Was bedeutet: Die Romantiker wollten die Welt romantisieren?

Novalis (Friedrich von Hardenberg, der Erfinder des Begriffs "Romantisieren") kritisiert die Auswüchse der Aufklärung. Die "Empiristen der Aufklärung" suchten Erkenntnisse nur durch die physische Sinneswahrnehmung. Die Aufklärung der Romantiker gehe tiefer. Poesie bedeute für sie, über die bloße Rationalität hinaus zum Übersinnlichen und damit zur Gotteserkenntnis zu gelangen. Hierzu diene die "Romantisierung der Welt".

"Das willkürlichste Vorurteil ist, dass dem Menschen das Vermögen, mit Bewusstsein jenseits der Sinne zu sein, versagt sei. Der Mensch vermag in jedem Augenblicke, ein übersinnliches Wesen zu sein. Ohne dies wäre er nicht Weltbürger – er wäre ein Tier." (so Novalis)

Inspiriert wurde Novalis von dem Philosophen und Theologen Schleiermacher (in "Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern") "Unsterblichkeit ist nichts anderes als mitten in der Endlichkeit eins werden mit dem Unendlichen und ewig sein in diesem Augenblick. Religion ist Sinn und Geschmack fürs Unendliche."

Der Mensch braucht zur Erkenntnis des Übersinnlichen einen Mittler. Dieser kann Jesus Christus sein, muss es aber nicht sein. Der Mittler ist jedenfalls auch der Dichter. Er ist immer nur ein Medium wie ein Fenster, durch den das Licht des Absoluten scheint. Der Schlüssel zum höheren Bewusstsein war für Novalis also die Poesie, die er mit dem religiösen Impuls gleichsetzte.

Von einer solchen Tiefendimension des Religiösen sei das tägliche Leben des Philisters meilenweit entfernt, lästert der Dichter. "Philister leben nur ein Alltagsleben. Poesie mischen sie nur zur Notdurft unter. Ihre sogenannte Religion wirkt bloß wie ein Opiat: reizend, betäubend, Schmerzen aus Schwäche stillend….Der derbe Philister stellt sich die Freuden des Himmels unter dem Bilde einer Kirmes, einer Hochzeit, einer Reise oder eines Balls vor.“

"Die Poesie mischt alles zu ihrem großen Zweck der Zwecke – der Erhebung des Menschen über sich selbst. Der Sinn für Poesie hat viel mit dem Sinn für Mystizismus gemein. Er ist der Sinn für das Unbekannte, Geheimnisvolle, zu Offenbarende, das notwendig Zufällige. Er stellt das
Undarstellbare dar. Er sieht das Unsichtbare, fühlt das Unfühlbare. Der Poet ist der transzendentale Arzt." (Novalis)

Die Poesie erscheint hier als Mittel, um die Welt zu "romantisieren". Allein der Dichter vermag durch die Art des Romantisierens das Übersinnliche sichtbar zu machen, indem er die äußere gegenständliche Welt verändert, ihr ein seltsames, unwirkliches, geheimnisvolles Aussehen gibt. Diese nur dem Dichter, seinem Talent gegebene Fähigkeit führt den Menschen letztlich, da das Übersinnliche gesehen wird, zur Erkenntnis des Göttlichen.

Sie wollten die schöpferischen Kräfte des Menschen aktivieren als Widerstand gegen bürgerliches Nützlichkeitsdenken, deren Vertreter für sie der Philister war.

"Belebung" statt Nüchternheit und "rasender Stillstand".

Dass romantische Menschen sich eine Welt voller Romantik herbeisehnen.

Es bedeutet: Tautologischer Pleonasmus!