warum hat die Gitarre so eine Form?
hallo könnte mir jemand mal sangen wieso die Gitarre so eine Form hat
2 Antworten
Hallo,
die Frage lässt sich gar nicht so einfach beantworten, da es sehr viele unterschiedliche Gitarren gibt und nicht jede die gleiche Form hat. Auch kommt es darauf an wie du eine Gitarre definieren würdest. Gebräuchlich ist es die Gitarre als Kastenhalslaute zu klassifizieren. Das würde allerdings alle E-Gitarren mit massivem Korpus ausschließen. Aber bleiben wir mal bei der Kastenhalslaute und nehmen mal an, dass eine moderne Gitarre eine Konzertgitarre ist, auch Klassikgitarre. Diese heute weit verbreitete Gitarrenbauart wird dem Spanier Antonio De Torres (1817 - 1892) zugeschrieben. Gitarren werden tatsächlich in vor Torres und nach Torres eingeteilt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gitarre
https://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_de_Torres
Die moderne Gitarre nach Torres entstand nicht über Nacht. De Torres vereinte viele Ideen und schuf daraus die Basis für das heute weit verbreitete Instrument. Die Geschichte der Gitarre geht aber viel weiter zurück - Sprich hunderte Jahre und wenn man ganz beim Urschleim anfangen wollte auch tausende.
Die europäischen Lauten gehen auf die arabische Oud zurück. Diese Lauten hatten einen tropfenförmigen/birnenförmigen Korpus und der Boden war gewölbt, also schalenförmig - Diese Instrumente sind Schalenhalslauten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oud
https://de.wikipedia.org/wiki/Lauteninstrument
Der Sprung vom Birnenförmigen/Tropfenförmigen Korpus auf den bis heute üblichen Korpus mit Taille und flachen Schultern, war dem Saitenzug, bzw. der Belastung die der Hals auf den Korpus ausübte geschuldet. Die abgeflachten Schultern konnte diese Kraft besser verteilen. Auch dient die Taille der Stabilisierung. Wobei Ergonomie und optische Aspekte eine Rolle gespielt haben dürften. Diese frühen Gitarren hatten oft noch einen schalenförmigen Boden - Die Taille war weniger stark ausgeprägt. Die Gitarren erinnerten mitunter eher an ein Paddel mit leichter Taillierung, als an die recht ausladenden, durchaus auch von einem weiblichen Schönheitsideal geprägten Formen moderner Gitarren. Die Schalenkonstruktion war stabiler und das Mehr an Stabilität, dass die Taillierung einer Zarge ermöglicht, war nicht so sehr nötig.
Über die Zeit war der Trend, dass Gitarren leichter gebaut wurden, da die klanglichen Eigenschaften so variabler werden. Die klassische Schalenkonstruktion wurde von der heute noch üblichen Kastenkonstruktion abgelöst. Diese Kastenkonstruktion erlaubte ausladender Formen und machte auch eine stärkere Taillierung nötig um die Zargen zu stabilisieren. Auch wurden Gitarren immer größer um auch laut spielen zu können. Vorallem wurde der Teil auf dem der Steg installiert ist größer. Diese Partie der Decke ist am wichtigsten für den Klang, die Ansprache und die Lautstärke des Instruments. Der Teil hinter der Taille zum Hals hin, mit dem Schallloch, dem Halsfuß und dem überlappenden Griffbrett ist klanglich weniger prägend.
Was man in der Regel nicht sieht; Gitarrendecken sind sehr dünn und das übliche Fichtenholz würde dem Saitenzug ohne Unterstützung nicht standhalten. Es käme zu Beschädigungen. Um die Decke zu verstärken befinden sich auf der Unterseite Leisten bzw. Balken. Ursprünglich wurde dafür eine Leiterbebalkung verwandt. Dies sind zwei, oder mehr, Balken parallel zum Steg unter der Decke. Die Bebalkung variierte stark zwischen verschiedenen Modellen und dann kam Torres mit dem Fächersystem für die Balkenanordnung um die Ecke und zack fertig - Moderne Gitarre.
Viele Westerngitarren (Stahlsaiten) haben größere Korpusformen als Konzertgitarren. Auch hier wollte man schlichtweg lauter spielen können. Die Stahlsaiten haben wesentlich mehr Zugkraft und die Decken von Westerngitarren wurden noch lange mit einer abgewandelten Form der Leiterbebalkung ausgeführt und nicht dem Fächersystem, um der hohen Zugkraft etwas entgegen zu setzten. Moderne Westerngitarren verwenden ein Kreuzverbalkung oder gar eine doppelt gekreuzte.
Nachtrag:
Ein schönes Video zu dem Thema von Rob Scallon mit Brandon Acker in dem verschiedene Instrumente, die den Weg zu den modernen Gitarren beschreiben, vorgeführt werden:
Kurz zusammengefasst: Klang/Lautstärke, Handlichkeit und Optik.