Was bedeutet der Spruch. Mich laust der Affe?

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Der Ausruf „Mich laust der Affe!“ ist eine Redensart, die großes Erstaunen, starke Verblüffung, (unangenehme) Überraschung zum Ausdruck bringt. Jemand ist sehr verdutzt, erstaunt, verblüfft, verwundert, erstaunt, vielleicht auch erschrocken.

Hintergrund ist die Angewohnheit von Affen, ihr eigenes Fell oder das von anderen Affen zu durchsuchen. Dies ist bei ihnen auch eine soziale Kontaktaufnahme. Läuse oder andere Parasiten spielen dabei nur eine geringfügige Rolle. Die Affen entfernen häufig kleine abgestorbene Hautschuppen und knabbern Salzkristalle.

In früheren Zeiten haben Gaukler und Schausteller z. B. auf Jahrmärkten Affen vorgeführt. Die Affen haben auch Gelegenheiten genutzt, blitzschnell auf jemand im umstehenden Publikum zu springen und Haare zu durchsuchen, was wie ein Entdecken von Läusen wirken konnte. Dies war ein eigenartiges Schauspiel, das verdutzte, und konnte für einen betroffenen Zuschauer eine (unangenehme) Überraschung ein.

http://www.geo.de/GEOlino/mensch/redewendungen/deutsch/redewendung-mich-laust-der-affe-73843.html

„Text von Elisabeth Turker
Mich laust der Affe
Wenn jemand sagt, ihn lause ein Affe, möchte er ausdrücken, dass er sehr erstaunt ist. Wir erklären euch, woher dieser Ausspruch stammt.“

„Die Redewendung "Mich laust der Affe" drückt große Überraschung und Erstaunen aus. Auf Jahrmärkten des letzten Jahrhunderts gab es öfter Gaukler, die einen Affen bei sich hatten. Dieser sprang ab und zu auf die Schultern von Zuschauern und begann so zu tun, als würde er ihre Haare von Läusen befreien – kurz, lausen. Die "Gelausten" waren meist sehr überrascht, was zu noch größerem Gelächter bei den anderen Zuschauern führte. Noch heute ruft man deshalb manchmal, wenn man sehr erstaunt ist oder mit einer Sache gar nicht gerechnet hat: "Mich laust der Affe!"“

Albrecht  30.01.2014, 02:34

Lutz Röhrich, Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. 5. Auflage der Taschenbuchausgabe [der Neubearbeitung 1991] . Freiburg [Breisgau] ; Basel ; Wien : Herder (Herder-Spektrum ; Band 5200), 2001 (Band 1: A – Dutzend, S. 71:
Ich denke, mich laust (kratzt) der Affe! Ich dachte, der Affe soll mich lausen und Es war, als hätte der Affe mich gelaust.

„Die Rdaan. sind der Ausdruck hochgradigen Erstaunens, unangenehmer Überraschung und höchster Verwunderung. Auch viele mdagl. Wndgn. kennen dieses sprachliche Bild; wahrscheinlich sind sei sogar der Ausgangspunkt dafür. Die Übertr. und Rdaan. im Hochdeutschen wird wohl im 19. Jh. von Berlin ausgegangen sein, wo die Wndgn. ‚Ik denke, der Affe laust mir‘ und in etwas gebildeter Form ‚Ik denke, mir soll der Affe frisieren’ bes. häufig und beliebt sind. In Ostpr. heißt es ähnl. ‚Ök docht, mî sult de Å luse‘, im Rheinl. dienen die Wndgn. ‚Do messt ich jo vom Affen gelaust sein‘;‚Du bös wal vam Affen gefluht?‘ und: ‚Du kanns mich ens den Affen fluhe (luse)!‘ als abschlägige Antworten.“

S. 71 – 72: „Diese Rdaan. und z. B. auch das westf. Sprw. ‚Wat van Affen kümmt, will lusen; wat von Katten kümmt, will musen’ beruhen auf der Beobachtung, daß sich die Affen selbst oder auch gegenseitig das Fell durchsuchen. Es hat dabei den Anschein, als ob sie Läuse und Flöhe entdecken und diese dann voller Genuß verzehren. In Wirklichkeit suchen sie aber nur nach kleinen salzhaltigen Hautschuppen im Fell oder auch in den Haaren eines Menschen. Wenn sie Gelegenheit bekommen dazu erhalten. Diese bot sich dann, wenn die Gaukler oder Kameltreiber mit ihren Affen im Kreis einer staunenden Menge erschienen, die natürlich nichts von dem eigentl. Grund des ‚Lausens‘ ahn ten. Der Gaukler ließ seinen possierlichen Affen Kunststücke aufführen. Lose verkaufen und mit einem Hut Geld einsammeln oder hatte ihn ruhig auf der Schulter sitzen. Wenn dann der Affe plötzlich auf den Rücken oder die Schulter eines Zuschauer sprang, um sofort bei ihm nach Läusen, d. h. den Schuppen auf dem Kopf zu suchen, war der Betroffene sehr erschrocken und peinlich berührt, weil nun die anderen glauben mußten, daß er Ungeziefer herumtrug, daß d er Affe sofort entdeckt habe. Die Schadenfreude und der Spott der Umstehenden war groß und zog immer mehr Schaulustige an, was der Gaukler ja gerade beabsichtigt hatte. Der rdal. Vergleich aus dem Rheinl. ‚De mischt e Gesicht, als wenn e vom Affen gelaust wure wär‘ weist deutlich auf diesen Zusammenhang.“

Rdaan. = Redenarten
mdagl. = mundartliche
Wndgn. =Wendungen
Übertr. = Übertragung
Jh. = Jahrhundert
bes. = besonders
Ostpr. = Ostpreußen
ähnl. = ähnlich
Rheinl. = Rheinland
westf. = westfälische
Sprw. = Sprichwort
eigentl. = eigentlichen
rdal. = redensartliche

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Eleganza 
Fragesteller
 30.01.2014, 13:53

Vielen Dank für die ausführliche und aufschlussreiche Antwort :D

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Gleichbedeutend wie "Ich packs nicht mehr" oder "Ich krieg die Kriese"; Wenn jemand geärgert ist über jemanden oder etwas; wenn jemand jdm. eine doofe Frage stellt, dann laust ihn der Affe.

rango9  24.01.2014, 12:46

der spruch bezieht sich nicht nur auf das geärgert-sein, sondern ganz generell ist es ein ausruf des erstaunens

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