Obdachlosigkeit ist da ein Teil von) hat genauso Anspruch auf Arbeitslosengeld, Hartz 4 oder Sozialhilfe wie andere Leute auch (ob das immer so in Anspruch genommen wird, ist dann die andere Frage) und außerdem Anspruch auf Hilfen (Beratung etc.) um aus der Notlage wieder raus zu kommen.

https://www.diakonie.de/wissen-kompakt/obdachlosigkeit/

Ich denke meistens wird Armut mit Hartz 4 verbunden oder mit Rentnern, die Grundsicherung bekommen.

Materiell heißt das für einen Rentner, dass er das Auto wohl verkaufen muss. In Anbetracht der nachlassenden Mobilität, die viele alte Leute haben, halte ich das für grottenfalsch....denn dann können sie wirklich nicht mehr am sozialen Leben teilnehmen. Und wer auf dem Dorf wohnt mit der doch oft sehr mangelhaften öffentlichen Verkehrsanbindung (und genauso oft gar kein Supermarkt im Dorf), hat dann wirklich verloren.

Ansonsten heißt es einfach, dass der Staat den Leuten die Miete bezahlt und den Lebensunterhalt, aber eben keine Extras. Für Kinder gibt's trotzdem noch Extras zur Teilhabe....also Nachhilfe oder Sportverein wird auch finanziert.

Für Leute, die Hartz 4 bekommen ist das sicher nicht die schönste Situation, aber der Begriff Armut ist da tatsächlich sehr relativ, wenn man es damit vergleicht, wie sie in einem Land mit einem weniger ausgebauten Sozialsystem leben würden.

Das man wenig Geld zu Verfügung hat und eben mit „Einschränkungen“ leben muss.

Ich finde niemanden in Deutschland Arm, wenn ich ärmere in anderen Ländern sehe .

CosmoKramer1  17.08.2019, 15:16

So ein Blödsinn. Armut bemisst sich ja wohl eher am Durchschnitt eines Landes und nicht am Durchschnitt der Welt. Sonst wäre kaum jemand arm. Selbst ein Tagelöhner in Uruguay, der mit zwei Dollar am Tag seine achtköpfige Familie ernähren muss, wäre nach dieser Logik nicht arm, weil in irgendeinem afrikanischen Hottentottenkral ein Blähbauch sitzt, der noch weniger hat.

Erzähl mal deutschen Kindern, die in abgetragenen Klamotten rumlaufen, an nichts teilnehmen können, weil die Eltern sich auch kleine Eintrittsgelder für Zoo oder Freibad nicht leisten können und die in irgendwelchen Sozialeinrichtungen essen müssen, um wenigstens eine vernünftige Mahlzeit am Tag zu haben, dass sie nicht arm wären!

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Ertabet  17.08.2019, 15:28
@CosmoKramer1

Es mag nicht toll sein den Kindern nix bieten zu können , aber meistens kommt man zu vieles günstiger rein , wen man vom Amt lebt und der staat hilft einem.

In anderen Ländern haben die diesen Luxus auch nicht. Wer sich in Deutschland um sein Papier Kram bemüht, hat geld .. woanders ist es nicht der fall! Die Kinder wären froh auf ihre Situation wen sie die Kinder aus anderen Ländern sehen würden.

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CosmoKramer1  17.08.2019, 15:33
@Ertabet

Wenn Du Krebs hast und der Arzt sagt, Du hast noch drei Monate unter schlimmen Schmerzen zu leben, nützt es Dir dann was, wenn Du weißt, Dein Bettnachbar hat nur noch zwei Monate zu leben?

Es geht in der Frage um Kinder in Deutschland, nicht aus irgendeinem Shitholistan.

Was Du machst, ist mit dem schönen neudeutschen Wort "Whatsboutism" bestens beschrieben.

