Warum wurde Andri am Ende von Andorra umgebracht?

2 Antworten

Du trägst psychologische Ursachenforschung an ein Kunstwerk heran, ohne zu beachten, welche Aussageabsicht das Kunstwerk hat.

In dem Stück wird gezeigt, dass die Umwelt Andri in die Rolle eines Juden drängt, weil sie glauben er wäre einer und müsse die Klischees erfüllen.

Ein realer "Judenschauer" könnte selbstverständlich keinen Juden am Gang erkennen, sondern er kann nur entscheiden, wer das Opfer sein soll.

Für die Aussage des Werks ist wichtig, dass die Umwelt an Andri schuldig wird, indem sie ihn zu etwas drängt, was er nicht ist, und dass sie ihn dadurch der feindlichen Macht ausliefert.

Es gibt immer wieder Leute, die sich fragen, wie es nach dem Ende eines Stücks oder Buches mit den einzelnen Personen weitergeht. Es geht nicht weiter, denn mit dem Ende des Textes endet das Schicksal der fiktiven Person.

Erst mit einem neuen Text kann man das weitere Leben der fiktiven Person gestalten.

Aber jeder Leser kann für sich selbst überlegen, wie seiner Meinung nach das Schicksal weiterginge. Nur, das ist die Entscheidung des Leser oder Zuschauers. Im Kunstwerk selbst wird dem Leser/Zuschauer nur Material für sein Verständnis des Textes gegeben, nicht die Zukunft festgelegt, es sei denn, sie wird ausdrücklich berichtet.

Es gibt keine Merkmale, die einen Juden in seinem Äußeren unterscheiden. Das ist der Punkt in der Szene. Andri ist kein Jude und hat die angeblichen Merkmal trotzdem, weil er sich als Jude Identifiziert.

Er hat die Merkmale angenommen, die man ihm Unterstellt. Das Buch ist bei mir schon länger her, aber ich meine es gab eine Szene, in der Andri selber feststellt, dass er geht und steht wie ein Jude. Das er dem Geld nach ist, wie ein Jude. Das haben andere ihm beigebracht.

Der Punkt ist, dass Juden normale Menschen sind. Ein Judenschauer kann niemals einen Juden wirklich erkennen.

Vieleicht hat erkannt, dass Andri anderst läuft, unsicherer ist oder nur darauf zu warten scheint, dass er erkannt wird.