Wann schreibt man was?

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Wie bei senden - sendete/sandte ist auch bei wenden - wendete/wandte die regelmäßige Form die jüngere, und weil eine ältere Form zunächst als unmodern gilt, wird sie zioemlich rasch eher selten - und wenn sie dann selten ist, bekommt sie nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage schließlich eine höhere Wertigigkeit, die sich im Stil oder in der Verwendung oder der Bedeutung ausdrückt.

Das gleiche Phänomen findest du z.B. auch bei Wörter (jung) : Worte (ältere Form) oder Männer : Mannen

Sind nun 2 Formen nebeneinander vorhanden, wird für die seltenere gern eine spezielle Bedeutung gesucht: "sendete" z.B. betraf lange nur den Rundfunk, "Worte" , so wird erklärt, seien ein zusammenhängender Sinn, "Wörter" dagegen sind nur die einzelnen (daher "Wörterbuch", nicht aber "Wortebuch"); "Mannen" wird gern für ein Team verwendet, denn die alte Form erinnert an die Ritterzeit.

Bei wenden, abwenden, anwenden, verwenden, entsenden hat sich bisher noch keine Bedeutungsunterscheidung herausgebildet, wohl aber gilt die ältere Form für manche als gewählter, die jüngere andererseits ist ja nicht überall einsetzbar:
Man hat z.B. keine Verwendeten, nur Verwandte, während andererseits nur mehr wenige Leute jemals einen Hammer zum Einschlagen eines Nagels verwandt haben;
es gibt jedoch die Gesandten fremder Staaten, aber nicht Gesendete,
und man kann Angewandte Mathematik, Physik, BWL... studieren, wo man erfährt, wie die theoretische Wissenschaft angewendet (sehr selten: angewandt) wird.

Übrigens ist das -e- bei wenden und senden selber etwas Jüngeres und aus einem -a- entstanden:
Einst hießen die Verben nämlich
wand.jan - wand.ta - gi.wand.t sand.jan - sand.ta - gi.sand.t
Das -j- der Präsens-Endung bewirkte einen "i-Umlaut" (a >æ>e) - aber eben nur im Präsens.
Erst in jüngster Zeit hat man sich bemüht, die Präteritum- und Part.Perf.-Formen ans Präsens anzugleichen und so die Verben "regelmäßig" zu machen (d.h., viele Leute haben so oft den gleichen Grammatikfehler gemacht, bis er nun nicht mehr als "falsch" gilt).

Wie Mikkey richtig beobachtet:Bei abwenden hat sich eine Verwendungsunterscheidung bereits entwickelt, denn beim transitiven Verb etwas abwenden ist in der Bedeutung „verhindern“ nur noch das "regelmäßige" abgewendet üblich ("das Unheil konnte abwendet werden"),
wohingegen beim reflexiven Verb sich abwenden die älteren (scheinbar unregelmäßige) Formen wohl noch die vorherrschende ist ("er wandte sich ab").

Da der Wechsel e : a jedoch nicht auf irgendwelcher seltsamer Grammatik, sondern auf einer sehr regelmäßigen Lautveränderung des Stammvokal beruht, sind die Verben wenden und senden auch mit den a- Formen nur scheinbar "unregelmäßig".

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@Koschutnig

Ups, "das Unheil konnte abgewendet werden", war gemeint - nicht, dass jemand denkt, dieser Koschutnig kennt noch eine, bisher geheime Form!

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Angewandte Mathematik

Zur Zeit meines Studiums galt die als "unreine Mathematik" während der andere Zweig als "abgewandt" bezeichnet wurde ;-)

Viel Info, dafür DH

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Bei abwenden im Sinn von "sich wegdrehen" heißt es "abwandte" bei abwenden i.S. von "verhindern" heißte es "abwendete".

Das hat beides dich gleiche bedeutung. Ich würde sagen, dass abwandte nur etwas vornehmer rüber kommt, aber ob es einen unterschied gibt...

Ja, so etwas in der Art habe ich mir auch schon gedacht. Danke ;)

Soul

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