warum sind barrieren so schlimm?

13 Antworten

Nicht jeder will Barrierefreiheit, aber die meisten Menschen sehen schon ein, dass Barrierefreiheit erstrebenswert ist. Sie geht mit höheren Kosten und größerem Platzaufwand einher. Aber sie lohnt sich.

Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen haben ein Anrecht auf eine möglichst große Teilhabemöglichkeit an der Gesellschaft und am Zugang zu Örtlichkeiten und Verkehrsmitteln. Alles andere wäre eine Diskriminierung.

Wir sind eine alternde und vereinsamende Gesellschaft - Barrieren sind da für alle ein Hindernis, auch für die, die noch nix merken.

Barrierefreiheit bedeutet für viele Menschen Teilhabe am Leben. Barrieren schränken sie in ihrer Teilhabe massiv ein.

Stell dir vor, du hättest einen Arzttermin, sprichst aber die Sprache des Arztes nicht. Ganz schön blöd. Nun darfst du aber keinen Dolmetscher mit ins Behandlungszimmer nehmen, weil das verboten ist. Wie möchtest du den Arzttermin wahrnehmen?

Stell dir vor, du gehst mit Freund*innen shoppen. Während diese Klamotten für erwachsene Menschen anprobieren verziehst du dich als erwachsener Mensch in die Kinderabteilung, weil dir nur Kinderklamotten halbwegs passen - und trotzdem musst du Hosenbeine & Ärmel immer umarbeiten lassen.

Stell dir vor, du stehst am Bahnsteig und plötzlich rennen alle Menschen an dir vorbei. Du fragst dich, was los ist, denn du konntest die Durchsage nicht hören. Durch leidliche Erfahrung weißt du, dass vermutlich ein Gleiswechsel angekündigt wurde und nun versuchst du herauszufinden auf welchen Bahnsteig du wechseln musst. Dies gelingt dir aber nicht, weil in deiner Umgebung niemand deine Sprache spricht.

Stell dir vor, eine Freundin erzählt dir von einem tollen Buch. Du findest es interessant und möchtest es auch lesen. Kannst du aber nicht, weil es das Buch nicht in deiner Sprache gibt. Die Sprache, in der das Buch geschrieben ist, kannst du aber nicht lesen. Also suchst du das Hörbuch - gibt es aber nicht, weil Hörbuchverlage zu geizig waren, das Buch zu vertonen.

Du merkst also vielleicht: Durch Barrieren können alltägliche und teilweise wichtige Dinge nicht erledigt werden.

Das solltest du mal selbst erleben - dann wirst du die Frage anders stellen.

Geh einfach mal mit einem Rollstuhlfahrer durch die Innenstadt (dort ist es meist nicht ganz so schlimm). Aber bitte nicht nur nebenher-laufen, sondern den Rollstuhl manuell selbst schieben.

Vielleicht ein Eis essen oder ins Restaurant. Danach ein bisschen einkaufen - auch mal in einen großen Supermarkt. Du wirst sehr schnell feststellen, dass jedes kleine Hindernis sehr rasch (aus der anderen Perspektive) ein großes Hindernis werden kann - so ein Weg über den Parkplatz eines Supermarktes mit ein bisschen was Eingekauftem wird da schnell zum Marathonlauf.


Nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern beispiesweise Nutzer von Gehwagen sind auf Battierefreiheit angewiesen. Und nicht nur ältere Menschen sind körperlich eingeschränkt.

Stell Dir mal vor, Du kämst nicht mehr in Deine Wohnung, in Restaurants oder Hotels, in Verkehrsmittel, zum Geldautomaten, zu Konzerten oder Ausstellungen. Du könntest weder verreisen oder Dich mit Freunden treffen, weil Du den Treffpunkt nicht erreichen könntest.

Wäre das ein erstrebenswertes Leben für Dich?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung