Warum haben Architekten keinen Titel? Wie zb. Dr., Prof. ... ect.

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Können sie doch aber die meisten wollen schnell Geld verdienen und verzichten auf den Titel

Miskenosse  20.10.2009, 09:02

Frage an Geppi85: Ist das Dein Ernst, das dies die hilfreichste Antwort sein soll?

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Der Architektenberuf ist in Deutschland formal noch aufgestellt, wie ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, wohingegen sich Ausbildung und Beruf grundlegend geändert haben. Daraus ergeben sich eine Reihe von unlogischen Auswirkungen:
. -Architekt, Bauingenieur und sogar Maschinenbau- und Elektroingenieure aber auch Stadtplaner und Gartenplaner tragen für außenstehende den selben "Berufstitel" Dipl. Ing., (eigentlich ein akadem. Grad); eine formale Unterscheidung ist am Titel nicht möglich.
Historisch greift das quasi bis in die Zeit Michelangelos und Leonardo da Vincis zurück, als alle technischen Ingenieursrichtungen und die bildende Kunst noch in der gerade entstehenden Architektenpersönlichkeit vereint waren. Davon kann jedoch heute naturgemäß nicht mehr die Rede sein.
. -Architekten müssen sich in Deutschland immernoch in eine Architektenkammer eintragen (mit eigenem Versorgungswerk und einem Rattenschwanz an Formalitäten und Kosten), obwohl die Mehrzahl der Architekten faktisch mehrere Berufe ausüben, die Architektentätigkeit sogar meistens als Nebenberuf.
. -Im EU - Ausland ist die Erlangung der Berufsbezeichnungen "Architekt" i.d.R. einfacher geregelt - in Österreich gibt es z.B. eine Ausbildung ähnlich zur Fachoberschule in Deutschland (Beruf mit Abi), in allen Ländern außer Deutschland reicht jedoch das Abschlußzeugnis einer Hochschule, um die Bezeichnung "Architekt" zu führen.
In Italien ist man nach dem Abschluß des Architektenstudiums sogar automatisch Doktor. Hier sollten die deutschen Universitären in Punkto Qualifikation sich endlich an internationalen Maßstäben messen lassen. . -Architekt kann man in Deutschland an Uni,Technischer Hochschule, Fachhochschule und Akademie werden - unterschiedlicher könnten die Ausbildungen jedoch kaum sein. Am Ende müssen dann FH-Absolventen den Zusatztitel "FH" führen, aber nur 2 Jahre; während alle anderen sich neue Zusatztitel "erfinden" müssen ("Dipl. Ing. Univ.") um ihre Ausbildung näher zu bezeichnen. Logisch wäre, für die verschiedenen Ausbildungen am Ende auch verschiedene Berufsbezeichnungen einzuführen.
. -Behörden stellen aus Kostengründen nahezu ausschließlich Fachhochschul-Absolventen ein, deren Vorgaben dann im Berufsalltag oft auf völlig verschieden qualifizierte Architektenkollegen treffen.
.
Die Reihe ließe sich sicher noch fortsetzten.
Warum das alles so ist, läßt sich sicherlich nur aus der aktuellen gesellschaftlichen Irrelevanz (keine Lobby) des Berufstandes, verbunden mit der inneren Zerissenheit der der Berufsgruppe (Existenzängste der wenigen "alteingesessenen" Architekurbüros, Abschottung gegen die "jungen Wilden" erklären.
. Faktisch gehört eine grundlegende Reform, die auch EU - kompatibel ist, auf die Tagesliste.

Als FH-Absolvent kann man noch keinen Doktortitel erlangen. Hierzu benötigt man einen Masterabschluß. Es ist allerdings mehr als schwierig, einen Doktorvater im Bereich Architektur zu finden. Wenn man es doch geschafft hat, wird der akademische Grad Dipl.-Ing. durch Dr.-Ing. ersetzt.

"aermelvollschee" hat die Frage fast erschöpfend beantwortet, weshalb ich ihm auch ein DH verliehen habe. Vielleicht sollte man aber noch ergänzen, daß es zwei ziemlich unterschiedliche Ausbildungsgänge gibt, den technischen über Fachhochschule, Technische Hochschule oder Technische Universität oder den "künstlerischen" Weg über die Hochschulen für Bildende Künste (HBK), z. B. in der Hardenbergstraße Berlin oder im Frankfurter Städel. Die Absolventen einer HBK sind nach Abschluß dann keine Diplomingenieure, sondern sog. Diplom-Architektekten.

Selbstverständlich sind Architekten auch Diplom- Ingenieure, sie tragen nur den Titel nicht. Ich habe ein komplette Diplomstudium absolviert (8 Semester) und auch die entsprechende Diplomarbeit zum Ende habe ich geschrieben. Damit bin ich Diplom- Ingenieur Architektur in meinem Fall (FH). Dipl.- Ing. Architektur (FH) Vorname Nachname Mit Eintragung in die Architektenkammer "dürfen" wir den Titel Dipl.- Ing. ablegen, da "Architekt" ein geschützter Begriff ist und nur die diplomierten Ingenieure die auch die Qualifikation für die Architektenkammer geleistet haben ihn überhaupt tragen dürfen. Bei mir waren das: 2 Jahre Arbeit in allen Leistungsphase (angestellt) nachweislich 2 durchgeplante Projekte (Bauantrag und Werkplanung zeichnerisch) 10 Weiterbildungen der Architektenkammer

Jetzt muss ich Jährlich die Fortbildungen nachweisen, bin aber eingetragenes Mitglied, habe dadurch vorteile und einen Architektenstempel bekommen. Eine Voraussetzung für das Stellen von Bauanträgen ist die Eintragung auch!! Also jetzt: Architektin Vorname Nachname

Die Eintragung ist aber kein muss. Sie bringt jedoch erhebliche Vorteile und nur geringe Kosten (für mich 198,00 Euro/ Jahr). Also ich DARF mich jetzt Architekt nenne, bin aber trotzdem Diplom- Ingenieurin! :)