Was bedeutet ein antithetischer Aufbau in einem Gedicht?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Spontan fällt mir zu deinem Problem das Gedicht "es ist alles eitel" des Barockdichters Andreas Gryphius ein. Verse wie: "Was dieser heute baut, reißt jender morgen ein" oder Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein. Man erkennt da, dass die Verse antithetisch aufgebaut sind, auf der einen Seite das Lebensbejahende, auf der anderen Seite das Zerstörerische. Diese Antithetik zeigt die innere Zerrissenheit des barocken Menschen.

Da die antithetischen Positionen durch viele Beispiele be- und umschrieben werden, mag man auch von insistierender Nennung sprechen. Die Begriffe sind also nicht deckungsgleich, mir scheint, bei der insistierenden Nennung geht es um die Veranschaulichung von Empfindungen (Städte - Wiese; Ruhm - Traum usw.)

Es könnte dir helfen, wenn du dich mit Gryphius zur Prüfung befasst (bei diesem Thema) Dir viel Erfolg.

Ja Gryphius ist mir schon ein Begriff ;) Ich sehe, dass ich die Antithetik eines Gedichtes in den falschen Bezug gesetzt hatte, da ich es auf den Bau einer Strophe und nicht eines Verses bezogen hatte. Aber dank deiner Erklärung hat sich das jetzt geklärt :) Danke!

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Du solltest vom Aufbau der Erörterung her schließen: These - Antithese - Synthese. Brecht arbeitet oft so und stellt in seinen politischen Gedichten damit landläufige Vorurteilen in Frage (Fragen eines lesenden Arbeiters) oder er entlarvt damit politische Aussagen hirnloser Apparatschiks als kruden Unsinn (z.B. in seinem Gedicht zum 17. Juni 1953).

Bertolt Brecht

Die Lösung

Nach dem Aufstand des 17. Juni

Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbandes

In der Stalinallee Flugblätter verteilen,

Auf denen zu lesen war, dass das Volk

Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe

Und es nur durch verdoppelte Arbeit

Zurückerobern könne.

Wäre es da

Nicht einfacher, die Regierung

Löste das Volk auf und

Wählte ein anderes?