Warum hätte das Buch der Offenbarung es fast nicht in das neue Testament geschafft?
Die frühen Christen haben sich ja lange darüber gestritten, welche Bücher in das neue Testament aufgenommen werden sollen.
Beim Buch der Offenbarung gab es viele Streitigkeiten und Gegner dieses Buches.
Der Grund dafür war unter anderem, wenn ich mich nicht täusche, dass es dort um die Spannungen zwischen Rom/dem römischen Reich und den Juden gab und ein Krieg auszubrechen drohte (was schlussendlich auch geschah mit dem Sieg der Römer), und der Autor/die Autoren des Buches der Offenbarung dies geschildert hatten, als die finale Schlacht zwischen Gut und Böse.
Dabei sollte Jesus wiederkehren und sein 1000 jähriges Königreich etablieren, wobei das römische Reich verloren hätte (das Biest und der Antichrist). Keine Ahnung, warum viele dagegen waren, das ins NT aufzunehmen.
Vielleicht, weil zu dem Zeitpunkt Rom bereits gegen die Juden gesiegt hat, der Rest wäre damit selbsterklärend.
So verstehe ich das zur Zeit, aber vielleicht können Historiker/Theologen mehr Aufklärung geben (bitte keine Laien mit einer persönlichen Meinung, das bin bereits ich).
Islam wegen Sieg der Römer und neues Testament deswegen angeblich korrupt?
4 Antworten
Nein, das war nicht der Grund. Manche glaubten nicht, daß der Text vom Apostel Johannes stammt, weil er so anders ist als seine übrigen Texte. Schaut man aber genau hin, wird klar erkennbar, daß der Text sehr wohl von Johannes stammt.
Das 1000 jährige Königreich ist eine falsche Interpretation. So etwas wird es nicht geben.
Die genannten Gründe stimmen also nicht. Später wurde die Offenbarung des Johannes abgelehnt, weil Dinge darin stehen, die manchen nicht passen. Bis heute, so auch hier in anderen Antworten wieder. Der Text gehört aber klar und eindeutig zur Bibel.
Der Grund dafür war unter anderem, wenn ich mich nicht täusche, dass es dort um die Spannungen zwischen Rom/dem römischen Reich und den Juden gab und ein Krieg auszubrechen drohte
Nein, das war kein Grund.
Die wesentlichen Gründe weshalb es so lange umstritten war, waren die Frage ob der Autor der Apostel Johannes war oder nicht, was in der Ostkirche mehrheitlich abgelehnt (zurecht) wurde, aber auch weil es vielen bis dahin etablierten Vorstellungen davon widersprach, was am Ende der Zeit passieren würde. Und die Begeisterung für diese endzeitlichen Dinge, die sie bei manchen Gläubigen auslöste, war vielen Kirchenleuten suspekt.
So sehr ich viele Texte der Offenbarung schätze, ich vermute sie hat in der Geschichte mehr Unheil angerichtet als dass sie Positives bewirkt hätte.
Kirchenkonzile und deren Streitigkeiten sind eigentlich völlig irrelevant, denn für den Kanon der Bibel gibt es genaue Kriterien.
Hier wird das genauer erklärt (von Dr. Roger Liebi): Die-Bibel_absolut-glaubwürdig
Und auch auf dieser Seite (unter "Der Kanon"): Die Entstehung der Bibel
Die Offenbarung gilt als das schwächste Buch im Neuen Testament und war zu Recht schon damals sehr umstritten.