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FelixLingelbach  17.08.2019, 15:40
@CosmoKramer1

Quatsch. Ich hatte das schon, H4 plus Schulkinder. Was wirklich schlimm daran war, war dass so gut wie alle anderen Schulkinder die gleiche Überzeugung haben wie du. Die Schule wird für das Kind zu einem Spießrutenlauf. Aber Geldprobleme hatten wir nicht. Ja, man sucht dann mal nach Austauschrollen für die Inliner anstatt neue zu kaufen, doch man hat auch die Zeit dafür. Also halte mal den Ball flach. Du tust diesen Kindern keinen Gefallen mit deiner Meinung.

Es gibt Verwahrlosung, es gibt Eltern, die sich nicht so gut um ihre Kinder kümmern, doch das hat nur am Rande etwas mit Armut zu tun.

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Glasdach  17.08.2019, 15:40
@CosmoKramer1

Die warme Mahlzeit könnten sie zu Hause aber auch haben, wenn da jemand für sie kochen würde. Wenn Kinder von Hartz 4 Empfängern in Sozialeinrichtungen essen, hat das meistens nichts mit Hartz 4 zu tun, sondern liegt an anderen Problemen.

In den meisten Städten haben Hartz 4 Empfänger so eine Art Sozialpass, mit dem sie stark verbilligte Eintritte haben. Ich bin mal ziemlich verblüfft angeguckt worden, als ich mit Bekannten in den Frankfurter Palmgarten ging und da tatsächlich den vollen Eintritt bezahlte....sie hatten alle einen Frankfurt Pass. Ich halt nicht, weil ich einen Job hatte und keinen brauchte. War aber deutlich teurer für mich.

Und ob man was mit den Kindern macht, liegt nicht unbedingt daran, ob man sich den Zoo leisten kann (auch da ist es verbilligt), sondern ob man überhaupt was mit ihnen macht. Es kostet ja nicht alles Geld was man machen kann.

Mir tun die Leute auch leid....aber mir fällt auch auf: immer wenn ich an Schlangen vor Einrichtungen der Tafel vorbei komme, stehen da viele Leute. Und sehr viele von ihnen rauchen. Manchmal ist es gar nicht die Frage, wie viel Geld man bekommt, sondern wofür man es ausgibt. Das ist dann aber nicht mehr die Verantwortung des Staates.

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CosmoKramer1  17.08.2019, 17:54
@Glasdach

Glasdach und Felix Lingelbach: Ich denke, wir gehen hier grundsätzlich konform. Man kann mit H4 auskommen, auch wenn man Kinder hat. Aber nicht wenige der Bezieher sind tatsächlich nicht in der Lage, für sich zu sorgen, noch viel weniger für ihre Kinder. Ich habe einige Jahre in der Familienhilfe gearbeitet und weiß, wovon ich rede. Und ja, über 90% dieser Leute rauchten und nicht wenige nahmen Drogen oder tranken. Und die Kinder dieser Leute sind arm. Sie sind oft schlecht ernährt, schlecht und unzureichend gekleidet, sozial auffällig, werden stigmatisiert. Du wohnst in der XY-Straße? Da leben doch nur Assis!

Zu sagen, diese Kinder wären nicht arm, weil andere ja schließlich mit H4 auskommen, ist zynisch und ignorant. Genauso ignorant, wie zu behaupten, es gäbe in Deutschland keine Kinderarmut, weil in irgendwelchen Drittweltländern Leute leben, denen es schlechter geht, wie es der Kommentator Ertabet hier getan hat.

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Arm sein in Deutschland heißt ja wohl, von der Grundversorgung abhängig zu sein. Was das für den Einzelnen bedeutet, ist aber sehr unterschiedlich. Der eine ist zu blöd oder zu unbeherrscht, sich sein Geld über den Monat einzuteilen, der andere macht sich in der Nachbarschaft nützlich und hat jeden Monat ein paar Euro für seine Kinder übrig.

Armut in D. ist also zu einem großen Teil eine Kopfsache. Es lässt sich leider auch kein System ausdenken, in dem Dummheit ein Vorteil wäre.

Keinen Luxus zu haben. Verhungern muss in Deutschland aber niemand. Dafür sorgt unser Staat schon. Manchmal sogar zu viel. Er sorgt damit das manche das Arbeiten verlernen.