Die Offenbarung des Johannes treibt alles, was wir bislang über das negative Menschenund Weltbild gesagt haben, auf die Spitze. Diese Schrift, die einzige prophetische Schrift des Neuen Testamentes, steht nicht nur am Ende der Bibel, weil sie sich mit der Endzeit beschäftigt, sondern ebenso deshalb, weil sie innerhalb der Kirchen- und Theologiegeschichte lange umstritten war und auch einflussreiche Theologen (zum Beispiel Luther) sich sehr reserviert über sie äußerten. Haben wir gesehen, dass die Ethik Jesu und der neutestamentlichen Schriftsteller bei allem Negativen im Menschenbild und in der Gottesvorstellung doch auch positive Aspekte brachte, so begegnet uns mit der Offenbarung des Johannes eine abschreckende und widerliche Schrift, der „Gipfelpunkt der in der biblisch-christlichen Religion enthaltenen sadistisch-inhumanen Aspekte“ (Buggle, S. 140). Selbst die nicht zimperlichen alttestamentlichen Schriftsteller hätten von dieser Schrift noch etwas lernen können. Die einschlägigen Stellen lassen sich dabei nicht dadurch entschuldigen, dass es sich um keine realen Geschehnisse, sondern um Visionen handelt. Eben als Visionen beanspruchen sie ja, künftiges Geschehen zu enthüllen. Und die Drohung, das ist eine alte Regel beim Schach, ist stärker als ihre Ausführung. Diese merkwürdige Schrift am Ende der Bibel, die in der Verkündigung der christlichen Kirchen nur eine Nebenrolle spielt und die, wenn sie überhaupt zitiert wird, nur in einigen wenigen ausgewählten Passagen verwendet wird, gehört der jüdischen Literaturgattung der Apokalyptik an, die etwa vom zweiten vorchristlichen Jahrhundert an verbreitet war. Die bekannteste Apokalypse (von griechisch apokalyptein: offenbaren, enthüllen) hat mit dem Buch Daniel Einzug in das Alte Testament gehalten, war aber nicht die einzige dieser Schriften, die zur Zeit Jesu bekannt waren. Es gab eine ganze Reihe von Apokalypsen, später auch im christlichen Bereich. Der Verfasser der Apokalypse des Johannes wurde in der alten Kirche mit dem Jesusjünger Johannes, dem Sohn des Zebedäus, identifiziert, was dieser Schrift eine vergleichsweise hohe Wertschätzung zukommen ließ, meinte man doch damit der Verkündigung Jesu ganz nahe zu sein. Die neutestamentliche Forschung hat jedoch ergeben, dass der Verfasser der Offenbarung, der sich selbst nur Johannes nennt, kein Augenzeuge des Lebens Jesu gewesen sein kann. Die Forschung verortet ihn am ehesten zur Zeit der Kaiserschaft Domitians (81–96). Dem Sprach- und Gedankengut nach ist dieser Johannes auch nicht identisch mit dem Verfasser des Johannesevangeliums. Schon in der Antike waren die apokalyptischen Schriften selbst Christen suspekt. Die Offenbarung des Johannes wurde in Teilen der Ostkirche deshalb nicht anerkannt. Dafür beriefen sich im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder Fanatiker, Endzeitsekten, Pietisten und christliche Fundamentalisten auf dieses letzte Buch der Bibel. In unserer heutigen Zeit spielt die Offenbarung vor allem bei den Zeugen Jehovas und den Adventisten eine große Rolle. Die jüdischen Apokalypsen waren alle pseudepigrafisch, sie gaben vor, von berühmten Personen der Vorzeit verfasst zu sein (Mose, Henoch). Dieser Trick war in der Antike nicht unüblich. Der vermeintlich angesehene Verfasser behauptete die Geschichte zu kennen und gab einen Geschichtsabriss der künftigen Ereignisse, die (da sie ja bereits geschehen waren) natürlich exakt zutrafen. Die zukünftige Geschichte konnten die fiktiven Verfasser jedoch nicht kennen, und so sind ihre Geschichtsbeschreibungen ab einem bestimmten Zeitpunkt fehlerhaft. Dadurch lässt sich dann die Entstehungszeit relativ genau bestimmen. Die Offenbarung des Johannes ist jedoch rein eschatologisch ausgerichtet, d. h., die Vergangenheit spielt für sie keine Rolle, sie ist nur an der Endzeit interessiert. Johannes bildete sich ein, in der Endzeit zu leben. Für ihn ist die Welt von bösen mythologischen Mächten bestimmt, und der Geschichte liegt ein Plan zugrunde, der die Geschicke der Menschen bestimmt. Wer von den übrigen Büchern des Neuen Testaments kommt, wo die Geschehen der Endzeit zwar angedeutet, aber kaum ausgemalt werden, der findet bei Johannes das volle Programm. Und wer etwas von Liebe und Vergebung des neutestamentlichen Gottes zu wissen meint, der wird hier eines Schlechteren belehrt. Denn der Gott der Apokalypse bringt Tod und Vernichtung, er bringt Folter und sadistische Quälereien.
Kubitza, Der Jesuswahn